Kapitel 14

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In eine warme Decke eingekuschelt und mit einer Tasse Kakao in der Hand sitze ich auf Mats Sofa. ,,Ich hab Marco erreicht, er kommt sofort her. Geht es dir was besser?" Mein Freund setzt sich neben mich. ,,Geht so. Er wird wiederkommen Mats." ,,Nein wird er nicht. Bis zur Gerichtsverhandlung sitzt er in Untersuchungshaft und danach wird er einiges an Haftstrafe bekommen, da er dich bedroht hat. Und sonst wird er in die Geschlossene eingewiesen, da sein Verhalten wirklich nicht normal ist. Und hier bist du sowieso in Sicherheit." Ich zucke zusammen, als es mehrmals hintereinander klingelt. ,,Das wird wohl Marco sein", murmel Mats und steht auf um meinem Bruder die Tür zu öffnen.

Es ist mittlerweile schon drei Uhr Nachts, Marco ist längst gegangenen und auch Mats hat sich ins Bett zurückgezogen. Doch ich kann nicht schlafen. Immerwieder läuft alles wie im Film ab. Sein Gesicht in der Kamera, das Knallen der Türen, wie er vor mir steht, mich angefasst hat, seine grässliche Stimme in meinen Ohren. ,,Hey, Süße du bist ja immernoch wach", murmelt Mats verschlafen und kommt ins Wohnzimmer. ,,Ich krieg kein Auge zu. Kannst du Peter für morgen absagen?" ,,Das macht Marco. Und ich werde auch nicht zum Training gehen. Ich lass dich nicht allein." ,,Ich hasse ihn." ,,Ja das kann ich nachvollziehen. Und ich bin irgendwie dran Schuld." ,,Wieso solltest du?" ,,Ich bin zu Bayern gegangen, hab damit die Beziehung beendet und du hast ihn kennengelernt. Hätten wir uns nicht getrennt wärst du warscheinlich nicht feiern gewesen. Dann hättest du diesen Dreckskerl nie kennengelernt." Gerne würde ich Mats sagen, dass es falsch ist, was er sagt, doch zu großen Teilen hat er Recht. Nur wenn ich die Fernbeziehung eingegangen wäre und nicht Schluss gemacht hätte, wäre es anders gelaufen. ,,Unsere Beziehung scheint verdammt zu sein." ,,Wieso? Das erste Jahr hat alles geklappt. Ich bin mir gar nicht mehr sicher ob ich überhaupt noch eine Beziehung will oder einfach nach Kanada auswandere und mich dort von der Zivilisation abschotte." ,,Du willst es also wieder beenden?" ,,Eigentlich nicht. Aber weißt du, wenn man sich von jemanden trennt, den man liebt und dann jemanden kennenlernt, den man hassen lernt, dann spielen die Gefühle schon mal verrückt. Wenn dann die Liebe deines Lebens wieder zurückkehrt, du aber Angst hast erneut verletzt zu werden und dann nach langen Überlegungen doch eine Beziehung eingehst, die Person, die du hasst aber wieder auftaucht, alles verdrängte wieder aufkommen lässt, dann zweifelt man schon mal an der Liebe. Am Leben, ob es die ganze Scheiße überhaupt wert ist." ,,Ich gebe dir die Zeit, die du brauchst, Emily." ,,Wird es dadurch nicht nur noch schlimmer? Wenn alle einen in Ruhe lassen und man im Selbstmitleid versinkt? Ich komme mir so verdammt egoistisch vor." ,,Du hast viele Macken und das liebe ich so an dir. Aber egoistisch bist du wirklich nicht. Hör auf dich selber runterzuziehen." Leise fange ich an zu schluchzen. ,,Ich weiß nicht, was ich tun soll. Gerade war ich einigermaßen über die ganze Geschichte hinweg, wollte meine Beziehung neu mit dir aufbauen. Und dann kommt er und zerstört einfach alles." ,,Hey, Emi, ganz ruhig." Ich zucke mit meinem Arm zurück als er mich anfassen will. ,,Ich steiger mich da zu sehr rein, ich weiß." Ironisch lache ich auf und sehe ihn unter Tränen an. ,,Jetzt weißt du wie es mir nach unserer Trennung ging." ,,Genauso ging es mir auch. Und glaub mir ich bin nicht nur zurückgekommen, weil es mir bei den Bayern nicht gefallen hat. Ich bin auch wegen dir zurück gekommen. Und ich werde alles dafür tun, dass dieser Kerl in den Knast kommt. Ebenso werde ich alles für dich tun, egal was du brauchst." ,,Darf ich hier einziehen?", frage ich leise und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Natürlich. Wenn du das willst." ,,Zu Marco könnte ich zwar auch, aber er wohnt mir zu sehr an meiner alten Wohnung. Die Gegend, alles würde mich immer wieder daran erinnern. Und Nebtal ist zu weit weg." ,,Die nächsten Tage holen wir deine Sachen aus der Wohnung und dann darfst du dich hier einrichten. Also bleibt unsere Beziehung?" ,,Wenn du mir etwas Zeit gibst?" ,,Du bekommst von mir alle Zeit der Welt. Hauptsache du wirst glücklich. Das reicht mir schon." ,,Du sollst auch glücklich werden Mats. Wir." Er lächelt. ,,Ich bin froh dich wieder zu haben", sagt er leise und diesmal lasse ich die kleine Berührung am Arm zu. ,,Ich auch. Gehen wir ins Bett?" Mats nickt gähnend. Immer noch mit der Decke um meiner Schulter laufe ich die Treppe hoch und lasse mich so, wie ich bin ins Bett fallen. ,,Mats?" ,,Ja?" ,,Machst du meinen Bh auf?" ,,Klar." Ich spüre seine Finger unter meinem Pulli und kurz darauf lockert sich mein Bh. Im Halbschlaf ziehe ich die Träger durch meine Ärmel und schmeiße das unbequeme Ding anschließend einfach neben das Bett. Ein letztes Mal kuschel ich mich in die warme Decke ein und schlafe dann allmählich ein.

Immer wieder BVBWo Geschichten leben. Entdecke jetzt