Kapitel 2: Feuer im Norden

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Eine kleine Armee, tausendfünfhundert Mann stark, marschierte durch das Hügelland im Norden. Sie überquerten die Grenze zum Osten vor einigen Stunden und befanden sich nun in Rifdol. Schon seit Stunden liefen sie ohne jede Rast durch die felsige Einöde des Nordens. Drei Tage zuvor hatten sie den Avelor überquert, jenen Fluss der den Osten mit dem Westen verband.
Sie hatten den Auftrag, die Menschen rund um den heiligen Wald zu vernichten und das Gebiet zu halten. Unter ihnen war auch ein Soldat aus Verelar. Sein Name war Romael. Sein Vater, der Fürst von Elva, hatte ihn dazu gedrängt in die Armee einzutreten. Er hasste die Menschen und war einer der größten Verfechter einer gewaltsamen Lösung in Elva gewesen, einem der letzten Länder des Westens, in dem Menschen noch immer geduldet wurden. Romael jedoch war für eine friedliche Lösung. Er fühlte sich völlig fehl hier im Norden.
Alle paar Kilometer bogen hundertfünfzig Mann nach Norden ab und nun war Romaels Gruppe an der Reihe. Die restliche Armee lief weiter in Richtung Osten. Schon nach wenigen Minuten kamen sie an einem Hof vorbei. Drei Männer liefen hinein, kurz darauf waren Schreie zu hören, Romael erstarrte. Er sah zu wie das Gebäude in Brand gesteckt wurde. Es ging weiter.
In der Ferne waren Lichter zu sehen, Umrisse eines Tempels. Sie marschierten darauf zu. Pfeile wurden in Öl getränkt, angezündet, abgeschossen auf die Dächer des alten Gebäudes. Bald brannte der Tempel lichterloh. Männer kamen herausgelaufen und Pfeile zischten durch die Nacht. Im Schein der Flammen wirkte die Szenerie unwirklich.
"Du!" Hörte Romael eine laute Stimme sagen, "Steh da nicht so 'rum. Auf zum Wald. Es gibt hier viele Einsiedler und wir wollen sie doch alle erwischen."
Romael rannte los. Bald wurde es dunkler. Der Schein der Flammen reichte nicht so weit. Er lief weiter. Nach einiger Zeit sah er sich um. Im Westen brannten viele Feuer, ab und zu vernahm er von weit her Schreie, es war schrecklich. Er setzte sich, blieb minutenlang regungslos, war in Panik. "Ich bin kein Soldat. - Ich kann das nicht", dachte er. Plötzlich hörte er etwas. Jemand lief ganz nah an ihm durch das trockene Gras. Das Rascheln wurde lauter. Dann sah er einen Priester. An einem Felsen blieb er stehen. Romael hörte ihn keuchen. Nach wenigen Minuten lief der Mann weiter. Und Romael auch.

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