Kapitel 22

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In der ganzen Nacht bekam ich kaum ein Auge zu. Vermutlich deshalb, weil Louis mir noch am Abend per SMS mitgeteilt hatte, dass wir gemeinsam frühstücken würden. Meine Überlebenschancen waren ziemlich gering. Doch auch der Gedanke an Niall veranlasste, dass ich mich unruhig von einer Seite auf die andere wälzte. Ich mochte ihn. So viel stand fest. Doch wie sehr mochte ich ihn? Bestand die Möglichkeit, dass aus unserer Freundschaft tatsächlich mehr werden würde? Harry spukte ebenfalls irgendwo in meinem Kopf herum. Er würde vermutlich irgendwann morgen wiederkommen und früher oder später würden wir uns über den Weg laufen. Wie wir uns dann verhalten würden, war mir ein Rätsel. 

Vermutlich ging die Sonne bereits auf, als ich endlich einschlief. Denn viel zu schnell ließen mich irgendwelche Geräusche wieder aufwachen. Sobald ich meine Augen öffnete, sah ich wie Beth offensichtlich unseren Schreibtisch aufräumte. Gähnend richtete ich mich auf, woraufhin sie sich umdrehte. "Oh, hab ich dich geweckt? Tut mir leid." Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich muss sowieso so langsam mal aufstehen. Ich bin mit Louis zum Frühstück verabredet. In... zehn Minuten." Stellte ich nach einem Blick auf die Uhr panisch fest. Schnell schrieb ich ihm, dass ich möglicherweise etwas später kommen würde, dann sprang ich unter die Dusche.

Es stellte sich heraus, dass Louis ebenfalls verschlafen hatte. Nicht, dass mich das wundern würde. Als wir schließlich beide in der Schlange des Coffeeshops standen, gähnte er alle zehn Sekunden. Offensichtlich war er noch zu müde, um sauer auf mich zu sein. Das änderte sich jedoch, sobald wir an einem der Tische saßen. Er sah mich nur kopfschüttelnd an, woraufhin ich hilflos mit den Schultern zuckte. "Es hat sich einfach nicht so ergeben.", versuchte ich mich zu rechtfertigen. "Es hat sich nicht ergeben? Lizzy, du warst... mindestens zwei Stunden lang mit ihm alleine. Also hör auf so einen Mist zu reden." - "Du hast selbst gesagt, dass es meine Entscheidung ist wann ich es ihnen sage!" Louis verdrehte die Augen. "Ja. Aber deine Entscheidung wäre dann wohl, dass du es ihnen nie sagst." Wo er Recht hatte, hatte er Recht. "Und das geht dich etwas an, weil...?" - "Weil du meine beste Freundin bist. Und Niall wird so langsam zu meinem besten Freund. Beth ist auch verdammt nett und ihr alle habt es nicht verdient, dass eure Freundschaften auseinander brechen." Seufzend lehnte ich mich in meinem Sessel zurück.  "Woher weißt du überhaupt, dass ich es ihm nicht gesagt habe?", fragte ich herausfordernd. "Von Niall, woher sonst?" Für einen kurzen Moment erstarrte ich. "Was.... was genau hat er dir erzählt?" Jetzt wurde Louis misstrauisch. Verdammt. "Nur dass es sehr lustig war und dass er dich nett findet. Wieso? Gibt es noch etwas anderes, was er mir hätte erzählen können?" Langsam schüttelte ich den Kopf und widmete mich meinem Kaffee. Anscheinend überzeugte ihn das nicht. "Lizzy? Was ist los?" Ich verdrehte die Augen und winkte ab. "Ach, ist nicht so wichtig." Louis schnaubte und hob die Augenbrauen. "Erzähl es mir trotzdem?!" Es sah nicht so aus, als würde er aufgeben. "Es könnte... unter Umständen sein, dass... dass Niall mich geküsst hat." Mit einem verzweifelten Stöhnen vergrub Louis sein Gesicht in den Händen. "Das kann doch nicht dein Ernst sein, Lizzy." - "Hey, ich kann nichts dafür!", beschwerte ich mich. "Oh doch! Hättest du ihm die Wahrheit gesagt, hätte er dich ganz bestimmt nicht geküsst! Und wenn er es jetzt herausfindet, bist du richtig am Arsch." 

Etwa eine Stunde später war ich auf dem Weg zurück zu meinem Zimmer. Louis hatte mir noch mehr als einmal gesagt, wie dämlich mein Verhalten war, aber das wusste ich auch selber. Rückgängig machen konnte ich es trotzdem nicht. Dass ich mitten auf dem Flur mit Niall zusammenstieß verbesserte meinen aktuellen Gemütszustand nicht sonderlich. "Hey", murmelte ich mit gesenktem Kopf. "Hör zu Lizzy, das mit gestern tut mir leid. Ich hätte dich nicht einfach so küssen dürfen.", entschuldigte er sich. Schnell sah ich wieder auf. "Alles gut, keine Sorge. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen." Er hob überrascht die Augenbrauen. "Also bist du nicht sauer auf mich?" - "Nein, wieso sollte ich? Ich mag dich, Niall. Es ist nur so, dass in letzter Zeit irgendwie ziemlich viel passiert ist und ich muss erstmal in Ruhe alles verarbeiten... ist alles etwas chaotisch gerade." Lächelnd schüttelte er den Kopf. "Kein Problem, fühl dich bloß nicht unter Druck gestellt. Ich hatte gestern einfach nur das Bedürfnis dich zu küssen, also habe ich genau das getan. Das war kein Heiratsantrag." Ich verdrehte die Augen, ebenfalls lächelnd. "Gut zu wissen." - "Ich muss schnell weiter, Mr. Parker wollte mich sprechen, aber wir sehen uns bestimmt nachher nochmal." Ich nickte und sah ihm hinterher. Eines stand fest: jemanden wie ihn hatte ich in meinem Leben überhaupt nicht verdient. 

DARK turns to LIGHTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt