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Ji Yong blieb noch eine Nacht mit mir in Busan. Wir haben zusammen ein bisschen gefeiert und sogar angestoßen, ich natürlich mit alkoholfreiem Sekt. Nach einer gemeinsamen Nacht ist Ji Yong leider schon wieder weg. Er ist glaube ich nach Hongkong geflogen, wo er seinen nächsten Auftritt hatte. Ich blieb noch zwei Tage in der Stadt, habe sie mir angeschaut, den Tempel erkundet und in ein paar Restaurants gegessen, in denen das Essen hervorragend geschmeckt hat. Es fiel mir irgendwie schwer von Busan abzureisen, aber irgendwann wollte ich schließlich weiter. Ich war noch weitere zwei Wochen unterwegs, die gefüllt waren mit spannenden Dingen. Meine Rippenbrüche sind gut verheilt und auch meine Gehirnerschütterung ist nicht so schlimm gewesen. Am meisten war ich an der Küste unterwegs, war baden oder habe nichts gemacht. Das will ich heute anders machen.

Denn ich bin heute in Inje angekommen, auf einem Campingplatz zwischen ein paar Bergen. Die nächsten drei Tage werde ich Bungeejumpen, Raften und Paragleiden. Ich freue mich da voll drauf, bin gespannt, wie sich das ganze Adrenalin in meinem Körper anfühlt. Ich parke Hubert, der in der ganzen Zeit nicht einmal den Geist aufgegeben hat, neben einem weiteren Van. Ich fasse nicht was das für einer ist, denn ich erkenne ihn sofort.

Als ich aussteige steht auf tatsächlich Haekwon breit grinsend vor mir. Bei seinem Anblick muss ich lachen. Ich steige aus und begrüße ihn freundlich. „Das ist aber ein Zufall. Es hat dich also doch nicht ans Meer verschlagen?", frage ich und reiche ihm eine von meinen Wasserflaschen, da es heut ziemlich warm ist. „Doch eigentlich war ich an der Küste von Donghae, als mir ein Vogel gezwitschert hat, dass du bald hier ankommen wirst", meint er und trinkt ein Schluck vom Wasser. „Mit dem Vogel meinst du.." „Deinen Blog", vervollständigt er meinen Satz, zuckt dabei mit den Schultern, als wäre es das normalste auf der Welt.

Aber ich freue mich darüber, denn ich hätte nicht erwartet, dass Haekwon meinen Blog wirklich liest. Wir unterhalten uns noch eine Weile darüber was er in der Zeit gemacht hat und wie es mir so ergangen ist. Von meinem Kind, das wohl stätig in mir wächst, erzähle ich erst einmal nichts. Ich will, dass es meine Freunde zuerst erfahren, wenn Ji Yong ihnen es nicht schon erzählt hat.

Irgendwann ist die Zeit reif und ich mache mich auf den Weg zum Bungeejumping. Mir wird so langsam flau im Magen, als ich dieses große Gerüst sehe, von dem Gerade eine männliche Person springt. Der Typ schreit sich förmlich die Seele aus dem Leib, was mich nicht gerade beruhigt. Aber ich will es unbedingt durchziehen.

Und so kommt es also, dass ich mir die Sicherheitsvorkehrungen genau anhöre und letztendlich mit einem Gurt um auf der Plattform des Bungeeturms stehe. Meine Beine zittern vor Aufregung, genauso wie meine Hände, als sich die Plattform hoch fährt und der Ausblick immer atemberaubender wird. Es fühlt sich an wie Stunden, als wir oben angekommen sind. Der Kerl, der für meine Sicherheit verantwortlich ist, hängt das dicke Seil an meine Füße, an denen ich auch einen Gurt umhabe und meint zu mir, dass ich bereit bin.

Ich gehe ein paar Schritte nach vorn, bis ich mit meinen Zehnen nur Millimeter über die Plattform rage. Komischerweise bin ich jetzt weniger aufgeregt, als ich noch unten Stand. Und das obwohl ich jetzt die Höhe vor Augen habe. Es ist wirklich verdammt hoch. Doch für mich gibt es kein Zurück mehr.

Laut zähle ich bis drei, bis ich von der Kante abspringe und ich falle. Das Adrenalin pumpt wie verrückt durch meine Adern und ich kann nicht anders als genauso zu schreien, wie der Typ vor mir. Irgendwann, als ich denke auf der Wasseroberfläche aufzukommen, zieht mich dieses Seil mit einem Ruck wieder hoch und ich falle noch einmal. Das geht ein paar Mal so, bis ich nur noch in und her Pendle und von dem Kran wieder hinauf gezogen werde.

„Das war unglaublich", stoße ich außer Atem hervor, als mir die Gurte abgenommen werden. Der Kerl grinst bloß, ehe er mir gratuliert und mir eine Urkunde in die Hand drückt, dafür, dass ich gesprungen bin.

Nachdem ich noch ein bisschen die Ortschaft erkundet habe, gehe ich wieder zurück zum Campingplatz, denn ich habe wirklich großen Hunger. Dort treffe ich auch Haekwon auf, der gemütlich an einem Lagerfeuer sitzt und einen Stock in der Hand hält, auf dem er ein Würstchen grill.

„Ah, hallo Mirae. Und wie war es?", ruft er erfreut als auch er mich entdeckt. Mit einer Geste macht er mir klar, dass ich mich auf den zweiten Campingstuhl setzten soll. Ich tue es und er drückt mir ebenfalls einen Stock in die Hand. „Es war krass. Das Bungeejumping war unglaublich und die Gegend hier ist wirklich schön", schwärme ich und stecke ein Würstchen auf das Holz und halte es ins Feuer. So mag ich es, den Tag ausklingen zu lassen.

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Fun Fact: BTS haben die Run Episoden 7,8 und 9, bei denen sie Paint Ball gespielt haben, mit Quats gefahren sind und Bungeejumping waren in Inje gedreht. xD

ᶜʰᵃⁿᵍᵉᵈ ˡᵒᵛᵉ  ɢ-ᴅʀᴀɢᴏɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt