12. Kapitel: Seid ihr zusammen?

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Ohne dass ich es aktiv beeinflusst hätte, hielt ich plötzlich die Luft an und ließ mich in einem leichten Anflug von Schwindel auf dem Bett nieder. Hieß das nun, dass er es wusste oder war das bisher nur eine reine Vermutung? Konnte ich mir mit seiner wohl neuesten Erkenntnis sparen ihn vom Beiwohnen dieses eigenartigen Telefonats zu unterrichten? Es war in dieser Situation wohl besser, sich vorsichtig vorzutasten.

Wie kommst du darauf?

Benedict ließ sich bei seiner nächsten Antwort deutlich mehr Zeit, als all die Male davor. Ich konnte förmlich spüren, wie unangenehm es ihm sein musste, mir davon zu erzählen. Nicht wegen mir, sondern weil er diese Frau wirklich innig liebte.

Ich dachte immer, dass Lauren die Frau ist, mit der ich
alt werden und meine eigene Familie gründen würde.
Von Anfang an war da diese Verbindung zwischen uns,
die mich glauben ließ, dass sie meine Seelenverwandte ist.
Ich dachte sie wäre die Eine, verstehst du?
Und manchmal da... ist sie auch genau so, wie ich sie kennen
und lieben gelernt habe und ich glaube zu spüren, dass ihre
Gefühle für mich ebenfalls so tief gehen, aber dann...
gibt es Momente, in denen ich genau merke, dass dem
nicht so ist. Ich weiß, dass sie mich nur wegen meinem Geld
und meinem Ruhm ‚liebt', aber ich dachte die ganze Zeit über,
dass sie irgendwann so für mich empfinden könnte wie ich für sie,
aber langsam glaube ich einfach nicht mehr daran...
Ich dachte ich weiß was ich will und dass sie es irgendwann ernst
meinen könnte, aber dann... kamst du... und ich kann nicht mehr
sagen, wie ich mich selbst dabei fühle oder was ich denken soll.
Es verwirrt mich, was ich über dich denke...

Ich blieb an seiner letzten Nachricht hängen. Was zum Teufel sollte das denn? Was redete er denn da für einen Blödsinn? Meine Hände hielten das Handy nachdem seine Textflut wieder abebbte so fest umklammert, dass bereits jegliches Blut aus meinen Händen gewichen war. Meine Knöchel waren vollends blutleer. Mit so einem Roman hatte ich nicht gerechnet. Und erst recht nicht damit, dass die Beziehung zwischen Ben und Lauren so aussah – zumindest aus seiner Sicht. Hatte ich wirklich so einen falschen Eindruck von den Beiden erhalten? Normalerweise hatte ich gute Menschenkenntnisse – dachte ich zumindest. Wie kam er nun aber auf den Vorwurf, dass sie fremd ging? Wie sollte ich darauf nun reagieren? Doch wieder einmal kam Benedict mir zuvor...

Es tut mir leid, das sollte ich dir so alles wohl gar nicht erzählen.
Das ist dir gegenüber nicht fair.

Langsam wurde es immer komplizierter. Spielte er damit auf mein eigenes Eingeständnis ihm gegenüber an, dass es mich durchaus getroffen hatte herauszufinden, dass er vergeben war? Dass ich ihm indirekt zu verstehen gegeben hatte, dass ich in ihm etwas mehr als einen einfachen Freund sah? Er schüttete mir hier gerade wortwörtlich sein Herz aus und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, also umschiffte ich die Einzelheiten großzügig.

Wie kommst du denn darauf, dass sie dich betrügt?
Hast du sie etwa gesehen?

Nein. Es ist nur ein Verdacht.
Anders kann ich mir einfach nicht erklären,
wieso sie immer öfter so kalt zu mir ist. 
Vielleicht verliert sie aber auch einfach nurlangsam das Interesse an mir.

Mittlerweile war jeder einzelne Muskel in meinem Körper angespannt. Das hieß also, dass er nicht wusste, dass es sich bei seiner Befürchtung nicht nur um einen Verdacht, sondern um eine Tatsache handelte. Zumindest deutete das von mir belauschte Telefonat ziemlich eindeutig in diese Richtung. Was sollte ich also tun? Es ihm sagen? Es ihm nicht sagen? Ich hasste es Entscheidungen zutreffen. Erst recht dann, wenn sie ein so großes Ausmaß mit sich bringen würden. Benedict hatte so verdammt verliebt gewirkt – und vor allem glücklich. Es schmerzte mich sehr daran zu denken, dass ihn das mit absoluter Wahrscheinlichkeit in ein tiefes Loch stürzen würde. All diese kleinen Puzzleteile, die sich über die letzten Wochen und seit unserer Bekanntschaft offenbart hatten, ergaben nun immer mehr einen Sinn. Vielleicht war der Gedanke egoistisch, aber ich wollte nicht Diejenige sein, die ihn diesem Schmerz auslieferte. Ich hatte Ben als sehr lebensfrohen und charismatischen Mann kennengelernt, der einen mit seiner guten Laune unmittelbar ansteckte. Automatisch schossen mir Erinnerungen an die Zeit durch den Kopf, in der ich erfahren hatte, dass Chris mich betrogen hatte. Schlagartig ging es mir nur noch schlechter. Ich selbst hätte auch gewollt, dass man es mir gesagt hätte, Nele hatte recht, aber nun selbst in dieser Situation zu sein, in der man es wusste...

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt