Hilfe!!!

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Ich konnte nicht anders und starrte ihn an und das leider schon seit einer Weile. Jedoch schien ihn das nicht zu interessieren. Ash ließ seinen Blick nicht umherschweifen, um zu sehen mit wem er die nächsten Jahre verbrachte. Nein. Er vermittelte den Eindruck, dass er keine wirkliche Neugier besaß, uns kennenzulernen.

Irgendwie konnte ich das nicht verstehen. Wäre ich an seiner Stelle, müsste ich mich selbst beruhigen, weil ich so aufgeregt bin. Ich hätte Angst gehabt, seit dem ich am Morgen meine Augen aufgeschlagen hätte. Ich stände mit zitternden Knien vor meiner neuen Klasse. Würde versuchen irgendein nettes Gesicht auszumachen, welches mir helfen würde meinen ersten Tag an der neuen Schule zu überstehen. Einerseits würde ich mit Hoffnung in meine neue Schule gehen, aber andererseits mit so viel Angst vor meinem neuen Leben, dass ich verunsichert wäre. So verunsichert, dass ich nicht mehr wüsste, wie ich mich verhalten sollte. Am Ende würde ich versuchen, so zu sein wie ich bin und hoffen, dass sie mich genau so akzeptieren.

Im Grunde, würde ich das genaue Gegenteil machen, von dem, was er tat.

"Nach diesem einfachen Satz können sie sich gerne neben Jenny setzen." sagte unsere Lehrerin verunsichert. Man sah ihr deutlich an, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie mit der Situation klarkommen sollte. Mit einem kurzen Nicken in ihre Richtung bewegte sich Ash auf den einzigen Stuhl zu, welcher in unserer Klasse noch frei war. Somit begann dann der ganz normale Unterricht.

Ich ließ meinem Rücken an die Stuhllehne zurückfallen und sank leicht in mich zusammen. Das konnte doch jetzt nicht wirklich wahr sein! Mir drängten sich so viele Fragen auf, dass ich nicht wusste, über welche ich zuerst nachdenken musste.

Vielleicht fingen wir erstmal mit dieser an: Was sollte ich jetzt machen? Nachdem ich mir diese Frage selber gestellt hatte, erschrak ich darüber, wie planlos ich eigentlich bin. Um ehrlich zu sein, hatte ich keinen Schimmer, wie mein weiterer Weg aussah. Sicher war nur eins. Das alles,  musste ich definitiv Miriam erzählen. Ich wusste einfach instinktiv, dass sie mir helfen würde und den richtigen Ausweg fand. Aber wartet mal. Wollte ich denn überhaupt einen Ausweg.? Eine Fluchtmögleichkeit, mit der ich davor wegrennen konnte?

Naja...vielleicht sollte ich erstmal nicht so übertreiben. Immerhin weiß ich noch nichtmal, was mich so daran stört, dass er jetzt hier ist. Eigentlich ist er ein ganz normaler Schüler in einer ganz normalen Klasse. Das einzige, was einen stutzig machen könnte, wäre sein Verhalten gegenüber uns und der Zusammenstoß im Supermarkt. Wenn er das denn auch wirklich gewesen ist?

Hätte da nicht irgendein Erkennen in seinen Augen aufblitzen müssen,  wenn er es wirklich gewesen wäre? Nach langem nachdenken darüber, kam ich zu dem Schluss, dass es gar nicht passiert sein könnte, da er mich ja noch nicht einmal wirklich angeschaut hatte. Also, war es immer noch möglich, dass Ash es war. Der Junge, der mich die ganze Zeit beschäftigt hatte.

Wenn ich noch weiter über Ash grübeln würde, war ich mir sicher, dass es mich nur noch verrückter machen würde. Mit diesem letzten Gedanken über ihn, versuchte ich das alles zu verdrängen und mich endlich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Irgednwie wurde ich in letzter Zeit eindeutig vom Unterricht abgelenkt. Super. Wenn das so weiterging, hatte ich keine Chancen mehr in den nächsten Arbeiten.

Ich saß jetzt schon seit zehn Minuten hier und schaffte es nicht. Ich schaffte es einfach nicht, das alles so halbwegs zu vergessen. Warum? Das weiß ich leider selbst nicht so genau. Ich kann nicht mehr. Ich war so durcheinander, dass ich noch nicht mal mitbekommen hatte, wie ich aufgerufen wurde, um irgendeine Antwort zu sagen. Natürlich lachten dann alle, als sie merkten, dass ich keinen Schimmer hatte, was ich gefragt wurde und welches Thema wir überhaupt dran  hatten.

Noch nicht mal die Tafel verriet mir was, da kein einzigster Kreidestrich dort drauf zu sehen war.  Nach dem peinlichen Moment, musste ich dann feststellen, dass wir irgendetwas über die Goldenen Zwanziger im neunzehnten Jahrhundert besprachen.

Diese Aktion festigte nochmal meinen Entschluss, jetzt sofort mit Miriam über Ash zu reden. Lange würde ich das sowieso nicht mehr aushalten. Also stupste ich sie mit dem Ellenbogen an und schob ihr mein Hausaufgabenheft zu. Unsere altbekannte Technik wieder benutzend.

Miriam, ich brauche deine Hilfe!! Der neue Schüler ist DER Junge. Der mit den blauen Augen und schwarzen Haaren. Der, welcher höchstwahrscheinlich für das Eiermissgeschick verantwortlich ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich noch nicht bemerkt hat. Ich habe einfach keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Bitte gib mir jetzt irgendeinen hilfreichen Ratschlag.

Während sie das las, versuchte ich immer wieder unauffällig zu ihr hinüber zu sehen, um zu wissen, wie ihre Reaktion ausfiel. Nach ein paar Sekunden bemerkte ich, wie ihre Augen immer größer wurden und sie das Blatt mit Unglauben ansah. Ich war sogar der Meinung, dass sie meinen Text ganze zweimal durchlas. Nach einigen Minuten, welche sich für mich anfühlten, wie Stunden, rutschte das Heft endlich wieder zu mir hinüber. Aufgeregt las ich die Antwort:

Oh mein Gott!!!! Das ist wirklich DER Junge? Ich fasse es nicht! Wie toll!! Zu deiner Frage. Erstmal müssen wir herausfinden, welche Charakterzüge er besitzt und dann sehen wir weiter. Im Moment haben wir ja keine Ahnung, ob er dich wiedererkennt oder nicht. Lass uns erstmal mit ihm reden und dann entscheiden, ob es besser wäre den Mund zu halten über die  Eiersache oder ihn direkt darauf anzusprechen. Okay? Hab dich lieb. Wir schaffen das schon. Zusammen.

So schlecht fand ich die Idee gar nicht. Ach was, ich fand sie super!!  Ich wusste gleich, dass es das Beste war, ihr davon zu erzählen. Ich blickte kurz in ihre Richtung und ließ meinen Kopf unzählige Male nicken, bevor ich mich wieder wegdrehte. Mit einem kleinen Kichern über meine Begeisterung, tat Miriam es mir gleich. Gemeinsam saßen wir so bis zur Ende der Stunde da.

Ich zufrieden mit der Lösung und glücklich, dass ich so jemanden meine beste Freundin nennen durfte und sie fröhlich mit den kleinen Dingen des Lebens.

Die Geschichte der wahren Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt