11. Kapitel

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Die Wärme in meinem Gesicht brachte mich zum Aufwachen. Ich öffnete langsam die Augen und sah direkt in die Sonne, die heute stark schien. Die Blätter über mir raschelten vom Wind und neben mir rauschte der kleine Bach von gestern. Ich setzte mich auf und unsere ausgetretene Feuerstelle kam in mein Blickfeld. Ohne groß zu überlegen stand ich auf und suchte Holz, denn ich hatte riesigen Hunger und wollte ein paar Pilze oder so was grillen. Ich stapfte durch die Bäume und das trockene Laub unter meinen Füßen knisterte. Ich hob einige Holzstücke und kleine Äste auf und machte mich wieder auf den Weg zu Miles, der immer noch schlief. Ich warf das Holz auf den Aschefleck der Feuerstelle und lief rüber zu Miles. Der streckte sich und sah mich verschlafen an. "Gib mir mal dein Feuerzeug." Miles richtete sich langsam auf und wühlte in seiner Jackentasche. Dann übergab er mir das kleine Gerät und ich zündete den Holzhaufen an. Dann suchte ich mir lange Stöcke und fand auch ein paar Pilze, die ich aufspießte und über das kleine Feuer hielt. Sie wurden zügig braun und auch Miles gesellte sich neben mich und grillte sich Pilze. Ich schlang das gegrillte Essen herunter und nachdem auch Miles fertig und nicht mehr hungrig war, traten wir das Feuer aus. Ich kramte die Karten hervor, die uns den Weg wiesen. Wir gelangten an einen dämmrigen Pfad, dessen Blätterdach nur von einzelnen Sonnenstrahlen durchbrochen wurde.

Die Sonne stand praktisch im Zenit, was uns den Mittag anzeigte. Wir waren den ganzen Morgen den Pfad entlang gewandert und immer noch nicht an das richtige Sonnenlicht gekommen. Wir sahen die Sonne nur an vereinzelten Stellen deutlich. Ich war sehr erschöpft und auch Miles sah nicht mehr ganz wohlauf aus, denn er taumelte geschafft neben oder hinter mir. "Wollen wir eine Pause machen?", sprach ich schließlich unsere Gedanken aus. Miles sah erleichtert auf und nickte. Wir entdeckten sogar einen kleinen Apfelbaum. Seine Früchte waren zwar noch nicht ganz reif, aber immerhin etwas. Wir pflückten uns ein paar der sauren Äpfel und packten noch mehrere als Proviant ein. Dann setzten wir uns an einen sonnigen Fleck und genossen das frische Obst. Ich aß drei Äpfel und Miles vier - wir hatten wirklich Hunger! Als wir fertig mit dem Essen waren, blieben wir noch ein paar Minuten sitzen und sammelten neue Kraft. Dann machten wir uns auf und liefen weiter.

Plötzlich fiel ein Apfel aus Miles' Tasche. Ich blieb stehen und hob ihn auf. Miles steckte ihn wieder ein, doch der Apfel fiel sofort wieder raus. Verwirrt beschaute sich Miles seine Tasche und sie war aufgeschnitten. "Aber gerade war sie noch heil!", erwiderte er perplex. Ich überlegte und nach kurzer Zeit fiel mir die erschreckende Lösung ein. Ich packte Miles und rannte so schnell ich konnte los. Wir sprangen über hohe Wurzeln und knallten auf dem trockenen Erdboden auf. Ich zog Miles einfach weiter hinter mir her und er rannte mit. Nach ein paar Minuten öffnete sich der Wald und wir kamen an eine Straße, die totenstill da lag. Unser Tempo verlangsamte sich und schließlich blieben wir stehen. "Was sollte das?", keuchte Miles. Ich sah mich um und deutete auf seine Tasche. "Das war die Frau mit der Schere!" Er schaute an sich herunter, dann zu mir. Er wusste von der Frau und ich schaute mich immer noch unwohl um. "Komm jetzt. Wir gehen einfach weiter, ja?", sagte er letztlich mit einer beruhigenden Stimme, legte seinen Arm um meine Schultern und schob mich weiter die Straße entlang. Wenigstens war ich nicht alleine. Ich kannte Miles zwar noch nicht lange, aber er verstand mich. Er verstand mich und das brauchte ich im Moment am meisten, denn Schutz hatte ich nirgends...

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Sorry, ich weiß: unspektakulär! Aber ich werde in den nächsten Tagen wahrscheinlich mehr updaten. Hoffe es gefällt euch :)

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