Ein halbes Jahr |Vkook

Kapitel 2

Jungkook POV:

"Leute, denen ich ins Gesicht schlagen will.", liest Namjoon den Titel meines Blattes vor und grinst belustigt, als er die Namen durchliest.
"Oh, wow! Wusste gar nicht, dass du so viele Leute hasst."

Wusste ich bis eben auch nicht.

Die Ernsthaftigkeit der Liste ist nur zweifelhaft. Immerhin steht selbst unsere Putzfrau darauf, die mich jedes Wochenende aus meinem Zimmer schmeißt, mit der Begründung mein Zimmer wäre eine 'Attraktion für Insektenliebhaber'.

"Wieso steht da Taehyung?", fragt er mit hochgezogener Augenbraue.

Oh.

Perplex sehe ich auf das Blatt und stelle fest, dass ich den Namen unbewusst aufgeschrieben habe.

Namjoon dreht sich verwirrt zu mir um. "Habe ich was verpasst? Du hast doch seit Ende der Grundschule kein Wort mehr mit ihm geredet."

Wie ich überhaupt mit ihm ein Gespräch halten konnte ist mir bis heute ein Rätsel.

Ich zögere, ob ich es ihm erzählen soll. Namjoon würde mich den Rest meines Lebens damit aufziehen.

"Also, ich war ja gestern auf der Toilette-", beginne ich.
"Ach echt? Wie außergewöhnlich."
"Lass das!", entgegne ich und fahre fort. "Es ist echt nichts besonderes-", seufze ich.

Was ist eigentlich mein Problem? Jeder schläft heutzutage mit jedem.
Okay, nicht unbedingt im Jugsklo...

Ich öffne meinen Mund um fortzufahren, als ich Taehyung in einer Gruppe Jungs wahrnehme.

Er hat seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben und redet mit seinem zweiten Schatten: Jimin.

Ich mochte ihn noch nie. Viel hatte ich nicht mit ihm zu tun. Er hat in meiner Nachbarschaft gewohnt und hat mich nie eines Blickes gewürdigt.
Woran ich mich erinnere, ist, dass er ständig Schlägereien begonnen hat.

Fast hätte ich auch daran glauben müssen, aber ich bin einen Baum hochgeklettert und habe den Rest des Tages dort verbracht, bis er und seine Gang abgezogen sind.

Er hat sich bis heute nicht geändert.

"Woran denkst du?", reißt mich eine bekannte Stimme aus meinen Gedanken.
Mein Blick schweift zurück zu Namjoon.

"Ich erinnere mich an früher.", erzähle ich und stochere in meinen Nudeln herum.

Neugierig legt er seine Gabel bei Seite.
"Okay, was ist los? Ist es wegen Taehyung?"

Verständnislos starre ich ihn an.

"Weil du ihn die ganze Zeit anstarrst.", erklärt er und ich werde rot im Gesicht.

So auffällig?

"Ich frage mich bloß wie ich ihn mal gemocht haben konnte."
"Frage ich mich auch, wenn man hört, was zur Zeit die Runde macht."

Interessiert sehe ich ihn fragend an.

"Er soll gestern mit der Freundin von Bambam geschlafen haben.", erzählt er.

Ich verschlucke mich und versuche nicht an der Cola zu ersticken.

Wie bitte?

"Ich habe die beiden gestern gesehen.", erkläre ich.

Daher kam sie mir also bekannt vor.

"Kein Wunder wollte die so schnell weg."

Namjoon nickt und beginnt wieder zu essen.

"Wie kann man so wenig Anstand haben? Das ist das letzte von ihm.", mischt sich mein Kumpel Yoongi ein. "Selbst meinem schlimmsten Feind würde ich das nicht antun."

Ich kann ihm nicht widersprechen, selbst wenn ich wollte.

Hat er mit ihr geschlafen? Ich weiß es nicht. Vielleicht kam es ja nicht dazu...

Ich wage noch einen kurzen Blick in seine Richtung, aber die Gruppe ist schon verschwunden.
Stattdessen erblicke ich Yoona und mir rutscht das Herz in die Hose.

Seit drei Jahren bin ich nun schon in sie verliebt.
Oder? Ist das Liebe? Zumindest werde ich völlig nervös in ihrer Gegenwart. Nur weiß sie nicht einmal, dass ich existiere.

"Sprich sie an.", ertönt Namjoon Stimme hinter mir, was mich die Augen aufreißen lässt. "Spinnst du? Ich kann sie doch nicht einfach ansprechen."
"Warum denn nicht? Dein ständiges Gestarre ist langsam unerträglich."

Vielleicht hat er recht...
Soll ich?

Naaah.

"Sie steht sowieso in einer Gruppe, da kann ich nicht einfach hingehen.", rede ich mich heraus.

Entschlossen schüttle ich den Kopf und versuche mich mit inneren Kräften unsichtbar zu machen, als sie an unserem Tisch vorbei läuft.

Namjoon seufzt tief. "Jungkook? Du bist ein hoffnungsloser Fall."

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Ly