Kapitel 16

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Angespannt sitze ich zwischen Marco und Mats im Gerichtssaal. Ich bin noch unsicher, ob es mir beim abschließen hilft, oder alles nur noch schlimmer wird. Ich glaube eher letzteres da alles warscheinlich wieder hochkommen wird. Rechts neben Marco sitzen meine Eltern und hinter uns ein paar weitere Angehörige, Tom, Svenja und ein paar Teamkollegen von Mats und Marco. Auf der anderen Bank sitzt Steves Mutter, welche ich über alles hasse. Schon bei der ersten Begegnung hat man ihr angesehen, dass sie mich nicht leiden kann und somit haben wir uns gegenseitig gehasst. Zudem gab sie mir später die Schuld an Steves Ausraster. Mit verbissenem Gesichtsausdruck sitzt sie da und wartet darauf, dass die Verhandlung anfängt. Wenig später kommen die Richter und es geht los. Genau das selbe wie vor zwei Jahren. Nur, dass Mats jetzt neben mir sitzt und sanft über mein Oberschenkel streicht. Steve wird reingeführt und setzt sich auf den Stuhl. Stumm, mit ernstem Gesicht starrt er nach vorne. Er weiß ganz genau, dass es für ihn nicht gut aussgeht, da es zu viele Zeugen und Beweise gibt. Sogar die Gespräche mit mir und Mats und Mats und der Polizei wurden zurückverfolgt und aufgenommen.

Auf jede Frage des Richters antwortet Steve nur so knapp wie möglich. Doch er leugnet keine seiner Taten wie vor einem Jahr, warscheinlich hat er es mittlerweile eingesehen. Nachdem der Richter keine Fragen mehr hat wird Steve zu seinem Anwalt geführt und ich werde nach vorne gerufen. ,,Du schaffst das", flüstert Mats leise in mein Ohr und küsst kurz meine Wange. Leicht zitternd und mit schwacher Übelkeit im Magen stehe ich auf und setze mich auf den Stuhl. Obwohl ich es vermeiden wollte kommen die alten Bilder wieder hoch. Alles was damals passiert ist. Abwesend starre ich auf die Tischplatte vor mir, bis ich mehrmals meinen Namen höre. ,,Geht es Ihnen gut?", fragt der Richter. ,,Geht schon. Danke." Nickend blickt er einmal auf seine Unterlagen und fängt mit den Fragen an.

Erleichternd atme ich aus, als ich aus dem Gebäude auf die Straße trete. Die Verhandlung ist gut verlaufen, auch wenn ich fast einen Nervenzusammenbruch bekommen habe, da Steve seine Klappe nicht halten konnte und mich mit heftigen Lügen konfrontiert hat. Doch am Ende hat er vier Jahre Haft wegen Bedrohung und Körperverletzung bekommen. Dazu drei Jahre auf Bewährung und eine Geldstrafe von 3000 Euro. Was aber warscheinlich auch damit zu tun hatte, dass Mats und Marco anwesend waren und noch andere Spieler vom BVB. Das macht immer Eindruck. Natürlich hat die Presse ebenfalls Wind von all dem bekommen, und somit warten draußen einige Reporter und die Blitzlichter blenden meine Augen. Vorsichtig schützt Mats mich und wir fliehen so schnell es geht zu seinem Auto. Dass wir wieder zusammen sind wäre eh früher oder später ans Licht gekommen.

,,Willst du probieren?" Mats hält mir den Kochlöffel mit Sauce hin. Ich öffne meinen Mund etwas und probiere. ,,Ist gut." Er nickt und gießt die Nudeln ab. ,,Du bist so still", murmelt er nachdenklich. ,,Wundert dich das?" ,,Um ehrlich zu sein, nein. Und bist niemand der über alles sprechen will. Aber wenn doch, dann höre ich dir immer zu." ,,Ich weiß." Ich schenke ihm ein kleines Lächeln. ,,Na also. Sieht doch schon besser aus. Hast du großen Hunger?" ,,Nicht so." Leise seufzend befüllt er meinen Teller mit ein paar Nudeln. Ich weiß auch, dass ich eigentlich mehr essen müsste, aber es geht einfach nicht. Es ist das selbe wie immer. Als Dallis starb oder Steve seinen ersten Ausraster hatte. Schweigend sieht Mats mir dabei zu wie ich die Nudeln runterwürge. Eigentlich liebe ich Nudeln, aber die Gerichtsverhandlung hat mir komplett den Appetit verdorben. ,,Ich hab noch eine kleine Überraschung für dich. Bist du fertig?" ,,Ja. Aber du weißt, dass du sowas nicht machen sollst." Lächelnd beugt Mats sich über den Tisch und nimmt mein Gesicht in seine Hände. ,,Diese Entscheidung liegt immer noch bei mir. Also beweg dich zur Couch", sagt er in einem sanften, aber trotzdem bestimmenden Ton. Leicht streift er meine Lippen mit seinen und setzt sich dann wieder auf seinen Stuhl. Auffordernd sieht er mich an, während er die Teller zusammen stellt. Um ihn nicht zu verärgern und weil er mich verdammt neugierig gemacht hat setze ich mich auf die Couch. Kurz darauf kommt er mit einem Umschlag zu mir. ,,Aufmachen", sagt er und lässt sich neben mich fallen. Sorgfältig öffne ich den Umschlag und lese den kurzen Text. ,,Urlaub in Kanada?", frage ich etwas ungläubig. Mats nickt. ,,Ich dachte, du kannst etwas Abstand von alldem haben. Und da du jetzt auch beim BVB arbeitest haben wir eh zur gleichen Zeit frei. Ist zwar erst in sechs Monaten, aber was sagst du?" ,,Das... das ist wirklich lieb von dir. Und ich glaube, dass würde echt gut tun. Aber nehmen wir mal an, wir sind dann nicht mehr zusammen, was ich natürlich nicht hoffe." ,,Sollte das eintreffen, dann fahre ich mit Jonas. Ich wollte es nur schon mal buchen. Es wird dir bestimmt gut tun." ,,Danke. Ich wollte immer schon nach Kanada." Lächelnd drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange. ,,Es ist zwar noch früh, aber ich glaube ich gehe schon schlafen", sage ich leise und lege die Karte auf den Couchtisch. ,,Mach ruhig. Allzulange bleibe ich auch nicnt mehr wach." Müde stehe ich vom der Couch auf und gehe ins obere Stockwerk.

Immer wieder BVBWo Geschichten leben. Entdecke jetzt