8. Kapitel: Tanzt du mit mir?

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Nach einer größtenteils schlaflosen Nacht und einem hektischen Mittag, an welchem ich mir noch dringend passende Schuhe hatte kaufen müssen, stand ich nun im Bad und gab meinem Make-Up den letzten Feinschliff. Ich war so verdammt nervös, dass selbst meine Hände beim Auftragen meines Eyeliners zu zittern begannen und ich leise fluchen musste, weil ich es nur mit großer Mühe schaffte, das hinzubekommen. Das alles lag nicht einmal an Ben, sondern viel eher daran, dass ich bei dem Gedanken daran, dass ich auf dieser Gala garantiert komplett fehl am Platz sein würde, am liebsten schreiend davongelaufen wäre. Nun hatte ich ihm aber in meinem spontanen Hoch der Euphorie zugestimmt und natürlich hatte er es sich nicht nehmen lassen mir ein Kleid bereitzustellen. Ben hatte mir noch am Abend nachdem er gegangen war eine Nachricht geschickt, dass er Morgen jemanden vorbeischicken würde. Ich hatte zugegebenermaßen darauf gehofft, dass mir das erspart bleiben würde, denn im Gegensatz zu vielen anderen Frauen mochte ich die Vorstellung in ein enges Kleid zu schlüpfen ganz und gar nicht. Oh nein, dieser Gedanke verunsicherte mich nur noch mehr. Mit fertiger Frisur und abgerundetem Make-Up ging ich nun zurück in mein Schlafzimmer und betrachtete ehrfürchtig das mitternachtsblaufarbene Cocktailkleid, welches ich sorgfältig auf meinem Bett ausgebreitet hatte. Nachdenklich blickte ich zur Uhr auf meinem Nachttisch. Ben würde mich gleich abholen, also wurde es höchste Zeit hineinzuschlüpfen und zu beten, dass es passte. Ich hatte es nicht gewagt das Kleid vorher einmal anzuprobieren. Vielleicht hatte ich ja eine ähnliche Figur wie seine Freundin und darum hatte er sich bei der Größe gar nicht erst die Mühe gemacht mich zu fragen. Besser ich dachte darüber jetzt nicht nach...

Vorsichtig zog ich mir das Kleid an, welches zwar wirklich sehr schön aussah, aber mir garantiert nicht stehen würde und betrachtete meine Vorderseite erst einmal im Spiegel. Es reichte mir bis knapp über die Knie und saß wirklich perfekt. Feine silberne Pailletten zierten den Brustbereich und die sanft geschwungenen Voulons gaben dem Ganzen eine schöne Abrundung. Etwas fühlte es sich aber dennoch so an, als ob das im Spiegel vor mir nicht ich selbst, sondern irgendeine andere Frau war. Ein näheres Urteil zu meinem Auftreten wollte ich jedoch nicht wagen. Vorsichtig griff ich nun hinter mich und versuchte den Reißverschluss des Kleides zu schließen, der in einem leichten V-Ausschnitt endete. Genau in diesem Augenblick klopfte es an meiner Zimmertür. Erschrocken zuckte ich etwas zusammen und fuhr sofort herum.

„Moment, ich bin gleich bei dir", rief ich mit etwas erhobener Stimme und fluchte zum wiederholten Male heute, weil genau in diesem Augenblick der Reißverschluss zu klemmen begann.

Behutsam zog ich ihn nochmals etwas nach unten und wieder ein kleines Stückchen weiter hinauf, jedoch brachte das alles nichts. Er blieb immer wieder an der gleichen Stelle hängen. Das durfte doch wirklich nicht wahr sein! Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte doch schlecht... Verdammt, was sollte ich aber sonst machen, wenn ich dieses blöde Teil einfach nicht zubekam? Ich seufzte, schüttelte kurz den Kopf und gab mich schließlich geschlagen.

Als ich die Tür öffnete, lehnte Benedict lässig an der gegenüberliegenden Wand und tippte auf seinem Handy herum. Sobald er jedoch vernahm wie sich die Tür öffnete, sah er umgehend auf. Ich hatte diesen Mann bisher noch nie so herausgeputzt gesehen. Wie konnte man in einem ganz normalen schwarzen Anzug so verboten gut aussehen? Und wieso zur Hölle ertappte ich mich erneut dabei, wie ich an so etwas dachte? Er hatte schließlich eine Freundin!

„Wow", war alles, was ich im ersten Moment von ihm zu hören bekam, als er sein Handy schlussendlich verschwinden ließ und sich von der Wand abstieß, um näher zu kommen. „Das Kleid steht dir wirklich sehr gut, Mel. Du siehst toll aus."

„Oh, danke. Eigentlich mag ich ja wirklich überhaupt keine Kleider."

Benedict lachte.

„Ich weiß, das hast du mir gestern ja mehr als deutlich gemacht, aber ich kann beim besten Willen nicht erkennen wieso. Ich glaube ich muss dich heute Abend aber beschützen", deutete er mit einem Leuchten in seinen Augen an, welches ich selbst auf diese Entfernung wahrnehmen konnte. Ich stutzte und meine Kehle wurde auf einmal vollends trocken.

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt