Es war noch nicht allzu spät, als wir schließlich wieder in London ankamen. Meine Müdigkeit hatte sich wieder etwas gelegt, dafür war es jetzt Harry, der alle fünf Minuten gähnte. Demnach verabschiedeten wir uns voneinander, ohne dass er noch mit zu mir, oder ich zu ihm kam. Was jedoch nicht ganz unpraktisch war, da ist so endlich Zeit hatte, in Ruhe mit Beth zu reden. Sie war gerade damit beschäftigt unser Zimmer aufzuräumen, als ich dieses betrat. Sobald sie mich sah lächelte sie, etwas das sie seit langem nicht mehr in meiner Gegenwart getan hatte.
"Also, bist du bereits für die ganze Geschichte?", fragte ich schließlich, nachdem wir uns nebeneinander auf meinem Bett niedergelassen hatten. Beth nickte und sah mich neugierig an. "Absolut. Und bitte die komplette Wahrheit." Auch ich nickte. "Versprochen."
"Ungefähr einen Monat bevor das Semester angefangen hat, waren Louis und ich auf so einer Party in London, auf die er aus irgendeinem Grund eingeladen wurde. Und mich hat er mitgeschleppt, obwohl ich eigentlich überhaupt nicht dorthin gehen wollte. Aber mir ging es zu der Zeit nicht besonders gut, deshalb dachte er, dass etwas Ablenkung mir gut tun würde. Allerdings hab ich mich eher damit abgelenkt, so viel Alkohol zu trinken wie lange nicht mehr. Wie genau das alles passiert ist, weiß ich selbst nicht mehr, aber irgendwie bin ich Harry begegnet, er war ebenfalls mehr als nur angetrunken und dann... ist es halt passiert." Ich war zu beschämt, um Beth anzusehen, also fuhr ich einfach fort: "Am nächsten Morgen habe ich das ganze so sehr bereut und war froh, Harry nie wieder sehen zu müssen. Ich habe versucht den kompletten Abend zu vergessen und das ist mir auch ziemlich gut gelungen. Dann hat das Semester angefangen und ich habe dich kennen gelernt. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich Harry hier wiedersehen würde und schon gar nicht damit, dass er eine Freundin hatte. Sobald ich ihn in diesem Zimmer zuerst gesehen und erkannt habe, wollte ich es dir sagen. Aber Harry... er hat es mir quasi verboten. Er hat gesagt, mir würdest du sowieso nicht glauben, ihm aber schon, weil du ihm vertraust. Er wirkte so... angsteinflößend, ich habe mich einfach nicht getraut, die die Wahrheit zu sagen." - "Idiot.", murmelte Beth. "Danach bin ich ihm so gut wie möglich aus dem Weg gegangen. Er mir allerdings nicht wirklich. Er hat... meinen wunden Punkt gefunden, ohne danach zu suchen." - "Was genau meinst du damit? Hat es etwas... mit letzter Nacht zu tun?" Zögernd nickte ich. "Es ist eine ziemlich lange Geschichte... irgendwann kann ich es dir erzählen, aber erstmal sollte es genügen wenn du weißt, dass ich ein ziemlich schweres Jahr hinter mir habe." - "Okay, erzähl weiter."
"Irgendwann wurden wir in Literatur dazu gezwungen, eine Aufgabe gemeinsam zu erledigen. Wir haben so weit es ging getrennt gearbeitet, aber am Ende mussten wir uns einmal treffen. Das war der Freitag, an dem ich nicht hier geschlafen habe." Entgeistert sah Beth mich an. "Ihr habt doch nicht etwa...?" Schnell schüttelte ich den Kopf. "Nein. Zuerst war er einfach nur unfreundlich. Aber dann... dann hat er meine Narben gesehen." - "Die Narben... die gehören zur langen Geschichte, oder?" Ich nickte und fuhr dann fort: "Er wollte unbedingt wissen, was der Grund dafür ist. Aber ich wollte und konnte es ihm nicht sagen. Irgendwann hab ich seine Fragen nicht mehr ausgehalten und bin weinend zusammengebrochen, keine Ahnung was an dem Abend mit mir los war. Aber er war für mich da. Er hat... versucht mich zu trösten und nach einiger Zeit bin ich eingeschlafen. Das war der erste Moment, in dem Harry mich nicht wie den allerletzten Dreck behandelt hat." - "Und ich hab gedacht, du hättest in der Nacht was mit Niall gehabt... ich hab sogar Harrys Parfüm gerochen! Irgendwie bin ich auch selbst Schuld, so blind wie ich war." - "Quatsch. Ich hätte dir an dem Morgen die Wahrheit sagen sollen.", widersprach ich ihr. Sie zuckte nur mit den Achseln. "Am Montag danach war unsere Präsentation. Allerdings ist er nicht aufgetaucht. Er hat mich komplett alleine gelassen. Ich war sauer, enttäuscht und vor allem hab ich es nicht verstanden. Ich hab ihn zur Rede gestellt, er hat sich nicht einmal gewährt. Einen Tag später habe ich dann erfahren, dass er längst mit unserem Professor gesprochen und sich für meine Note eingesetzt hatte. Wieder hab ich ihn zur Rede gestellt und dieses Mal... hat er mich zu sich nach Hause eingeladen. Dir habe ich gesagt, ich würde zu meiner Mutter fahren, aber in Wahrheit war ich mit Harry bei seiner Familie. Dort habe ich erfahren, dass seine Eltern letzten Winter bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Harry... er gibt sich die Schuld dafür." Kopfschüttelnd vergrub Beth ihr Gesicht in ihren Händen. "Wieso hat er mir nie etwas gesagt?" Ich zuckte ratlos mit den Achseln. "Ich weiß es nicht. Kaum einer weiß davon. In der ersten Nacht bei ihm Zuhause hatte ich einen Albtraum. Ich habe Harry gebeten bei mir zu bleiben. Am nächsten Morgen... haben wir uns geküsst. Kurz danach habe ich den Entschluss gefasst alleine zurück nach London zu fahren. Bevor er mich hat gehen lassen, musste ich ihm aber... meine Geschichte erzählen. Sobald ich in London war hat Louis mich zur Rede gestellt. Er wusste, dass ich nicht bei meiner Mutter war, deshalb habe ich ihm einen Großteil der Wahrheit erzählt. Begeistert war er nicht, aber er hat versprochen niemandem etwas zu sagen. Dann kam Harry wieder und wir haben versucht... Freunde zu sein. Hat nicht ganz funktioniert. Immer wenn wir zusammen in einem Raum waren, war da diese elektrische Spannung und es war fast unmöglich, mich von ihm fernzuhalten. Dann hat Louis mich davon überzeugt, dass ich dir und Niall die Wahrheit sagen muss. Aber ich konnte es nicht, war zu feige. Das ganze ging soweit, dass Niall mich geküsst hat. Danach wusste ich, dass ich eine Entscheidung treffen musste, also bin ich Harry aus dem Weg gegangen. Dann kam Louis' Geburtstagsparty. Was da passiert ist weißt du auch." - "Oh ja. Kein sonderlich schöner Abend." - "Definitiv nicht.", stimmte ich ihr zu. "Anschließend ist Harry verschwunden. Er hat mir jedoch... Nachrichten hinterlassen. An Orten von denen er wusste, dass ich, wenn überhaupt, dort nach ihm suchen würde. Schließlich habe ich ihn gefunden, womit er glaube ich nicht gerechnet hat. Wir haben uns ausgesprochen und vermutlich beide realisiert, dass wir einander brauchen. Wir sind psychisch dermaßen... zerbrochen, dass wir ohne die Hilfe des jeweils anderen, nicht wieder ganz werden können. Beschreiben kann ich es nicht wirklich, aber das was du letzte Nacht miterlebt hast, erklärt es ziemlich gut. Ich brauche ihn. Und ich hoffe ich bin diejenige, die er braucht."
Für eine Weile sah Beth mich nur schweigend an. Dann lächelte sie schließlich. "Das bist du, Lizzy. Weißt du, ich war für eine relativ lange Zeit mit Harry zusammen. Falls man das überhaupt so bezeichnen kann. Wie auch immer, ich habe ihn nie so erlebt, wie letzte Nacht. Sobald ich in seinem Zimmer war und ihm erzählt habe was los ist... er sah aus, als hätte er selbst Schmerzen. Du bedeutest ihm wahnsinnig viel, das konnte sogar ich in dieser kurzen Zeit sehen. Und wir haben ja bereits festgestellt, dass ich nicht gerade aufmerksam bin." Ich seufzte. "Es tut mir so leid, Beth. Ich wünschte, ich hätte früher mit dir geredet." Doch zu meiner Überraschung schüttelte sie den Kopf. "Nein. Auch dann hätte ich es vermutlich nicht verstanden. Ich musste es... erleben. Ich glaube dir, dass du mich nicht verletzen wolltest. Und ich bin froh, dass ich jetzt die ganze Wahrheit kenne."
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ich weiß, dass ist mehr so ein zwischenkapitel, ihr wisst ja eh alle, was alles passiert ist haha aber falls ihrs vergessen habt, hier noch mal ein kleiner überlick ;) votes und kommentare wären wie immer seeehr lieb :)
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DARK turns to LIGHT
FanfictionEr streckte seinen linken Arm in meine Richtung. "Was siehst du?", fragte er. Etwas verwirrt betrachtete ich seinen Arm. "Tattoos?!" Harry schüttelte den Kopf. "Nein. Was siehst du wirklich?" Ich beugte mich etwas mehr nach vorne. "Ehm... eine Rose...