Ein halbes Jahr |Vkook

Kapitel 17

Jungkook POV:

Zögernd stehe ich vor dem großen Sofa im Wohnzimmer.

Na toll, die frischen Klamotten von Taehyung liegen noch auf seiner Couch. Mit meinen nassen Sachen kann ich nicht hier bleiben. Wie es aussieht, wird mich Taehyung auch sowieso nicht sehen wollen.

Ich seufze deprimiert.

Ich muss wohl nach Hause gehen. Vielleicht ist es besser so. Ich würde hier nicht einschlafen können, bei dem Durcheinander.

Seufzend laufe ich zur Garderobe und will mir gerade meine Jacke nehmen, da stellt sich mir eine Gestalt in den Weg. Fast hätte ich losgeschrien, hätte der Junge vor mir, mir nicht den Mund zugehalten.

"Pshhh.", flüstert er schnell. "Keine Panik, ich wohne hier."
Zögernd lässt er mich wieder frei und tritt einen Schritt zurück.

Spinnt der?! Ich wäre fast vor Schreck gestorben!

"I-ich bin Jungkook.", stottere ich dümmlich.
In Gedanken haue ich mir gerade gegen die Stirn.

Da ist ein fremder Typ und was mache ich? Mich vorstellen.

"Jin." Der Junge streckt mir eine Hand entgegen, die ich unsicher ergreife.
"Lust auf ein Zigarette?" Er hält eine Schachtel hoch und lächelt mich freundlich an.

Ich kann nicht nein sagen, oder?

Ich nicke zwiegespalten und folge ihm auf die Terrasse, wo er das Licht im Wohnzimmer ausschaltet und sich auf die Holzbank setzt.
Mittlerweile ist es schon dunkel, so dass ich nur noch seinen Umriss erkennen kann.

"Darfst du überhaupt schon rauchen?", will der Kerl wissen.
Ich unterdrücke mir einen angepissten Kommentar und schlucke meinen Frust herunter. "Ich bin schon achtzehn, keine Sorge."

Nickend reicht er mir eine Zigarette und das Feuerzeug, mit dem ich sie anzünde.

"Wieso bist du hier?", fragt er misstrauisch. "Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin bloß neugierig."
"Taehyung hat mich mitgenommen.", erzähle ich und mustere ihn von der Seite.

Seine schwarzen Haare fallen ihm leicht in die Stirn. Er müsste so um die zwanzig sein, schätze ich.

Verdutzt starrt er mich an. "Normalerweise nimmt er seine One-night-stands nicht mit hierher."

Was haben die denn bitte mit mir zu tun? Geht mich doch nichts an, wen er in seine Wohnung bringt. Moment... Der denkt doch nicht etwa...?

Entsetzt öffne ich meinen Mund, aber bekomme kein Wort heraus.

"War ein Scherz.", murmelt er und grinst breit. "Du hast einen dieser Filme gesehen, oder?"

Ich traue mich nicht zu antworten, sollte ich etwas falsch verstehen.

"Wir reden von demselben Film, keine Sorge. Ich schlafe im Zimmer gegenüber von Taehyungs. Da hört man so einiges.", erklärt er schulterzuckend und nimmt einen langen Zug seiner Zigarette.

"Das war keine Absicht.", murmle ich verlegen.
"Mach dir nichts draus, Süßer. Früher oder später musste das ja passieren."
Neugierig runzle ich die Stirn. "Er schaut die öfter?"

Ich weiß nicht, weshalb mich das schockiert. Bis jetzt habe ich mir wohl eingeredet, dass das alles nur ein dummes Missverständnis war.

"Das geht mich eigentlich auch gar nichts an. Wir... ähm... Wir sind keine Freunde."
Jin denkt nach und runzelt auf einmal die Stirn. "Warte mal... Wie sagtest du ist dein Name?", fragt er plötzlich und nimmt die Zigarette runter.

Wieso ist das so wichtig?

"Jungkook. Wieso?", antworte ich verwirrt.
Plötzlich drückt Jin die Zigarette aus. "Na wenn das so ist... War schön dich kennengelernt zu haben. Ich würde dich dann bitten zu gehen."

Wie bitte? Das ist ein Scherz, oder?

Ungläubig starre ich an an. "W-was?"
"Du sollst das Haus verlassen.", wiederholt er, diesesmal ernster.

Ich lasse mich doch nicht ohne Erklärung rausschmeißen!

"Okay, wieso hasst du mich? Hat Taehyung dir etwas über mich erzählt?"
Jin scheint mit sich selbst zu kämpfen. "Du weißt es wirklich nicht?"
"Was? Was weiß ich nicht?", fauche ich wütend.

Dauernd gehasst zu werden, ohne jegliche Erklärung, geht mir richtig auf den Sack!

"Jetzt hör mir mal zu, Herr Ich-bin-was-besseres! Ich bin hier in der letzten Drecksbude, habe kein Auto dabei und habe keine Ahnung, wo ich gerade bin! Es ist verdammt nochmal stockdunkel und bis zur nächsten Haltestelle dauert es zu Fuß bestimmt eine halbe Stunde!", schreie ich ihn an.

Ich hätte noch weiter rumgeschrien, hätte mich ein Krachen nicht abgebrochen.
Jin und ich sehen uns mit geweiteten Augen an.

Das kam aus Taes Zimmer...

Wir scheinen dasselbe zu denken, denn Jin rennt los. "Taehyung!"
Er scheint in seinem Zimmer stehen zu bleiben, da es für einen Moment kurz still ist.

Ich schlucke und laufe langsam auf die Tür zu.

Bestimmt will er mich nicht sehen, aber hier stehen zu bleiben kann ich auch nicht.

"Hey...", höre ich Jin murmeln und trete näher zur Tür.
Als ich an der Tür ankomme, vernehme ich ein leises Schluchzen.
Ich luge in das Zimmer und betrachte die Szene, die sich vor mir abspielt.

Jin sitzt am Boden und hält den weinenden Taehyung in seinen Armen, während er ihm einredet, dass alles gut ist.

Der große Schrank in der Ecke ist umgefallen und die Bücher liegen im Zimmer verstreut.
Scherben sind auf fem Boden verteilt.

Meine Kehle ist plötzlich ganz trocken.
Ich zittere am ganzen Körper.
Nicht wegen der Unordnung... Ich bemerke sie komischerweise nicht einmal.

Taehyung so zu sehen verletzt mich. Es versetzt mir einen Stich in der Brust.

"Ganz ruhig...", haucht Jin und fährt ihm durch die braunen Haare. "Ich hole einen Verband, okay?"
Er wendet sich mir zu. "Jungkook, hilf mir mal."

Ich schrecke aus meiner Starre hoch und laufe zu ihm, um den Schrank wieder aufzustellen, der auf Taehyungs Bein gelandet ist.

Ich will mich gerade umdrehen, da sieht Taehyung auf und blickt in meine Augen.

Ich meine in seine Seele sehen zu können.
Noch nie habe ich ihn so traurig und verzweifelt gesehen.

Wäre Jin nicht da würde ich zu ihm gehen, ihm die Tränen von der Wange streichen und ihn einfach im Arm halten. Mir egal, ob wir Freunde sind, oder nicht.

Doch Taehyung wendet seinen Blick wieder ab.
Jin sieht mich entschuldigend an, was ich als Zeichen sehe.

"I-ich... ähm... Ich gehe dann mal.", murmle ich und verschwinde im Wohnzimmer, um Namjoon anzurufen, damit er mich abholt.

Mir sollte es egal sein. Aber ständig muss ich an Taehyung denken. Weinend.

Ich hasse es, dass ich mir so viele Gedanken mache.
Trotzdem will ich mit ihm reden.

Irgendwas läuft nämlich gerade ziemlich schief...

Oha Update nach 4 Monaten 😱❤

Hätte jemand noch an der Story Interesse?

Yay or nah? 🤔