Die ganze restliche Stunde verlief eigentlich relativ normal. Halb konnte ich aufpassen und halb nicht.
Ich musste immer noch über diese Momente zwischen Ash und mir nachdenken. Es gab einfach manchmal diese kurzen Augenblicke, wo wir uns gegenseitig in die Augen sahen und alles andere um uns herum verschwand. Ich glaube, ich hatte mich schon leicht verliebt.
Ich sollte echt aufhören über dieses Thema nachzudenken. Das würde mich irgendwann noch verrückt machen.
Als es klingelte, wusste ich, dass diese Stunde auch endlich vorbei war. Glücklich drehte ich mich zu Miriam und wollte gerade anfangen mit ihr zu reden, als ich merkte, wie mir jemand kurz über den Arm strich. Sofort bekam ich Gänsehaut und drehte mich langsam um.
Gleich darauf erkannte ich, wer vor mir stand. Es war Ash. Was er wohl von mir wollte? Verwirrt blickte ich in seine Augen und hatte bestimmt Fragezeichen in ihnen.
Wie meistens, verstand er mich ohne, dass ich etwas gesagt hatte und drückte mir einfach nur einen kleinen Zettel in die Hand. Danach drehte er sich um und ging weg, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen.
Verwirrt wanderte mein Blick zu Miriam, welche mich mit einem Funkeln in ihren betrachtete. Begeistert sagte sie:"Der Abgang war zwar etwas komisch, aber vielleicht ist das eine Einladung zum Date oder sowas?"
Okay, also so weit würde ich jetzt nicht gehen. Aber vielleicht ja doch? Die einzige Frage, die sich mir da stellt ist nur, warum ist er einfach weggegangen ohne jede Gefühlsregung im Gesicht. Sonst ist er doch auch immer, wie ein offenes Buch für mich.
Ich weiß auch nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Moment mir für immer im Gedächtnis bleiben wird.
Mit einer Spur von Neugier, viel Unsicherheit, aber auch Verwirrung, öffnete ich den Zettel.
In einer sehr ordentlichen Schreibschrift standen dort Sätze mit Füller geschrieben. Das hätte ich schon mal nicht von einem Jungen erwartet. Seine Schrift war deutlich zu erkennen, aber auch leicht geschwungen, was den Text schöner wirken ließ.
Langsam konzentrierten sich meine Augen auf den Inhalt des Geschriebenen und vor Schock, aber auch Glück, fiel mir meine Kinnlade herunter und meine Augen weiteten sich. Denn dort stand geschrieben:
Ich würde gerne mit dir reden. Triff mich heute abend um acht unter der alten Eiche in der Nähe des Feldes. Es ist wirklich wichtig!
AshIch überlegte. War das jetzt so etwas, wie eine Einladung zu einem Date oder interpretierte ich da zu viel rein?
Auf jeden Fall war es schon mal etwas besonderes. Sowas hatte ich in der Form noch nie bekommen. Es war irgendwie süß, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was mich dort erwarten würde.
Einerseits war ich extrem gespannt und aufgeregt, andererseits machte ich mir Sorgen und hatte ein schlechtes Gefühl in der Bauchgegend. Immerhin hatte er sich nicht nocheinmal umgedreht, um zu lächeln oder sonstige nette Geste zu machen, welche mir zeigten, dass es um etwas schönes ging.
Ich musste mich jetzt erstmal ablenken. Außerdem gab ich Miriam meinen Zettel, damit sie sich auch ein Bild davon machen konnte und mir, wenn nötig, Ratschläge gibt.
Während sie las, versuchte ich immer wieder meine Gedanken zu sortieren. Mein Leben dreht sich irgendwie gerade im Kreis. Immer wieder passiert was, worüber ich dann nachdenken muss und ich abgelenkt werde. Das ist zwar früher auch schon öfter mal passiert, aber nicht so wie jetzt.
Sollte ich eventuell meinen Bruder dazu befragen? Was ist wenn es wirklich ein Liebesbrief war?
Ich war noch nie in einer Beziehung. Also wusste ich auch nicht so wirklich was man da machen muss, um zusammen zu kommen. Machte der Junge den ersten Schritt oder doch das Mädchen?
Bisher musste ich mich damit nicht wirklich befassen, da ich noch nie verliebt war. Geschweige denn verknallt. Aber ich glaube, dass ich für Ash solche Gefühle entwickeln könnte. Wenn ich dies nicht sogar schon gemacht habe. Ist ja jetzt auch nicht so wichtig.
Ich muss warten bis ich mich mit ihm traf. Immerhin würden nur dort meine Fragen geklärt werden. Für mich stand schonmal eines fest. Ich würde zu der alten Eiche gehen. Hoffentlich meinte ich auch die gleiche, wie er. Wenn er nicht kommt, könnte ich es zumindest noch darauf schieben, auch wenn mein Herz schon verletzt worden wäre.
Wieder versuchte ich meine Gedanke on den Unterricht zu lenken. Ein kurzer Blick zur Uhr verriet mir, dass wir nur noch fünf Minuten haben und ich war wie immer ehrlich schockiert, wie lange ich über ihn nachgedacht habe. Schon wieder. Das kann nicht mehr so weiter gehen. Ich beschloss für mich selbst heute abend einen Schlussstrich zu ziehen, falls er nicht kam oder mich darauf einzulassen, wenn er meine Gefühle erwidern söllte.
Also entweder ganz oder gar nicht. Immerhin war es noch nicht zu spät, meine Gefühle zurückzuhalten oder sogar zu unterdrücken.
Es klingelte. Wie in Trance packte ich langsam meine Sachen und ging in den nächsten Raum, um den Tag fortzusetzen.
Es klingelte wieder und ich war froh irgendwie diesen Tag geschafft zu haben. Jetzt kommt nur noch das mysteriöse Treffen. Heimlich hatte ich Ash beobachtet und versucht irgendetwas aus seinem Verhalten zu ziehen.
Leider, fand ich absolut nichts heraus. Es war wie meine letzte Chance meine Aufregung zu nehmen.
Schon auf den Weg nach draußen, rief jemand noch meinen Namen. Ich drehte mich um und merkte, dass es Miriam gewesen war. Verwirrt schaute ich ihr zu, wie sie Stück für Stück immer näher kam und mir wurde jetzt erst richtig bewusst, dass ich sie den ganzen Tag sogar schon fast ignoriert hatte.
Ich war enttäuscht von mir selbst. Wenn man richtig darüber nachdachte, kam man zu dem Schluss, dass ich ihr den Zettel gab und alles anvertraute, nur um dann sie den Rest des Tages zu ignorieren. Heute war echt nicht mein Tag.
Endlich stand Miriam nun vor mir und zog mich in eine Umarmung. Glücklich erwiederte ich diese und flüsterte ihr ins Ohr, dass es mir sehr leid tut. Daraufhin schüttelte sie nur belustigt den Kopf und flüsterte mir zurück, dass sie es verstand und sie ihre Hilfe anbot, falls was sein sollte.
Erleichterung tauchte in mir auf und durchflutete mich förmlich. Freudestrahlend ging ich meinen Weg und musste urplötzlich wieder an das Zitat von meinem Bruder denken:" Lass dir nur von denjenigen das Herz brechen, welcher es wert ist."
Mir wurde eines klar. Heute abend würde ich entscheiden, ob er es wert war. Wenn nicht alles ganz anders kommen würde.
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Die Geschichte der wahren Liebe
Teen FictionWisst ihr was? Hättet ihr so eine tolle Oma wie ich, wärt ihr das glücklichste kleine Mädchen, das es auf Erden gibt. Meine Oma erzählt mir nämlich jeden Abend, wenn sie mich zudeckt, eine Gute Nacht Geschichte. Die Geschichte der wahren Liebe. So...