10 ✈️ Eleanor on the Summer Road.

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» Ich fühle mich heute so stark, ich könnte Bäume ansehen. «

{ sydney }

E L E A N O R || Es war definitiv kein Spaß, mitsamt seinem Koffer durch Sydney laufen zu müssen.
Noch weniger spaßig war es, wenn man dabei sein komplettes Handgepäck mitschleppen musste und kein einziges Taxi halten und einen mitnehmen wollte.
Und der Spaß hörte ganz auf, weil in Syndey, ganz anders als in Amsterdam natürlich, ungefähr eine Millionen Grad Celsius herrschten und ich die Unsportlichkeit in Person war, aber irgendwie mich und meine Koffer ans andere Ende der Stadt bugsieren musste ohne einen Kollaps zu bekommen.

Ich konnte Sydney jetzt schon nicht leiden.

Die Stadt war laut und stank nach Abgasen und soweit ich das beurteilen konnte, waren die Einheimischen auch nicht gerade freundlich. Außerdem war ich müde und wollte einfach nur in ein Bett in dem schönen kühlen Zimmer, welches ich mir zuvor in einem Hostel für drei Tage reserviert hatte.

Das hieß, ich wusste nicht, ob es dort kühl war. Zwecks mangelnden Geldes (was im Klartext hieß, ich hatte genug Kohle, wollte es aber nicht direkt bei meiner ersten Station in den Wind schießen) hatte ich mich in einer einfachen Jugendherberge untergemietet, statt ein Hotel zu nehmen und ich wusste nicht, ob die Wörter wie „Klimaanlage" dort überhaupt kannten.

Ich hatte einfach keinen Nerv dafür, mich jetzt in eine überfüllte Straßenbahn zu quetschen und wie ein Schießhund auf meine Sachen aufpassen zu müssen.

Wenn mein verdammter Akku nicht leer wäre, dann würde ich jetzt Lani anrufen und sie hier hin bestellen und dann würde ich-

Seufzend ließ ich mich auf eine Bank sinken, die Koffer stellte ich neben mir ab, sodass sie sich niemand so einfach im Vorbeigehen schnappen konnte. Seit ich aus diesem blöden Flugzeug gestiegen war, hatte ich nicht mehr gesessen. Noch dazu war ich nach dieser langen Reise ziemlich durstig, aber es war auch kein Wasser in der Nähe.

Es sei denn, ich würde mal eben zum Bondi Beach laufen, doch das Wasser war wohl nicht gerade zum Trinken gedacht und ich würde wohl noch einen größeren Umweg machen.

Es half alles nichts. Ich würde wohl laufen müssen. Meine Reise fing ja toll an!

Ich wollte gerade die Adresse des Hostels, welche ich mir auf einem Zettel notiert hatte, in mein Handy eingeben, als mir wieder einfiel, dass ich das nächste Mal wohl etwas weniger Musik hören oder zumindest eine Powerbank zum Aufladen des Gerätes einpacken sollte. Sowas Doofes aber auch!

Als eine ältere Dame in langsamen Schritt und mit einem freundlichen Grinsen ihren Rollator an mir vorbeischob, da ergriff ich die Chance und sprang auf.

„Hey, sorry?" Verwirrt blickte die Frau auf, als ich mit beiden Armen winkend auf sie zustürmte. Sie musste denken, ich sei nicht mehr ganz bei Trost. Aber ich wollte einfach nur ein warmes, weiches Bett.

Und eine Tafel Schokolade.

Und ein Tee wäre auch nicht schlecht. Wobei, bei dieser Affenhitze wäre das wohl eher kontraproduktiv.

„Was kann ich für Sie tun?" Die Dame war stehen geblieben. Ihre runzligen Hände hatte sie um die Griffe des Rollators geschlungen, fragend blickte sie mich an.

„Entschuldigen Sie", ich strich mir nervös durch meine Haare, welche ich inzwischen aufgrund der Sonne hochgebunden hatte, „aber wissen Sie vielleicht zufällig, wie ich zu dieser Adresse gelange?"

up in the sky  »   elounor | ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt