Für einen kurzen Augenblick wirkte Harry zu überrascht, um überhaupt zu reagieren. Doch dann erwiderte er den Kuss. Er stützte seine Hände rechts und links neben meinem Kopf ab und drückte mich mit seinem Körper gegen die Wand. Obwohl es vermutlich am vernünftigsten gewesen wäre, war es sowohl physisch, als auch psychisch unmöglich, mich von ihm zu lösen.
Auf einmal spürte ich seine Hände an meiner Hüfte. Langsam wanderten sie nach oben, seitlich unter mein T-Shirt. Seine Hände auf meiner bloßen Haut ließen mir einen Schauer den Rücken hinunter laufen. Doch schon im nächsten Moment waren sie von dort verschwunden. Stattdessen griff Harry nach meinen Händen und zog mich zu seinem Bett. Für wenige Sekunden löste seine Lippen von meinen und ließ meine Hände los, jedoch nur um sich sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Erneut verschmolzen unsere Lippen miteinander, während er mich mit sich nach unten auf sein Bett zog. Ich landete neben ihm und schaffte etwas mehr Abstand zwischen uns. Dann ließ ich meinen Blick langsam über die Tattoos gleiten, die seinen Oberkörper, sowie seine beiden Arme zierten. Dabei spürte ich, wie er mich durchgehend ansah.
"Was ist?", fragte er schließlich leise. Ich strich mit meiner Hand über den Schmetterling auf seinem Oberkörper. Der Schmetterling, der seine Schwester symbolisierte. "Du meintest, dass alle deine Tattoos eine Bedeutung haben... Schmetterling und die beiden Vögel hast du mir ja schon erklärt, aber was ist mit den anderen?" Harry entwich ein leises Lachen. "Du möchtest jetzt über meine Tattoos reden?" Ich nickte und wich seinem Blick weiterhin aus. Er seufzte und griff nach meiner Hand. "Du bist defintiv... etwas Besonderes.", stellte er fest. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das nun ein Kompliment oder eine Beleidigung sein sollte. Bevor ich mich näher mit dieser Frage beschäftigen konnte, fuhr er schon fort: "Zu welchen möchtest du etwas wissen." - "Zu allen.", antwortete ich ohne zu zögern. Wieder lachte Harry. Es tat gut, ihn endlich fröhlich zu erleben. "Das könnte etwas dauern. Vielleicht... vielleicht sollte ich mit den einfachen anfangen." Mit dem Zeigefinger deutete er auf seine rechte Schulter. "Siehst du dieses 'G'? Nicht sonderlich kreativ... es steht einfach nur für Grace. Meine Mutter." Obwohl er es als nicht sonderlich kreativ bezeichnete, berührte mich dieses Tattoo. Zwar symbolisierte auch einer der Vögel seine Mutter, doch dieser einzelne Buchstabe war noch viel persönlicher. Zu den Vögeln gab es verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Das 'G' hingegen war eine eindeutige Widmung an seine Mutter.
Als nächstes deutete Harry auf einen Schriftzug, der die Außenseite seines linken Handgelenkes zierte. "I can't change.", murmelte er, "Sonderlich viel Erklärung bedarf das glaube ich nicht." Viel Interpretationsfreiraum blieb nicht, da hatte er Recht. Dennoch war ich mir sicher, dass der Satz noch eine tiefere, verborgene Bedeutung für ihn hatte. "Da steht, dass du dich nicht ändern kannst. Nicht, dass du es nicht willst.", stellte ich fest. "Und?" Ich runzelte die Stirn. "Naja, willst du es?" Eine Weile herrschte Schweigen. Dann schüttelte Harry den Kopf. "Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Also spielt das nicht wirklich eine Rolle." Seine gute Laune von eben gerade war schon wieder verflogen. "Es spielt schon eine Rolle...", murmelte ich. "Denkst du, dass ich mich ändern sollte?" - "Das habe ich nicht gesagt." Kopfschüttelnd sah Harry zur Decke. "Könnten wir vielleicht das Thema wechseln?" Schnell nickte ich. "Ja. Tut mir leid." Er legte sich auf die Seite, sodass er mich ansehen konnte. "Also, nächstes Tattoo?" Ich war erleichtert, dass er nicht sauer oder verletzt wirkte. "Gerne." Nachdenklich betrachtete er seine Arme. Dann zeigte er auf einen weiteren Schriftzug, knapp unterhalb seiner linken Armbeuge. 'Things I can't'... bevor ich nach der Bedeutung fragen konnte, zeigte er auf einen ähnlichen Schriftzug, auf seinem anderen Arm: 'Things I can'. "Ich bin Rechtshänder. Deshalb kann ich alles nur mit rechts machen. Mit links bin ich hilflos.", erklärte er. Etwas verwundert sah ich ihn an. Eine solche Erklärung hatte ich aus irgendeinem Grund nicht erwartet. Doch das Grinsen auf seinem Gesicht verriet mir, dass er nicht ganz die Wahrheit sagte. "Nein, war nur Spaß. Obwohl es stimmt..." Er legte den Kopf schief und sah dabei so aus, als sei ihm gerade eine wichtige Erkenntnis gekommen. "Und was ist die wirkliche Bedeutung?", fragte ich neugierig. "Das waren zwei meiner ersten Tattoos", begann er, "sie sind so eine Art... Wegweiser. Komplett falsches Wort, tut mir leid... am besten ich erklär es dir an einem Beispiel." Wieder betrachtete er seinen Arm. Dann deutete er auf das große Segelschiff. Eines der Tattoos die mir vom bloßen Aussehen am besten gefielen. "Weißt du noch wie ich dir erzählt habe, dass ich unbedingt nach Amerika wollte?" Ich nickte, also fuhr er fort: "Ich habe mir immer ausgemalt, mit dem Schiffen nach drüben zu fahren. So Titanic-mäßig. Nur eben mit einem Segelschiff. Und ohne das Untergehen." Trotz des ernsten Themas brachte mich seine Erzählweise zum Lächeln. "Der Plan hat sich nun ja leider erledigt. Deshalb ist das Schiff auf der linken Seite." - "Theoretisch könntest du noch heute deine Sachen packen und den Plan in die Tat umsetzen.", gab ich zu Bedenken. Doch Harry schüttelte den Kopf. "Nicht nach allem was passiert ist. Es geht eben nicht immer nur darum, was ich gerne möchte." Es gäbe viele Argumente mit denen ich ihm hätte widersprechen können, aber ich wusste, dass es besser war einfach nichts dazu zu sagen. Allerdings fiel mir noch etwas anderes auf. "Harry... wieso ist dein rechter Arm komplett leer?" Das einzige Tattoo auf der Seite war der Schriftzug. Er zuckte mit den Schultern. "Bisher gab es nichts, was auf die Seite gepasst hätte." Kopfschüttelnd sah ich ihn an. "Wieso denkst du so negativ über dich selbst?" - "Müssen wir das jetzt wirklich diskutieren?", fragte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen. "Es ist einfach traurig, dass all die Tattoos offensichtlich eine negative Bedeutung haben." - "Ich habe dir doch neulich erzählt, dass es in gewisser Weise auch Narben sind. Deine Narben haben auch keine positive Bedeutung." Automatisch zog ich meine Hände an meinen Körper, sodass die Innenseite der Gelenke verdeckt war. "Das ist etwas komplett anderes.", flüsterte ich. Harry jedoch schüttelte den Kopf. "Es ist eine andere Art der Schmerz-Verarbeitung. Aber im Prinzip ist es sehr ähnlich." So formutliert hatte er natürlich Recht. "Trotzdem können Tattoos auch an schöne Dinge erinnern.", widersprach ich. "Können.", betonte er und schüttelte den Kopf. "Wenn es aber kaum schöne Erinnerungen gibt, ist das etwas schwierig." Auf einmal kam mir eine Idee. "Was hältst du... von einem Deal?" Überrascht hob Harry die Augenbrauen. "Ein Deal?" Ich nickte und richtete mich auf. "Das nächste Tattoo lässt du dir auf deinem rechten Arm stechen." Er runzelte die Stirn. "Das ist nicht wirklich ein Deal. Eher... ein Befehl." Ich zuckte mit den Schultern. "Deal klingt netter. Und es ist an der Zeit, dass etwas positives in deinem Leben geschieht." Harry kniff die Augen zusammen. Es sah ganz so aus, als würde er tatsächlich ernsthaft über meine Worte nachdenken. "In Ordnung. Zumindest... versuche ich es. Allerdings möchte ich gerne einen wirklich Deal draus machen." Jetzt war ich diejenige, die überrascht war. "Inwiefern?" - "Du hast erwähnt, dass du eine Therapie gemacht hast, richtig?" Langsam nickte ich. Worauf wollte er hinaus? "Okay... nach allem was in den letzten Tagen passiert ist, wage ich es zu behaupten, dass diese... Therapie nicht sonderlich erfolgreich verlaufen ist." - "Ich glaube kaum, dass irgendjemand dazu in der Lage ist, so etwas dermaßen schnell zu verarbeiten.", versuchte ich mich zu rechtfertigen. "Natürlich ncht, so war das auch nicht gemeint. Aber etwas, das sich ändern muss, ist die Sache mit deinem Namen. Eliza." Automatisch zuckte ich zusammen. "Was soll das?" Er wusste genau, wie empfindlich ich auf diesen Namen reagierte. Harry seufzte. "Nicht dass ich etwas gegen den Namen Lizzy hätte, aber... ich habe etwas dagegen, dich so zu nennen. Man sagt den Namen einfach so runter... 'Lizzy'. So nebenbei, keine Ahnung. Um 'Eliza' zu sagen, braucht man... mehr Zeit. Und man nimmt sich diese Zeit. Das macht jetzt wahrscheinlich überhaupt keinen Sinn, aber es klingt einfach schöner." Ich presste meine Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. "Du weißt genau, weshalb ich den Namen nicht hören kann." - "Genau darum geht es in unserem Deal. Du hilfst mir dabei, weitere negative Ereignisse zu verhindern und ich helfe dir dabei, dein... altes Leben zurück zu gewinnen. Angefangen mit deinem Namen." Er meinte es gut, da war ich mir sicher. Trotzdem konnte ich ihn nur verwirrt ansehen. "Wieso?", war meine einzige Frage. Harry zuckte mit den Schultern. "Ganz einfach, damit du wieder komplett glücklich wirst." Wieder schüttelte ich den Kopf. "Das ist ziemlich unmöglich, glaub mir." Er streckte seine Hand aus. "Deal?" Nach kurzem Zögern verdrehte ich die Augen, nahm jedoch seine Hand. "Deal."
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ok ich muss dazu jetzt mal was sagen :D das ist absolut nichts gegen harry (big love an ihn) aber es regt mich richtig auf, dass er so viele tattoos 'überdeckt' :o i can't change UND things i can't sind weg :( maaan der kerl ist doch doof hahah
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DARK turns to LIGHT
FanfictionEr streckte seinen linken Arm in meine Richtung. "Was siehst du?", fragte er. Etwas verwirrt betrachtete ich seinen Arm. "Tattoos?!" Harry schüttelte den Kopf. "Nein. Was siehst du wirklich?" Ich beugte mich etwas mehr nach vorne. "Ehm... eine Rose...