Kapitel 23

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Seit Minuten starre ich auf die zwei Streifen. Es darf nicht sein. Es kann einfach nicht sein. Verzweifelt versuche ich mich zu beruhigen, doch es bringt nichts. Zitternd lege ich den Test auf das Waschbecken und lehne mich an den Spülkasten. Sollte man sich eigentlich nicht freuen, wenn der Test positiv ist? Doch irgendwie kann ich das nicht. Ich bin doch erst 22 und habe gerade erst meine Ausbildung fertig. Mit meinem Ärmel wische ich mir schon zum gefühlt hundersten Mal über die Augen. ,,Emily, ist alles okay?" Leise klopft Mats an die Tür. ,,Ja", sage ich heiser. ,,Kann ich reinkommen?" Am besten sag ich es ihm direkt. Es geheimzuhalten würde es nur verschlimmern. ,,Ist offen", murmel ich, in der Hoffung, dass er mich nicht gehört hat. Diese wird jedoch zerstört, als die Klinke runter gedrückt wird und Mats reinkommt. ,,Hey, was ist denn los?" Besorgt hockt er sich vor mich. Stumm deute ich auf das Waschbecken, auf welchem der Test liegt. ,,Positiv?", fragt Mats nach, nachdem er ihn betrachtet hat. Ich nicke. Er fängt an zu lächeln. ,,Und deswegen weinst du?" ,,Du hast doch selber gesagt du willst noch keine Kinder. Das es noch zu früh ist." ,,Ja ich weiß. Das habe ich gesagt. Aber..." Er hockt sich wieder vor mich und streicht mir die Tränen weg. ,,Aber jetzt ist es nunmal so und wir können es nicht ändern. Wir werden das schaffen, und ich freue mich auf das kleine Ding. Dachtest du etwas, ich bin sauer auf dich?" ,,Keine Ahnung. Ich hatte einfach Angst vor deiner Reaktion." ,,Ach Emi. Ich liebe dich und das wird sich nicht ändern, nur weil du schwanger bist." ,,Es steht ja noch nicht fest." ,,Wie meinst du das?" ,,Naja, ich hab zwar alle Anzeichen und so, aber der Test kann sich auch mal irren. Obwohl es schon der Dritte positive ist." Leise lacht Mats und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. ,,Dann fahren wir jetzt zum Arzt und lassen es nachprüfen." Er hilft mir aufzustehen und legt den Test auf die Ablage.

Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl hin und her. Ich will endlich Gewissheit haben. ,,Jetzt bleib doch mal ruhig sitzen." ,,Geht nicht", murmel ich und greife nach Mats Hand um etwas Sicherheit zu haben. ,,Wie konnte das eigentlich überhaupt passieren? Ich dachte du nimmst die Pille?" ,,Tue ich ja auch. Aber auf dem Flug auf die Malediven ging es mir ja so schlecht, ich denke ich habe sie ausgekotzt bevor sie wirken konnte. Darüber habe ich dann natürlich nicht gedacht." Nachdenklich nickt Mats. ,,Das macht Sinn." ,,Frau Hummels, bitte." Ich brauche einen Moment, bis ich merke, dass ich gemeint bin. An den Namen muss ich mich wirklich noch gewöhnen. Die Arzthelferin führt uns in ein Zimmer. Kurz darauf kommt auch schon der Arzt. ,,Guten Tag." Freundlich schüttelt er unsere Hände. ,,Womit kann ich Ihnen helfen?", fragt er und sieht mich an. ,,Naja, also ich hab den Verdacht schwanger zu sein und wollte das jetzt mal nachprüfen. ,,Alles klar. Typische Anzeichen wie Regelausfall und Morgenübelkeit?" Ich nicke. ,,Gut. Dann einmal bitte auf die Liege und den Bauch freimachen." Ich folge den Anweisungen und bekomme ein Gel auf den Bauch geschmiert. ,,So dann schauen wir doch mal... ja das ist tatsächlich etwas." Dr. Hansen zoomt auf dem Bildschirm etwas heran. Instinktiv greife ich nach Mats Hand. ,,Das ist eindeutig. Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger." Lächelnd dreht Dr. Hansen sich zu uns um. ,,Seit wann?", erkundigt sich Mats, während ich immernoch sprachlos auf den Bildschirm starre. ,,5. Woche." Er drückt auf ein paar Knöpfen rum und reicht mir Tücher um das Gel abzuwischen. Dann drückt er Mats zwei Fotos in die Hand. ,,Ich verschreib Ihnen ein paar Sachen, bitte direkt in der Apotheke holen und einnehmen. Dann sehen wir uns in drei Wochen wieder. Sollte vorher irgendwas sein, Schmerzen oder sonst etwas komisches, dann bitte direkt vorbei kommen. Auch ohne Termin." ,,Mach ich", antworte ich lächelnd. ,,Alles klar. Dann auf Wiedersehen, Frau Hummels." Er schüttelt mir zum Abschied nochmal die Hand. ,,Ich kann es gar nicht fassen", murmelt Mats, als wir auf den Flur gehen. ,,Ich freu mich schon das Zimmer einzurichten und den Namen auszusuchen." ,,Unsere Eltern werden ausrasten", grinst Mats und legt einen Arm um meine Hüfte. ,,Sollen wir bei meinen Eltern vorbeifahren? So ganz spontan?" ,,Bin dabei", antwortet Mats und öffnet das Auto. Also hole ich mein Handy raus und wähle die Nummer. ,,Reus." ,,Hi Mama, hier ist Emily." ,,Emily, wie schön, wie geht es dir?" ,,Gut. Ich wollte fragen ob Mats und ich vielleicht kurzfristig zum Kaffee vorbeikommen können. Wir haben heute nichts vor und waren lange nicht mehr da." Ich sehe aus dem Augenwinkel wie Mats grinst und mir dann eine Hand auf den Oberschenkel legt. ,,Wenn ihr wollt gerne." ,,Super. So in einer Stunde?" ,,Ja klar. Dann bis gleich." ,,Bis gleich", antworte ich uns lege auf. ,,Haben sie Verdacht geschöpft?" ,,Bestimmt. Du kennst doch meine Mutter", lache ich und schnalle mich an. ,,Ab zur Apotheke." Mats startet den Motor und wir verlassen den Parkplatz.

Immer wieder BVBWo Geschichten leben. Entdecke jetzt