6. Kapitel: Möchtest du darüber reden?

2.4K 159 78
                                    




Benedict hatte noch auf dem Weihnachtsmarkt wie ganz selbstverständlich nach meiner Hand gegriffen. Der Kontakt zwischen unseren Händen war ungewöhnlich und verunsichernd gewesen, doch war er schnell zu einem beruhigenden und angenehmen Empfinden geworden. Seine Hand war bei Weitem nicht so eisig wie meine eigene und ich fürchtete, dass es ihm unangenehm war meine kalten Finger mit denen seiner großen Hand zu verschlingen, doch während er mich behutsam hinter sich herzog sah er immer wieder besorgt aber auch gütig mit einem bekräftigenden Lächeln auf seinen geschwungenen Lippen zu mir.

Benedict hatte darauf bestanden zu fahren, da ich in seinen Augen wohl zu aufgelöst gewirkt hatte – womit er vielleicht auch recht hatte. Ohne weiter darüber nachzudenken hatte ich ihm meine Schlüssel in die Hand gedrückt. Ich vertraute Benedict und obwohl ich im ersten Moment gänzlich vergessen hatte, dass er ja Brite war und darum auf der falschen Seite in seinem Heimatland fuhr, zeigte er absolute Souveränität bei unserer Fahrt zurück zu seinem Hotel. Die Autofahrt war ruhig verlaufen, auch wenn er mir immer wieder einen scheinbar unauffälligen, besorgten Blick in meine Richtung geworfen hatte. Auch nach dem Parken hatte er umgehend wieder nach meiner Hand gegriffen und mich in die Hotellobby geführt. Um diese Uhrzeit war diese wie ausgestorben und der Mann am Tresen nickte Benedict nur scheinbar wissend zu, als wir zusammen daran vorbei auf den Aufzug zusteuerten. Benedict steckte seine Zimmerkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz im Aufzug und ich staunte nicht schlecht, als er daraufhin den obersten Knopf drückte. Dieser hatte als Aufschrift daneben Suite.

Erst als der Aufzug schließlich stoppte, die Türen aufgingen und Benedict vorging, um die Lichter im direkt angrenzenden Zimmer anzuschalten, ließ er meine Hand wieder los. Meine eigene fühlte sich daraufhin kalt und leer an, doch ich verkniff es mir näher darüber nachzudenken. Plötzlich erleuchteten unzählige Lichter den ewig langen Gang, der in ein riesiges Zimmer mit Sofalandschaft und Panoramascheiben führte, die einen Blick über die gesamte Stadt ermöglichten. Mir blieb bei diesem Anblick fast die Luft weg.

„Wohnst du auf deinen Reisen immer so... komfortabel?", fragte ich ehrfürchtig und beobachtete Ben, wie er sich seiner Jacke entledigte und mich dann wieder mit einem amüsierten, aber gleichzeitig auch peinlich berührten Ausdruck ansah. 

„Nicht immer, aber meine Managerin meint es oft ziemlich gut mit mir. Eigentlich brauche ich diesen Schnickschnack gar nicht. Ich hoffe du denkst jetzt nicht, dass ich irgendwie versnobt bin oder so", erklärte er lachend und fuhr sich dabei beinahe nervös mit der vollen Handfläche über den Nacken. Es war irgendwie niedlich, wenn ihm etwas peinlich war.

„Ganz und gar nicht, Ben", erwiderte ich umgehend kopfschüttelnd, um ihn zu beruhigen. „Ich weiß zwar immer noch nicht wofür du so berühmt bist, aber ich empfinde dich als völlig bodenständig."

Etwas in Benedicts Augen leuchtete kurz auf, so als ob er sich freute, dass ich mich wirklich daran gehalten und seinen Namen nicht einfach bei Google eingegeben hatte, doch er sagte nichts dazu. Stattdessen räusperte er sich kurz etwas, nahm mir höflich meine eigene Jacke und den Schal ab und bedeutete mir dann, mich auf eines der Sofas zu setzen. Schließlich verschwand er für ein paar Minuten und kam wenig später mit zwei dampfenden Tassen frischem Tee zurück. Als er sich dann unmittelbar neben mich setzte, sodass sich unsere Beine fast berührten, wurde ich doch tatsächlich selbst wieder etwas nervös, auch wenn ich nicht ganz verstand weshalb.

„Das muss für dich jetzt ganz deinen möglichen Klischeevorstellungen entsprechen, aber ein guter Tee hilft wirklich immer. Ich spreche da aus Erfahrung", sagte Benedict und schenkte mir dabei sein schiefes Grinsen, was ich nun schon ziemlich oft an ihm gesehen hatte und welches auch zugegebenermaßen verdammt gut an ihm aussah.

„Glaub mir, ich habe absolut gar keine Vorurteile", entgegnete ich und griff nun selbst lächelnd nach dem heißen Getränk, an dem ich mir erst einmal gehörig die Zunge verbrannte. Dabei musste ich wohl einen ziemlich üblen Gesichtsausdruck aufgelegt haben, denn Benedict begann herzhaft zu lachen.

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt