16. Kapitel: Wann geht eigentlich dein Flieger?

2K 140 62
                                    


Immer greller werdende Sonnenstrahlen, die unmittelbar in mein Gesicht schienen, holten mich sanft aus meiner Traumwelt, in der ich bis eben noch geschwelgt hatte. Leider war mir jetzt schon entfallen, worum es in meinem letzten Traum gegangen war. Ich seufzte zufrieden, rollte mich von der Seite auf den Rücken und wollte dabei meine noch angewinkelten Beine ausstrecken, wurde aber überraschenderweise von einer Barriere davon abgehalten. Was zum Teufel? Irritiert schlug ich dann doch schwerfällig meine Augen auf. Sofort war ich hellwach und die Erinnerung an den gestrigen Abend kamen zurück in mein noch etwas verschlafenes Gehirn. Ich war auf Benedicts Sofa eingeschlafen und von ihm selbst fehlte jede Spur. Seine Couch war leer. Der Fernseher ausgeschaltet. Langsam, um meinen Kopf noch etwas zu schonen, setzte ich mich auf. Dabei bemerkte ich, dass die Decke, die ich ihm gestern übergeworfen hatte, nun auf mir ruhte.

„Ben?", rief ich fragend durch das scheinbar leere Haus und fragte mich, wo er steckte.

Kurzerhand stand ich auf, streckte mich ausgiebig und legte dann die Decke ordentlich zusammen. Danach rückte ich meine Kleidung zurecht und fuhr mir ein paar Mal durch die Haare und hoffte dabei, dass meine Frisur nicht ganz so schrecklich aussah. Schließlich ging ich in die Küche und von dort weiter in den Flur, doch es gab keine Spur von Benedict. Kurz überlegte ich, ob ich nach oben gehen und dort nach ihm suchen sollte, doch meine Entscheidung wurde mir von ihm höchstpersönlich abgenommen, als ich hörte, wie im oberen Stockwerk eine Tür geöffnet wurde und er kurz darauf oben an der Treppe stand. Als er mich entdeckte, hielt er kurz inne, fing dann aber an zu mir nach unten zu kommen. Er sah bereits deutlich erholter und wieder mehr nach dem Ben aus, den ich kennengelernt hatte. Scheinbar hatte er gerade erst geduscht, denn seine Haare waren immer noch etwas feucht. Außerdem trug er ein frisches Shirt und eine andere bequeme Hose, die ihm gefährlich niedrig auf den Hüften saß.

„Guten Morgen", murmelte er, als er bei mir angekommen war und lächelte sogar schwach. „Ich hoffe es war nicht allzu unbequem auf meinem Sofa", meinte er verlegen und rieb sich dabei unschlüssig über den Nacken.

„Morgen. Nein, alles wunderbar. Es war... erstaunlich bequem", beschwichtigte ich ihn und lächelte ihn bekräftigend an.

„Es tut mir leid, ich hätte dich ja ins Gästezimmer gebracht, wenn ich noch mitbekommen hätte, dass du eingeschlafen bist, aber ich bin selbst erst vor wenigen Minuten aufgewacht", erklärte Benedict, während er auf den untersten Stufen zum Stehen gekommen war und ich meinen Kopf noch mehr in den Nacken legen musste als sonst, um ihn überhaupt richtig ansehen zu können. „Ich wollte dich noch nicht wecken."

„Schon gut, Ben", meinte ich ehrlich und zuckte nur mit den Schultern. „Glaub mir: Ich habe schon auf deutlich unbequemeren Möbelstücken geschlafen."

„Du hättest auch ins Gästezimmer gehen können, Mel. Ich wollte nicht, dass du..."

„Wie gesagt: Schon gut, Ben. Außerdem wollte ich dich nicht alleine lassen als du plötzlich eingeschlafen warst", meinte ich und wunderte mich zugegebenermaßen, dass Benedict an diesem Morgen auf einmal wieder so anders drauf war als noch vor wenigen Stunden. „Hast du denn... gut geschlafen?", tastete ich mich behutsam vorwärts, auch wenn ich damit riskierte, dass seine Redseligkeit sofort wieder abnahm.

„Ganz gut, danke", murmelte er, sah aber sofort wieder zu Boden, als er das sagte und räusperte sich dann schleunigst. „Möchtest du Frühstück? Ich wollte dir eigentlich erst einen Kaffee machen, bevor ich dich wecke." Ich verstand seinen Wink mit dem Zaunpfahl natürlich sofort und versuchte sogleich mitzuspielen.

„Gerne, aber ich kann das auch selbst erledigen, Ben", bot ich wachsam an und wich etwas vor ihm zurück, als er die letzten Stufen nahm und sich an mir vorbeidrückte und Richtung Küche ging. Ein angenehmer, herber Duft von Männer-Duschgel zog an meine Nase. Das war deutlich angenehmer, als die leichte Alkoholfahne, die er gestern Abend noch gehabt hatte.

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt