Kapitel 9

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Kaputt lasse ich mich auf das Bett fallen. Hier ist es so heiß. Marbella ist wunderschön aber es ist extrem warm. Wie gut, dass ich nur die Physio bin und kein Spieler. Auch wenn ich das Fußballspielen vermisse, bei den Temperaturen muss es nun wirklich nicht sein. Ohne Vorwarnung geht die Tür auf und ich schrecke hoch. ,,Hi", kommt es knapp von Mats, während er die Tür wieder zumacht. ,,Was wird das?" ,,Wollte mir dein Zimmer angucken. Die Reise gut überstanden?" ,,Mats. Wir sind nicht zusammen. Unsere Beziehung basiert nur auf unseren Spaß." Ich merke wie er etwas zusammensinkt. ,,Richtig. Dann geh ich mal wieder", murmelt er geknickt und geht wieder raus. Tief atme ich aus und lasse mich nach hinten fallen. Natürlich liebe ich Mats, das hat sich in den zwei Jahren nicht geändert, aber eine Beziehung ist einfach nicht drin. Die Blockade in meinem Kopf ist zu stark. Die Tür geht erneut auf. ,,Was?", keife ich genervt, ohne hochzuschauen. ,,Nette Begrüßung." Abrupt setze ich mich auf. ,,Sorry, hab nicht mit dir gerechnet." ,,Ach nein?" Grinsend setzt mein Bruder sich auf mein Bett. ,,Weshalb war Mats denn bei dir?" Fragend sehe ich ihn an. ,,Ach komm schon. Ich weiß, dass er hier war. Hab gesehen, wie er aus dem Zimmer kam. Also was läuft bei euch?" ,,Nichts. Er hat sich nur in der Tür geirrt." ,,Natürlich. Komm schon Emi. Ich bin dein Bruder. Denkst du ich raff nicht, was da zwischen euch läuft? Denkst du ich seh nicht, wie er dir hinterguckt, wenn du an uns vorbeiläufst? Wie du in deiner Pause am Fenster stehst und ihn beobachtest? Ich bitte dich Emily." ,,Na schön. Wir haben mal miteinander geredet." ,,Und das soll ich dir jetzt glauben?" Ich lasse mich wieder auf die Matratze sinken. ,,Du bist schlimm, Marco." ,,Ich weiß. Raus jetzt mit der Sprache." ,,Na schön. Also wir waren Essen und danach haben wir bei Mats was getrunken. Dann ist irgendwie eins zum anderen gekommen und jetzt haben wir sozusagen eine F+. Wir lieben uns zwar immer noch, aber naja du weißt ja Beziehungen sind momentan nicht so mein Ding." ,,Das ist krass. Aber sowas habe ich eigentlich fast erwartet. Nach Steve ist das klar. Weiß er es?" Ich schüttel den Kopf. ,,Du musst es ihm erzählen. Emi, du weißt dass Mats sowas fertig macht, wenn er den Grund nicht kennt." ,,Ja. Aber ich konnte es bis jetzt nicht." ,,Tu es bald. Er wird hinter dir stehen, dass weiß ich. Er würde dich immer unterstützen." ,,Ich werd es ihm sagen. Versprochen." ,,Mach es bald. Ich muss jetzt wieder los, haben gleich Besprechung. Danke, dass du es mir erzählt hast." ,,Wehe du erzählst es Mats oder irgendjemandem. Dann schwöre ich dir, waren wir die längste Zeit Geschwister", fauche ich. ,,Von mir erfährt niemand was. Bis heute Abend." ,,Tschüss", murmel ich, drehe mich auf die Seite und schließe meine Augen. Ich bin so müde.

Zögernd klopfe ich an Mats Tür. ,,Ja", kommt es leise von drinnen. Einmal hole ich noch Luft, dann öffne ich die Tür. ,,Hey." ,,Oh, hi." Mats sieht mich kurz an und schaut dann wieder auf den Fernseher. ,,Darf ich?" ,,Bitte." Er deutet neben sich. Während er den Fernseher ausmacht setze ich mich auf das Bett. ,,Ich wollte mich für heute Mittag entschuldigen. Das war nicht so gemeint. Tut mir echt leid." ,,Ist okay. Habs schon verstanden." ,,Nein Mats. Es ist nicht so wie du denkst. Ich will dir endlich den Grund erzählen wieso ich keine Beziehung möchte." Mats setzt sich auf. ,,Na dann. Ich werde bis zum Ende zuhören." Er lächelt mich leicht an. ,,Kurz nach unserer Trennung war ich ziemlich fertig. Ich war sogar kurz davor die Ausbildung hinzuschmeißen. Auch wenn ich irgendwie selber Schuld war. Ich konnte dich nicht vergessen, alles hat mich an dich erinnert. Marco und die Jungs hatten meine Depriphase ziemlich schnell satt und versuchten mich immer wieder erfolglos zu verkuppeln. Durch einen Zufall beim feiern lernt ich Steve kennen. Er war auf Anhieb nett, zuvorkommend, er war perfekt. Ließ mich meine Traurigkeit vergessen, mit ihm konnte ich so unbeschwert reden. Er verstand mich. Es folgten Dates und wenig später kamen wir zusammen. Es war so wundervoll, dass ich unsere Zeit schon fast vergessen hatte. Seit langem war ich endlich wieder glücklich. Ich war in meiner rosaroten Welt und merkte nicht, wie Steve sich veränderte. Er verlangte immer mehr von mir, nahm mehr als er gab und ich nahm es hin, um mit ihm vor der Realität zu flüchten. Ich schottete mich ab, von meiner Familie, meinen Freunden, hatte nur noch Augen für Steve. Oft wurde ich gewarnt, vorallem von Marco, er drohte sogar mich einzusperren. Doch hörte nicht auf ihn, auf niemanden. Dann kam der Tag der alles veränderte. Ich war mal wieder bei ihm, wartete sehnsüchtig darauf, dass er von der Arbeit kam. Er war gestresst, hatte ziemlich üble Laune. Ich versuchte ihn aufzumuntern, doch das reizte ihn so sehr, dass er komplett ausgerastet ist." Ich schlucke einmal und wische mir über die Augen. Kurz darauf spüre ich Mats Arm auf meinen Schultern. ,,Du musst nicht weiter erzählen." ,,Jetzt habe ich angefangen, dann bringe ich es auch zuende. Wie gesagt ist er komplett ausgerastet. Er schliff mich ins Schlafzimmer, egal was ich machte, es hat nichts gebracht. Dort schlug er mich, mehrmals, bis ich es ebenfalls schaffte ihm eine zu verpassen. Seinen Schockmoment nutzte ich aus und traf ihn an der Schläfe. Wenig später nahm die Polizei ihn fest. Ich kam ziemlich schnell über ihn hinweg und wurde zu einem kalten Arschloch. Ich vertraute niemandem mehr, vergraulte alle Jungs, One Night Stands waren alles, was ich an Kontakt mit Jungs hatte. Und egal wie sehr ich dich immer noch liebe Mats und so sehr ich weiß, dass du mir so etwas niemals antun würdest, aber ich kann es einfach nicht. Kannst du das verstehen?" ,,Es tut mir so leid, Emily. Ich wusste es nicht, sonst wäre ich um einiges Verständnisvoller gewesen." ,,Nein Mats. Behandel mich so wie immer. Ich will es einfach nur vergessen." ,,Ich helfe dir dabei. Ich werde immer für dich da sein, Emily, egal ob mit oder ohne Beziehung." ,,Danke. Ich bin froh, dass du es verstehst." ,,Hat das Arschloch wenigstens eine angemessene Strafe bekommen?" ,,Drei Monate Haft und ein Jahr auf Bewährung. Marco hatte da auch etwas seine Hände im Spiel." ,,Umso besser." Liebevoll zieht Mats mich in eine Umarmung. ,,Ändert sich jetzt zwischen uns etwas?" ,,Ich will immernoch keine Beziehung, aber... auf den Rest will ich eigentlich nicht verzichten." Mats grinst. ,,Gut. Ich nämlich auch nicht."

Immer wieder BVBWo Geschichten leben. Entdecke jetzt