18. Kapitel: Solltest du ihm nicht nachgehen?

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Es war längst wieder dunkel geworden, als wir zurück zu meinem Hotel fuhren. Benedict hatte darauf bestanden mich zu fahren und sich mit nichts davon abbringen lassen. Er schien sich verpflichtet zu fühlen das zu tun, auch wenn ich mir einfach ein Taxi hätte nehmen können. Nachdem ich mich schnell umgezogen und meine Sachen, die ich bei Benedict vorübergehend gelagert hatte, zusammengeklaubt hatte, hatten wir uns überstürzt auf den Weg gemacht. Seitdem war kein Wort mehr zwischen uns gefallen. Ben war in sich gekehrt und immer, wenn ich unauffällig zu ihm rüber linste sah ich, wie seine Kieferknochen malten und wie fest seine Finger das lederne Lenkrad seines Wagens umklammert hielten. Zu sagen, dass er angespannt war, war überhaupt kein Ausdruck. Da ging es mir selbst jedoch kein bisschen anders. Eigentlich sollten wir über das reden, was da gerade eben bei ihm zu Hause noch passiert war, aber ich schaffte es einfach nicht auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Es war wie verhext.

Wenig später hielten wir vor meinem Hotel, welches ich schon seit mehreren Tagen nicht mehr betreten hatte. Ohne Kommentar schaltete Benedict den Motor ab, stieg aus und öffnete mir danach die Tür, wartete allerdings nicht bis ich ausgestiegen war und holte stattdessen meinen Koffer aus dem Kofferraum. Noch ehe ich mich zu Ben umdrehen konnte sah ich, wie ein hochgewachsener Mann mit zielstrebigen Schritt aus der Drehtür hervortrat und auf mich zusteuerte.

„Meine Süße, hey!", rief er schon von weitem, beschleunigte sein Tempo nochmals auf den letzten Metern und nahm mich dann schwungvoll und fest in die Arme.

Ich konnte immer noch nicht fassen, dass er hier war. Zögerlich erwiderte ich seine Umarmung. Es fühlte sich komisch an nach den letzten Tagen wieder in seinen Armen zu liegen und seinen Geruch in der Nase zu haben, den ich früher immer sehr geliebt hatte, so wie alles an ihm. Ich wusste nicht, ob ich mich nun freuen oder traurig sein sollte, dass er extra nach London geflogen war, um mich zu überraschen. Ich war innerlich extrem aufgewühlt und verwirrt und diese ganze seltsame Atmosphäre machte es nicht besser. Es war mir allerdings mehr als unangenehm, dass diese Umarmung für meinen Geschmack viel zu lange gedauert hatte und Chris mir dann auch noch einen wenn auch nur kurzen Kuss auf die Lippen hauchte. Benedicts Blick sprach Bände, als wir uns voneinander lösten und er mit meinem Koffer neben sich direkt vor uns stand. Ich sah ihn kurz an, warf ihm einen vielsagenden Blick zu und räusperte mich dann.

„Ja, also... Benedict kennst du ja schon", versuchte ich irgendwie diese Stille in unserem eigenartigen Trio zu brechen. „Und ja... Ben, du kennst Chris ja auch noch."

Benedict schien verstanden zu haben, was ich ihm mit meinem Blick hatte mitteilen wollen, denn jetzt sah er deutlich neutraler aus, als er Chris höflich die Hand entgegenstreckte, welche dieser sofort kräftig schüttelte. Kurz darauf schüttelte Chris lachend den Kopf.

„Ich wusste doch, dass ich das Gesicht irgendwoher kenne. Jetzt erkenne ich dich, Stephen Strange", meinte Chris und obwohl ich spürte, wie ich mich etwas anspannte aufgrund der Tatsache, dass er Ben nun ohne Maskerade doch erkannte hatte, störte es mich eigentlich nicht weiter. Früher oder später hätte er ihn mit Sicherheit identifiziert, aber auch Ben schien damit kein Problem zu haben.

„Ja, richtig", erwiderte Ben lediglich nickend, sah kurz zu mir und dann zu meinem Koffer, der immer noch an seiner Seite stand.

„Wow, na auf die Geschichte, wie ihr euch kennengelernt habt, bin ich jetzt aber mächtig gespannt, Süße", offenbarte mir Chris, legte dabei den Arm um mich und sah dann wieder zu Benedict, dem mittlerweile absolut nicht mehr anzusehen war, wie unangenehm ihm das alles mit Sicherheit war. „Danke, dass du sie gebracht hast, Kumpel. Ich wusste gar nicht, dass sie kurzzeitig bei dir übernachtet hat", stellte er dann jedoch fest, worauf ich aber vorbereitet gewesen war – Benedict auch.

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt