Kino, meine Freunde und ich

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Meine Tür fiel hinter mir mit einem leisem Klicken in das Schloss. Die Beine trugen mich wie von selbst zu meinem Bett, wo ich mich gleich darauf auch niederließ. Erleichtert lächelte ich die weiße Wand an und dachte über die Neuigkeit nach.

Mein Bruder wurde echt Vater! Ich konnte es kaum fassen, dass er dies mit zweiundzwanzig schon geschafft hatte. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass Max ein gutes Vorbild werden würde. So wie ich ihn einschätzte, würde er die ganze Welt in Bewegung versetzen für seine kleine Familie. Ich selbst freute mich auch auf das kleine Baby. Nun kam es mir nicht mehr komisch vor, wie er sich verhalten hatte. Jetzt verstand ich alles und hoffte, dass er diese Verantwortungsbeteitschaft und das Pflichtgefühl weiter beibehielt.

Eine ganze Zeit lang ließ ich meine Gedanken noch über das Thema schweifen und freute mich zusehends immer mehr. Meine Augen wurden langsam schwer und das weiche Bett tat sein übriges.

Jedoch schaltete sich mein Gehirn wieder ein und ich erinnerte mich daran, dass ich heute abend mit meinen besten Freunden und meiner ersten Liebe in das Kino gehen wollte.

Plötzlich überschwemmte mich das Gefühl von Vorfreude und ich sprang förmlich mit neuer Energie von dem Bett auf und machte mich zurecht.

Meine Haare band ich nochmals in einen lockeren Pferdeschwanz, welcher nicht mehr ganz so zerwühlt aussah. Außerdem strich ich die neu angezogene Bluse vor meinem Spiegel nochmals glatt, damit man die Falten nicht mehr so sehr sah.

Als ich dann mit meiner Erscheinung zufrieden war, ging ich zu Max und sagte ihm bescheid, was er nur mit den folgenden Worten zur Kenntnis nahm:" Genieß es, Schwesterherz."

Ich lächelte meinen Bruder nochmals an und schloss gerade die Haustür hinter mir, als ich Ash zielgerichtet auf unser Haus zu laufen sah. Kurz war ich verwirrt und stand nur da, bis mir dann wieder einfiel, dass er mich ja abholen wollte.

Ich holte mein Handy heraus und überprüfte die Uhrzeit. Er war auf die Minute genau pünktlich und ich musste zugeben, dass ich verdammt viel Glück hatte. Was wäre nur passiert, wenn ich schon los gelaufen wäre? Ich kicherte leise in mich hinein und ging auf Ash zu.

Mein Freund hatte mich nun auch entdeckt und grinste mich an. Als wir voreinander standen, zog er mich in eine Umarmung und hab mir einen Wangenkuss zur Begrüßung.

Danach lösten wir uns wieder, woraufhin ich seine Hand sanft in meine legte und wir uns so Händchen haltend auf den Weg zum Kino machten.

Während wir liefen, redeten wir über alles mögliche. Jedoch merkte ich, dass er nicht ganz bei der Sache war. Er antwortete mir schon und lächelte mich auch an, nur war da irgendwas in seinen ozeanblauen Augen, was mich stutzig machte.

Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, da Ash es mir sagen würde, wenn etwas wäre und so kamen wir schon ungefähr zwanzig Minuten später an.

Wir stellten uns direkt vor den Eingang und sahen uns um. Noch keine Spur von Miri und Liam. Das hieß dann wohl warten.

Während wir auf unsere Freunde warteten, schaute ich mir die Plakate an, welche die neuen Filme zur Schau stellten und merkte, wie Ash mich immer von der Seite beobachtete. Langsam wurde es mir unangenehm und ich schaute ihn fragend an.

Meine Freund schien daraufhin abzuwägen, was er jetzt tun sollte und drückte meine Hand kurz. Er hatte sich also entschlossen.

"Lia, ich muss dir was sagen. Und zwar ist es so, dass..."

Genau in diesem Moment hörten wir noch eine andere Stimme, welche ich klar und deutlich Liam zuordnen konnte. Ash stoppte seine Rede abrupt und bevor ich mich umdrehte, sah ich noch, wie er über sich selbst den Kopf schüttelte. Wie als hätte er einen großen Fehler gemacht, wenn er weitergesprochen hätte. 

Besonders lange konnte ich darüber jedoch nicht nachdenken, da mich Liam schon in eine Umarmung zog und Miri danach. Die beiden strahlten mich förmlich an und meine beste Freundin hüpfte fast vor Aufregung.

"Na, wartet ihr schon lange hier? Es tut uns leid, aber Liam konnte sich nicht entscheiden, in welchen Bus wir einsteigen und somit sind wir natürlich in den falschen rein. Ich war froh, als ich es nach zwei Haltestellen bemerkt habe und dann mussten wir natürlich wieder zurück." Miri atmete kurz durch, bevor sie ihren Redefluss wieder aufnahm. "Wenn wir ehrlich sind, war ich froh, dass wir überhaupt noch pünktlich hierhergekommen sind. Also nochmal Entschuldigung. Das nächste Mal lasse ich Liam nicht nochmal an die Buspläne ran und mache es von vornherein allein."

Ich legte Miri sanft meine Hand auf ihre Schulter und drückte sie aufmunternd. So sprach ich auch mit weicher Stimme, in welcher etwas Belustigung mitschwang, als ich antwortete:" Das ist doch kein Problem. Ihr habt es doch noch beide geschafft und sei einfach froh, dass ihr jetzt gleich einen ganz tollen Film ansehen werdet mit euren Freunden."

Dankbar blickte meine beste Freundin mir in die Augen und drückte mich nochmals kurz. 

Gemeinsam liefen wir zur Kasse und holten uns die Tickets. Während wir dort standen und warteten, beugte sich Liam zu mir herunter und flüsterte mir ins Ohr, dass es gar nicht seine Schuld gewesen sei, dass sie in den falschen Bus eingestiegen sind und zwinkerte mir danach noch einmal zu.

Ich konnte nicht anders und musste loslachen. Auch Ash konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, da er alles mit angehört hatte. Meine beiden besten Freunde waren einfach echt einzigartig!

Liam konnte von Glück reden, dass Miri dies nicht mitbekommen hat. Das wäre nicht von Vorteil gewesen. Sie hätte einen Streit angefangen und irgendwann hätte ich die beiden förmlich in den Film reinschleifen müssen und ihnen den Mund mit Klebeband zugeklebt.

Jedoch liebte ich die Beiden mit all ihren Macken.

Wir setzten uns in die Kinosessel genau zur richtigen Zeit, da die Lampen schon ausgingen und die Werbung anlief.

Leise machten wir es uns bequem und mir wurde wieder mal bewusst, wie sehr ich mich glücklich schätzen konnte, solche Freunde an meiner Seite zu haben, mit welchen man über alles lachen kann, egal wie schwierig und kompliziert das Leben vor drei Sekunden noch war.

Die Geschichte der wahren Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt