6. Kapitel

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Ich war schon einige Zeit gelaufen, aber sah in der Ferne nichts. Ich war immer noch auf der Straße, aber konnte hinter mir nicht mehr den Wald erkennen und vor mir nur ein paar Schemen von Bergen. Ich sah mich um. Nichts. Ich drehte mich zur Seite, sah aber nur verdörrte, kleine Sträucher. Ich atmete tief durch und machte mich wieder auf den langen Weg entlang der Straße.

Da erkannte ich etwas! Etwas großes gräuliches, das die Form eines Klotzes hatte. Oh mein Gott! Was ist das?!, ging es mir durch den Kopf. ...Bis ich eine Gestalt erkennen konnte. Es war wahrscheinlich ein Mann und... ein Flugzeug? Ja, es war ein Flugzeug. Ein kleiner, rot gestrichener Flieger mit verbeultem Seitenruder. Und dahinter stand eine Garage in Klotzform. Ich beschleunigte mein Tempo. "Hey! Hallo! Warten Sie!", versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Der Mann drehte sich um und blickte mich verwundert an. Als ich näher kam und schon fast bei ihm war, begann ich zu reden:"Hallo! Können Sie diese Maschine fliegen? Fliegen sie jetzt damit?" Der Mann riss sich wieder aus der Verwunderung. "Ähm... Ja und ja. Wer bist du? Woher kommst du?" Natürlich. Ich war gerade Kilometer sinnlos eine Straße entlanggeirrt und da war diese Frage ja verständlich. "Ich werde verfolgt...", jetzt war ich unsicher, ob ich es ihm erzählen sollte. "Ich fliege gleich ab.", kam er wieder auf meine Frage zurück,"Ich kann dich mitnehmen, wenn du in die gleiche Richtung musst." Es gab also doch noch hilfsbereite Leute auf dieser Welt. "Ich fliege bis Vancouver. Du kannst mitkommen, wenn du willst." Ich überlegte:Vancouver... Ungefähr der halbe Weg, bis zu Dad! Dann hätte ich die Hälfte des Weges geschafft! Ich müsste nur noch 1600 Kilometer schaffen, um nach Bakersfield zu kommen. Mein Vater wohnte in Bakersfield. Jetzt war ich in Ashland, wie mir der Mann mitteilte. Wenn es also von Ashland bis Bakersfield 2550 Kilometer waren, was es ja waren, und wir 2250 Kilometer fliegen würden, dann müsste ich nur noch 1600 Kilometer allein schaffen.Das war doch mal ein Erfolg! Ich nickte eifrig, nach fleißigem Überlegen. "Ja, das wäre großartig!" Der Mann nickte. "Geht klar! Wir werden eine Stunde fliegen."

Nachdem der Mann sein Gepäck verstaut und das kleine Flugzeug gecheckt hatte, ging es los. Es war zwar ein holpriger Start die lange Straße entlang und es gab beim Fliegen ein paar Luftlöcher, aber nach einer Weile hatte man sich daran gewöhnt. Ich erzählte dem netten Mann von meinen Verfolgern und er war sehr verblüfft. "Na schön. Ich tue dir nichts!", sagte er, nach meiner Geschichte. Dann holte er Proviant heraus und gab mir auch ein Stück Brot.

Wir landeten. Der Flieger ratterte und quietschte und kam dann zum Stehen. Ich sprang heraus und bedankte mich bei dem Mann, dessen Namen er mir genannt hatte: Frank. "Hier,", sagte er und drückte mir eine Landkarte und Stadtpläne von Bakersfield und Vancouver in die Hand, "damit du dich zurechtfindest!" Ich faltete alles zusammen und steckte es in die Hosen- und Jackentaschen. "Dankesehr! Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken soll!" Aber das einzige, das ich dachte war: Wo hat der die ganzen Pläne und Karten her? Ja, es war nicht gerade die Frage, die man sich in diesem Moment stellen sollte. "Kein Problem. Ich würde dich ja gern bis nach Bakersfield bringen, aber ich muss noch zu einer Beerdigung meiner Nichte." Ich bedankte mich nochmals, Frank wünschte mir Glück und ich machte mich auf den Weg nach Bakersfield.

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Tut mir leid, dass das Kapitel so spät kommt und es jetzt nicht das spannendste ist, aber ich hatte viel zu tun. Trotzdem würde ich mich über ein Feedback freuen. :-)

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