19. Kapitel

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Das Auto rollte langsamer und ich vernahm das knirschende Geräusch unter den Reifen. Ich blinzelte mich langsam wach. Der Pickup schwankte kurz und ich hörte, wie die Autotür mit einem satten Ton zuschlug.

Frank war ausgestiegen und ging nun um den Wagen herum, um die Tür auf meiner Seite zu öffnen. Ich stieg mit Miles aus und da war es.

Das große, gelbe Schild mit der imposanten Aufschrift "Bakersfield" erhob sich vor uns. Dahinter erstreckten sich Blockhäuser, kleinere Wohnhäuser, Bäume und Wiesen. Es war ein wunderbares Gefühl.

"Wir müssen Dad finden!", sagte ich laut und zog an Miles' Arm. Er nickte nur.

"Kommt, wir suchen einen Infocenter, dort schauen wir ins Telefonbuch."

Wir liefen sofort los und ließen das Auto am Straßenrand stehen. Schon nach ein paar Läden erkannten wir einen Infocenter. Als wir eintraten starrte uns die Dame an der Rezeption angewidert an. Klar, wir waren dreckig und sahen wahrscheinlich ziemlich verwahrlost aus.

"Entschuldigen Sie, könnten wir kurz ins Telefonbuch schauen?", bat Frank. Die Dame deutete scheu auf einen Tisch, auf dem Karten, Flyer und auch das Telefonbuch lagen. Schnell blätterte ich die kleingedruckten Seiten durch und murmelte dabei immer wieder Dads Namen. Da war er! Zwischen die anderen Namen gequetscht, stand er da. Ich konnte es nicht glauben, das ich so weit gekommen war. Ich nahm schnell den Stift aus der Halterung am Tisch und schrieb Dads Nummer auf meinen Unterarm.

"Danke!", rief ich der Empfangsdame noch zu,  bervor ich, gefolgt von Miles und Frank, den Laden verließen. Sofort hechtete ich zu einen Münztelefon und fragte Frank nach ein paar Münzen. Er gab mir welche und ich wählte die Nummer meines Vaters, nachdem ich sie einwarf.

"Miller?", nahm eine männliche Stimmer ab.

Die Stimme meines Vater. "H-Hier auch.", sagte ich leise, mit zitternder Stimmer.

"Wer... genau?", fragte er, eine Spur Hoffnung in seiner Stimme.

"Amy. Deine Tochter."

Am anderen Ende wurde es still. Kurz bevor ich dachte, die Leitung würde spinnen, fragte er leise:"Schatz? Wo ist deine Mutter, seid ihr wieder da?"

"Ich bin wieder da. Ohne Mom, aber mit zwei... Bekannten.", erwiderte ich traurig.

"Wo ist sie?", fragte er besorgt. Aber ich fragte nur:"Wo wohnst du? Ich bin da."

"Seventh Ave 32.", sagte er bloß.

"Wir kommen zu dir.", meinte ich schnell und hängte auf, bevor er antworten konnte.

Ich erklärte den anderen wo wir hin mussten und wir begaben uns das letzte Mal auf den Weg. Als wir das Haus gefunden hatten, klingelte ich bei meinem Vater. Er öffnete die Tür und starrte mich an. Ich starrte ihn an. In unseren Augen bildeten sich Tränen. Dann fiel ich ihm in die Arme.

"Ich bin so froh, das du da bist; geh nie wieder weg!", flüsterte er.

Ich schüttelte kräftig den Kopf. "Nie wieder."

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