24. Kapitel: Was machst du hier?

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Sehnsuchtsvoll beobachtete ich die Menschen, die aus dem gerade gelandeten Flieger aus London angekommen waren und sich suchend nach ihren Liebsten, die bereits am Gate auf sie warteten, umsahen. Die Leute lachten, weinten, schlossen sich in die Arme. Junge Menschen, alte Menschen, Kinder, Familien. Alle waren glücklich, nur ich war es nicht, denn Benedict war nicht unter den ankommenden Passagieren. Heute war nicht der Tage, an dem wir uns wiedersehen würden und das würde auch noch für eine ganze Weile so bleib. Missmutig seufzend stützte ich meinen Kopf auf meinem rechten Arm auf dem Schreibtisch ab und malte mit meiner linken Hand fantasievolle Muster auf den Notizblock vor mir. Ich hatte geahnt, dass es schrecklich sein würde so lange von Benedict getrennt zu sein, aber dass ich es schon nach gerade einmal zwei Wochen unerträglich fand, raubte mir den Verstand.

„Mel, willst du in die Mittagspause oder kann ich gehen?", wollte Nele da von mir wissen.

„Du kannst gehen, ich habe sowieso keinen Hunger", entgegnete ich ohne aufzusehen und entschied mich dafür, einfach weiter das Treiben am Gate zu begutachten.

„Was wird Benedict dazu sagen, wenn du verhungert bist, bis ihr euch wiederseht?", konterte Nele Todernst und als ich sie schließlich doch ansah, musste ich sogar lächeln. Nele stand mit verschränkten Armen vor mir und musterte mich abwartend.

„Da ist meine Freundin schon mit einem der heißesten Briten zusammen und trotzdem ist sie unglücklich", meinte sie kopfschüttelnd und ich sah ihr an, dass sie wirklich schlagartig ernst wurde.

„Er fehlt mir, Nele. Ich hätte einfach nicht gedacht, dass es so hart sein würde."

„Fernbeziehung sind Scheiße. Glaub mir, ich kenne dieses Gefühl, aber ihr seht euch doch bald wieder oder etwa nicht?"

„Momentan ist er in Los Angeles und kommt nächste Woche wieder zurück. Ich werde ihn dann wohl in London besuchen", sagte ich müde, weil ich eine weitere Woche ohne ihn wenig attraktiv fand.

„Eine Woche geht schneller rum, als du denkst. Ich denke du solltest einfach etwas essen, um auf andere Gedanken zu kommen. Soll ich dir nicht doch etwas mitbringen?", versuchte meine Kollegin auch weiterhin mich davon zu überzeugen, etwas zu mir zu nehmen, doch ich schüttelte nur verneinend den Kopf.

„Nein, schon gut. Ich will gerade wirklich nichts, danke."

Schweigend sah sie mich noch kurz an, machte dann aber kehrt und ließ mich erneut mit meinen negativen Gedanken alleine. Nele war eine gute Freundin. Sie konnte manchmal zwar durchaus sehr nerven, aber in der Regel wusste sie, wann sie es gut sein lassen sollte. Umso mehr wunderte es mich, als ich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie sie doch nochmals ihren Kopf um die Ecke streckte. Ich seufzte genervt.

„Ich möchte wirklich nichts, Nele. Das ist lieb gemeint, aber..."

„Mel, du solltest mal herkommen", unterbrach mich meine Freundin doch glatt und meine Stimmung sank weiter. Wieder irgendein nerviger Stammkunde von ihr, um den ich mich kümmern sollte? Bitte nicht schon wieder...

„Ich sitze bequem wo ich bin", sagte ich entschieden und flehte, dass sie es dabei belassen würde – falsch gedacht.

„Komm jetzt sofort hierher, Mel!", ermahnte sie mich eindringlich und ich wäre aufgrund ihres Tonfalls doch fast von meinem Schreibtischstuhl gekippt, an dessen Rand ich saß. „Hier ist jemand für dich." Was war denn auf einmal mit Neles Stimme los? Im einen Moment klang sie sauer und dann war sie um einige Oktaven höher als sonst? Diese Frau...

„Okay, okay, entspann dich", entgegnete ich matt, rutschte von meinem Stuhl und ging auf sie zu. „Ich komme ja schon. Kannst du bitte...", begann ich wenig begeistert zu sagen, verschluckte aber auf einen Schlag hin alle Worte, die mir eben noch auf der Zunge gelegen hatten, als ich Neles Blick zu der Person folgte, wegen der sie mich hergerufen hatte.

Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt