Chapter one

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Alles grau.

Die Wände grau. Der Boden grau. Der Tisch und die Stühle grau. Die Verspiegelung der Glaswand durch die man nichts erkennen kann, grau. Sogar die Haare des Mannes der mir an dem metallenen Tisch gegenüber sitzt, mit einigen Papieren und Unterlagen in seiner Hand, grau. Ich gab ein genervtes seufzten von mir als der Mann nun schon zum Gefühlten tausendsten Mal die Papiere durch blätterte die er in seinen großen Pranken artigen Händen hält. Dabei nickt er nur stumm vor sich hin und schlägt ab und zu Falten in seine Stirn. Seine dunklen Augen huschten noch einmal über einige Zeile des Papieres als er schließlich seine Aufmerksamkeit mir schenkte. Sein Gesicht war dünn und knochig und er hatte ein Muttermal auf seiner Wange. "Lynn", begann er nach einer Ewigkeit. Seine blauen Augen fixierten sich leicht angespannt in meine. Tausende Fragen schwirrten mir im Kopf herum, doch zuerst wollte ich wissen was der alte Knacker zu sagen hatte. Er sah aus wie eine Ratte. Einige Jungs im Speisesaal hatten ihn Rattenmann genannt. Passt doch wie angegossen. "Warum bin ich die einzige in meiner Gruppe die noch nicht hier weggebracht wurde?", fragte ich dann nachdem der Rattenmann noch immer nichts außer meinen Namen gesagt hatte. Ich stützte mich mit meinen Ellbogen auf den metallenen Tisch ab und der Mann rückte seinen Stuhl mit einem quietschen. "Wir müssen an dir noch einige Untersuchungen durchführen.", sagte er nur mit kratziger Stimme und seine Augen wanderten von mir wieder zu dem Stück Papier in seiner Hand. Und das soll ich ihm glauben? Wer war dieser Mann? Woher sollte ich wissen ob ich ihm vertrauen sollte. Aber ich sagte nichts. Hier ging irgendwas nicht mit rechten Dingen zu. Ich war mit den anderen aus meiner Gruppe aus dem Labyrinth geflüchtet und hier her verfrachtet worden. Seit nicht mal ganz einer Woche waren wir hier, und nach und nach haben sie die anderen hier weggebracht. Zu einer Farm, sagten sie, dort wo es sicher ist. Einer nach dem anderen. Außer mich. Aber warum ich? "Was weißt du noch über WCKD?" Die vier Buchstaben hallten wie leere Worte durch meinen Kopf. W.C.K.D. Die Initialen waren überall im Labyrinth gewesen. An den Vorratskisten. An den Griewerteilen. Und an dem Heilmittel das mit dem letzten Frischling hoch kam. In meinem Labyrinth waren wir nur Mädchen gewesen, außer der letzte der in der Box rauf kam. Der letzte war ein Junge gewesen. Jace. Er war auch weg. Genau wie alle anderen die es aus dem Labyrinth geschafft haben. "Nicht wirklich viel.", begann ich mit leicht heiserer Stimme. Ich wusste nur das sie uns ins Labyrinth gesteckt haben, weil wir, wir alle Hoffnung auf ein Heilmittel waren. Die eiskalten Augen des Mannes durchbohrten mich. Meine Muskeln spannten sich leicht an. Ich hatte keine Angst vor ihm. Aber sein Blick war echt beunruhigend. "Nichts? Wirklich gar nichts kannst du mir darüber sagen?" Ich schüttelte nur stumm den Kopf. Er ordnete die Zettel in seiner Hand zurecht und legte sie gerade vor sich hin, auf den metallenen Tisch. "Wenn dir was zu WCKD einfallen sollte, kontaktiere mich bitte umgehend", er stand auf und schob den Sessel an den Tisch. Mein Blick haftete an dem Blatt welches an erster Stelle des Stapels lag. Ich stand ebenfalls von dem Holzsessel auf. Ich konnte ein Bild von mir auf dem Zettel erkennen. C4-"Die Hoffnung", stand unter dem schwarz-weiß gedruckten Bild. Ein metallenes Knirschen riss mich aus meiner Starre. Der Mann hatte die dicke Tür aufgezogen und sah mich erwartungsvoll an. "Du weißt ja wo du mich findest", sprach er mit kratziger Stimme weiter während ich raus aus dem kleinen grauen beengten Raum, in den langen Gang trat.  Hier roch es stark nach Desinfektionsmittel. "Und wenn nicht frag einfach nach Janson", sagte er und dann fiel die Tür mit einem metallenen knirschen zwischen uns zu.

Ein dunkelhäutiger großer breiter Mann mit Bart und grimmigen Gesicht führte mich durch die grell beleuchtenden leeren Gänge und Korridore der Unterkunft zurück in den Speisesaal. Der Mann führte mich durch einen offenen Durchgang und war dann wie von Geisterhand verschwunden. Der Speisesaal bestand aus vielen Tischen an denen Gruppen von Jugendliche saßen, und einer Essensausgabe die die einer Schule erinnerte. Anscheinend war heute schon wieder eine neue Gruppe dazu gekommen denn einige Jungs mit unbekannten Gesichtern saßen auf dem Tisch an dem ich vor ein paar Tagen noch mit Jace gesessen war. Doch jetzt war ich allein. Ich musste mir wohl einen neuen Platz suchen. Ich ging an dem Tisch vorbei an denen die sechs unbekannten Jungs saßen. Einer von ihnen, ein stämmiger Asiate mit aufgestellten dunklen Haaren sah mich kurz an und stieß dann einen gedankenversunkenen etwas älteren Jungen mit honigblonden Haaren an, der neben ihm saß, der seinen Blick ebenfalls auf mich fixierte. Hab ich irgendwas im Gesicht, oder was ist mit denen los. Genervt drehte ich mich nur weg und ging über den steinernen weißen Fliesenboden auf die Essensausgabe zu und schnappte mir angeekelt das Tablett mit dem nicht gerade essbar aussehenden Gemüseauflauf. Ich setzte mich an den einzigen Tisch an denen keine Gruppe saß, sonder nur ein Junge mit Kapuze der kläglich sein Maisbrot anstarrte als wäre es das interessanteste was er je in seinem Leben gesehen hatte. Ich setzte mich nur stumm ans andere Ende des Tisches und hoffte das er mich einfach nicht beachten würde. Im nächsten Moment hallten nur Schritte durch den Raum und Janson stolzierte mit einem Klemmbrett und seinen großen stämmigen Anhängsel herein. Gleich würde er wieder beginnen eine endlose Liste mit Namen vorzulesen, mit den Leuten die zu einer der sicheren Farmen kommen würden. Natürlich würde mein Name da nicht draufstehen. an mir müssten ja noch 'Untersuchungen' gemacht werden.  "Alice", begann der Rattenmann vorzulesen. Alle Gespräche verstummten im Raum und alle Blicke wendeten sich zu ihm. Das grelle Licht was von der hohen Decke fiel lies sein Gesicht noch bleicher und dürrer wirken als es eh schon war. Er machte sich dem Namen Rattenmann alle Ehre. "Berry", ging die Liste weiter. Immer mehr Jugendliche versammelten sich hinter dem scheinheilig tuendem Mann. Alle Blicke ruhten angespannt auf ihm. "Walt" Ich war die einzige die nicht zu ihm sah. Ich stocherte in dem zermatschten Gemüseauflauf herum. "Edgar", ging es weiter. "Samantha, Aron, Sally, Harry, Tim" Irgendwann fing mein Kopf an die Namen auszublenden die Janson von der Liste hinunter las. Meiner würde ja so und so nicht dabei sein. Aber vielleicht konnte ich mich auch glücklich schätzen. Niemand wusste so genau was wirklich mit den Jugendlichen passiert die auf dieser Liste stehen und aufgerufen werden. "Und zu guter letzt David", Janson gab das Klemmbrett einem seiner muskelbepackten Anhängsel und faltete seine Hände hinter seinem Rücken zusammen. "Danke für eure Aufmerksamkeit, ich wünsche euch noch einen schönen Abend" Alle klatschten nur lustlos in die Hände während ich nur angewidert mein Essen betrachtete. Janson verschwand hinter der metallisch aufgehenden Tür. Ich stützte mich an meinen Händen ab und legte mein Besteck zur Seite. Ich brauchte es doch garnicht erst versuchen, das musste mindestens genauso scheußlich schmecken wie es aussah. Plötzlich mit einem Ruck und einen Klirren fixierte sich mein Blick auf einen der neuen Typen der urplötzlich aufgesprungen war und auf die metallene offene Tür mit dem Wachmann zusteuerte. Der Junge mit der Kapuze der an meinem Tisch saß sah ebenfalls mit aller Aufmerksamkeit zu wie der dunkelhaarige Junge direkt durch die offene Tür maschieren wollte. "Wow, Sekunde", der Wachmann hielt ihm an der Brust auf. "Du wurdest nicht aufgerufen", ein zweiter Wachmann gesellte sich zu ihm. Was war bitte in den gefahren? "Ich weiß, ich komm gleich wieder", sagte der Junge und versuchte wohl so sicher wie möglich zu klingen. "Du hast hier keinen Zugang zu diesem Bereich, Kleiner", der Wachmann baute sich groß vor ihm auf. "Ich will nur kurz zu meiner Freundin können sie mich durchlassen?", sagte der dunkelhaarige Junge dann etwas leiser. Ich konnte es nur mit Schwierigkeiten verstehen. "Setzt dich mit deinem Arsch wieder auf deinen Stuhl", der Wachmann tippte dem Jungen mit dem Finger gegen die Brust. Der Junge drehte genervt um und ging mit langsamen schleifenden Schritten zurück. Er musterte die Tische und sein Blick streifte mich und blieb dann bei dem Jungen mit der Kapuze hängen. Was zur Hölle war hier los? Plötzlich drehte der dunkelhaarige Junge um und lief auf die Wachmänner wie wild geworden zu und versuchte kläglich scheiternd an ihnen vorbei zu kommen. Ich musste mir fast ein schmunzeln unterdrücken. So viel Unterhaltung bekam man hier nicht oft. Doch mit erstaunen musste ich feststellen das sich der Dunkelhaarige während die Männer ihn versuchen wegzudrücken sich geschickt mit den Fingern die Karte des einen Wachmanns angelte. Nur mit dieser konnte man Türen öffnen. Der Wachmann schubste den Jungen beinahe zu Boden. "Hey verschwinde!", schrie er lauthals durch den Raum. Alles wurde still. Die anderen Jungs von seinem Tisch rannten wie eine Herde zu ihm. "Hey was ist dein Problem man. Was zum Teufel?!", der dunkelhaarige Junge schubste den Wachmann zurück und die anderen Jungs hielten ihn darauf zurück. Alle schrien wild herum bis Janson plötzlich durch die Tür trat. "Was ist denn hier los?!", er schob die Wachmänner links und rechts zur Seite. Der große stämmige Asiate und der Junge mit den honigblonden Haar hielten den Wildgewordenen fest. "Thomas", begann Janson den Dunkelhaarigen anzusprechen, der noch immer von seinen zwei Freunden festgehalten wurde. "Ich dachte wir könnten einander vertrauen", fuhr der Rattenmann fort. Er legte seinen Arm auf Thomas Schulter. "Wir spielen alle im selben Team hier" "Tun wir das?", raunte dieser Thomas nur Janson an und seine Augen wurden zu schlitzten. Und sofort wusste ich das irgendetwas hier gewaltig nicht stimme. Und das wusste dieser Thomas und seine Freunde wohl möglich auch.

The Girl In The Scorch [Scorch Trials/NEWT]//PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt