Ich spürte bei dem kurzen Weg im Freien, welchen ich gehen musste, um in meine Schule zu kommen, dass ich wirklich hochgradig erhitzt war. Denn die kühle, frische Luft verursachte bei mir Gänsehaut. Es war, wie als würde sie mich einhüllen und dieses Gefühl brauchte ich jetzt definitiv, um meine Gedanken zu ordnen.
Ich verstand nichts mehr! Theoretisch hätte mir das egal sein sollen mit dem Tanz, jedoch war dies leider nicht der Fall. Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie Ash war, interessierte er mich und das so sehr, wie ich bei keinem anderen dieses Gefühl verspürte. Das machte mir schon leicht Angst.
Ich steuerte das Klassenzimmer an, als mich irgendjemand am Handgelenk packte und mich mit viel Schwung rumdrehte. Wow...Miriam hatte echt viel Kraft, wenn sie wollte. Hektisch atmend und mit leicht rotem Gesicht stand sie vor. War sie etwa den ganzen Weg hierher gerannt?
"Sag mal, was fällt dir ein? Du kannst doch nicht einfach weglaufen, nachdem du mit ihm getanzt hast! Und dann auch noch ohne mir bescheid zu sagen! Hallo, vielleicht sollten wir darüber reden?" sagte sie, während sie dabei heftig mit ihren Armen gestikulierte und mich dabei fast im Gesicht traf.
Alles der Reihe nach, dachte ich mir erstmal. So packte ich zuerst ihre Arme und zog sie wieder normal an ihren Körper. Dann standen wir uns erstmal wieder ohne Armgeschlenker gegenüber und ich sagte:"Es tut mir leid, aber erstmal musste ich deine Arme runter nehmen, um mich selbst zu schützen, da du mich damit fast getroffen hast. Außerdem bin ich nicht wirklich weggerannt. Eher schnell gegangen, da ich mit der Situation leicht überfordert war und die Stunde sowieso vorbei. Und der letzte Punkt: Ich war total in Gedanken versunken und habe nicht daran gedacht, dir bescheid zu sagen. Es tut mir leid."
Nach meinen Erklärungen war sie erstmal ruhig und in ihren Augen sah ich, dass sie verstand. Verstand, warum ich das gemacht habe und was das gesagte für eine Bedeutung hatte. "Und zu welchem Schluss bist du bei deinen Überlegungen gekommen?" fragte sie mich. Ich seufzte kurz leise auf und berichtete ihr mit Bedauern, dass ich selbst keine Ahnung hatte, was ich von alldem halten sollte.
Um nicht mehr dieses Thema zu hinterfragen, sah ich sie, neugierig und mit einem belustigten Funkeln in den Augen, an und fragte:"Mit wem hast du eigentlich getanzt? War es schön ohne meine Tanzkatastrophen?" Lachend antwortete sie mir:"Naja, es war schrecklich so ganz ohne dich. Ich musste mit jedem tanzen und wenn wir ehrlich sind, will ich wieder mit meiner persönlichen Lieblingstanzkatastrophe bei einem Walzer über den Boden schweben."
Nachdem sie diesen Satz gesagt hatte, schauten wir uns beide in die Augen und mussten loslachen. Nach einer Weile beruhigten wir uns wieder.
Immernoch grinsend, sagte ich:"Ich muss dich leider enttäuschen, denn ich wurde dazu auserkohren, ab heute, jeden Mittwoch mit Ash tanzen zu dürfen." Gespielt schockiert sah sie mich an. "Das kann doch jetzt nicht dein ernst sein, wie soll ich das denn aushalten?" Plötzlich wurde sie jedoch ernst. "Warte mal. Wie hat er eigentlich reagiert darauf und weiß er jetzt, wer du bist? Ach weißt du was. Erzähl mir einfach alles." Mit einem Nicken von meiner Seite begann ich ihr das zu berichten, was ich erlebt hatte mit ihm, in den paar Minuten.
Bei der Hälfte meiner Erzählung kamen wir an unsere Plätze und ließen uns auch sofort auf den Stuhl fallen, ohne, dass ich aufhörte mit reden. Als ich meinen Bericht beendet hatte, musterte Miriam mich kurz und blickte dann zu Boden, um genau über das nachzudenken, was ich ihr gerade offenbart hatte.
Nach diesem Gespräch redeten wir den ganzen Tag nicht mehr so wirklich miteinander. Mir kam es so vor, wie als müsste Miriam sich erst ein Bild über meine jetzige Situation machen, um mir zu helfen. Deswegen ließ ich sie auch weitestgehend in Ruhe.
Nachdem die letzte Stunde gerade beendet wurde, stürmte Ash plötzlich aus dem Raum. Okay, das sollte mich nicht interessieren, aber was ist so wichtig, dass er fast hinausrennt? Ich ließ meinen Blick unauffällig durch das Klassenzimmer schweifen und musste feststellen, dass Miriam immer noch zur Tür starrte. Ich vermutete einfach mal, dass sie es auch ziemlich merkwürdig fand und so ging ich zu ihr.
"Was denkst du macht er jetzt?" fragte sie mich ganz hibbelig. "Ich weiß nicht. Vielleicht hat er einen sehr wichtigen Termin oder Familienbesuch oder sowas." antwortete ich ihr. Nebenbei packte ich meine Sachen wieder ein und wand mich mit einem "Tschau Miriam. Ich ruf dich heute abend nochmal an okay?" ab. Als ich ihren verwirrten Gesichtsausdruck sah, fügte ich noch schnell "wegen Geschichte" hinzu.
Das letzte, was ich sah, als ich zur Tür rausging, war ihr Nicken und ein strahlendes Lächeln. Entspannt schlenderte ich den Gang entlang, als ich plötzlich etwas hörte.
Es klang wunderschön und ich blieb unvermittelt stehen, um diesen Tönen zu lauschen. Ich schloss meine Augen und war wie erstarrt. Ich hatte Angst, dass wenn ich mich auch nur einen Millimeter bewegte, die Musik aufhört.
Verzaubert, wie ich war, bemerkte ich nicht, dass mich alle mit komischen Blicken bombardierten, denn es war mir egal.
Ein paar Minuten lang blieb ich dort, jedoch musste es irgendwann einmal enden und genau jetzt war dieser gekommen.
Als ich realisierte, dass die Musik nicht nochmal erklingen würde, öffnete ich enttäuscht meine Augen und schaute mich in jede Richtung um. Vielleicht finde ich ja die Quelle dessen?
Leider sah ich jedoch nichts. Mit leichtem Kopfschütteln und den Blick gesenkt, ging ich hinaus aus der Schule. Auf dem Weg nach Hause musste ich immer wieder über die Musik nachdenken.
Ich hoffte sehr, dass ich sie irgendwann wieder hören werde, denn es hat etwas in mir berührt.
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Die Geschichte der wahren Liebe
Teen FictionWisst ihr was? Hättet ihr so eine tolle Oma wie ich, wärt ihr das glücklichste kleine Mädchen, das es auf Erden gibt. Meine Oma erzählt mir nämlich jeden Abend, wenn sie mich zudeckt, eine Gute Nacht Geschichte. Die Geschichte der wahren Liebe. So...