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Wundert euch bitte nicht. Ich habe in den vorherigen Kapiteln vergessen zu erwähnen, dass es mittlerweile Dezember ist. Ich werde es später ändern, wenn ich die Story bearbeite.

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Der Grund warum das alles geschehen ist, verbessert meinen Zustand nicht gerade. Der Arzt hat mir erklärt, wie das alles zustande gekommen ist. Durch Taehyuns Selbstmordversuch und meinen Schuldgefühlen habe ich mich zu sehr aufgeregt, dass es zu einer Fehlgeburt kam. Der Fakt, dass es mir vorher schon nicht gut ging, weil ich dem ganzen Stress ausgesetzt war, haben nicht nur die Schmerzen vorher verursacht, sondern das Risiko zu einer Fehlgeburt erhöht.

Das alles ist so schlimm für mich. Nicht einmal Ji Yong und meine Freunde schaffen es mich aufzumuntern. Ich liege einfach nur im Krankenbett, starre die Decke oder die weißen Wände an. Warum muss auch alles weiß sein? Es macht mich verrückt. Alles sieht gleich aus. Der Geruch ist genauso schlimm, er erinnert mich an das was passiert ist, alles hier erinnert mich daran.

Eigentlich will ich auch nach Hause, aber der Arzt meinte, ich bin noch zu schwach um nach Hause zu gehen. Das ist mir egal. Ich will einfach von hier weg. Der einzige Grund warum ich noch bleibe ist Taehyun. Ich will da sein, wenn er aufwacht, falls er auf wacht. Ich würde es mir niemals verzeihen können, wenn es nicht passiert.

Doch heute scheint ausnahmsweise mal ein etwas glücklicherer Tag im Krankenhaus zu sein. Am Vormittag sind die Ärzte und Schwestern ganz aufgeregt, dass hört man sogar durch die Wände durch. Ich weiß nicht, warum sie so drauf sind und es kümmert mich auch wenig.

Doch am Nachmittag kommt eine Schwester in mein Zimmer. Ich wundere mich darüber, da die Visite schon vorbei ist. Sie schiebt einen Rollstuhl vor sich her. „Frau Park. Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug. Es gibt da jemanden, der nach Ihnen gefragt hat“, sagt sie mit einer viel zu hoch Stimme und in einer viel zu freudigen Tonlage.

Zuerst weigere ich mich mitzukommen, da ich einfach nur allein sein will, lasse mich dann letztendlich doch auf den Rollstuhl durch das Krankenhaus kutschieren.

Wir kommen an einem der vielen Zimmer an, wo die Schwester an die Tür klopft. Nach einem schwachen Herein öffnet sie die Tür und schiebt mich in das Zimmer. Und wen ich da sehe, lässt mir einen riesen Stein vom Herzen fallen. Es ist Taehyun, er lebt und ist wieder bei Bewusstsein.

Tränen steigen mir in die Augen, als wir bei ihm ankommen und ich seine Hand in meine nehme. „Taehyun“, flüstere ich gegen seine Handfläche. Er legt seine Hand auf meine. „Ich bin da, ich bin da“, sagt er ganz ruhig, als wäre ich diejenige, die aus dem Koma erwacht ist.

„Es tut mir so leid. Es tut mir leid, dass ich nur an mich gedacht haben. Es tut mir leid, dass ich nicht bemerkt habe, wie es dir wirklich geht. Ich bin an allen Schuld“, entschuldige ich mich, was er sofort abweist. Er sagt mich trägt keine Schuld, was ich aber anders empfinde. Ich glaube wir werden uns nicht einig. Jeder nimmt die Schuld auf sich. Das geht so lange, bis diese kleine Diskussion in ein rumgekasper ausartet.

Doch ich lache nicht lange, als er mich mit einem Satz wieder in die schreckliche Realität zurück holt. „Hauptsache deinem Kind geht es gut.“ Diese Worte schmerzen so sehr, dass ich seine Hand los lasse und meinen Blick auf das Fenster richte.

Es hat geschneit. Der Winter ist so schnell gekommen, wie noch nie. Die Lichter draußen an den Fenstern machen mir bewusst, dass wir beide das Weihnachtsfest morgen wohl im Krankenhaus verbringen werden. Diese drei Tage bleibe ich noch da, damit Taahyun die Feiertage nicht allein verbringen muss. Danach kann ich wieder Arbeiten gehen, mich ablenken. Hier im Krankenhaus hat man zu viel Zeit um nachzudenken.

„Er ist nicht mehr da“, schluchze ich leise. Er hat das Recht zu erfahren, was genau passiert ist. Deshalb erzähle ich von meiner Fehlgeburt, auch wenn es wirklich sehr schmerzt. Ich will einfach nur verarbeiten, nicht vergessen. Denn die Zeit in der ich schwanger war, war mit die schönste in meinem Leben.

„Ich komme morgen wieder. Ich muss jetzt allein sein“, sage ich und werfe der Schwester einen Blick zu, damit sie mich wieder ins Zimmer bringt. Dort wartet niemand auf mich. Alle müssen arbeiten, sind beschäftigt oder haben gerade einfach keine Lust vorbei zu kommen, da es nicht nur mich in ihrem Leben gibt. Das verstehe ich. Und ich bin froh allein zu sein. So sieht wenigstens niemand wie verzweifelt und traurig ich wirklich bin. Denn vor ihnen versuche ich stark zu sein, damit sie sich keine Sorgen machen müssen. Fragt sich nur, wie lange ich es aushalte, bevor mir jemand meine Maske entreißt.

ᶜʰᵃⁿᵍᵉᵈ ˡᵒᵛᵉ  ɢ-ᴅʀᴀɢᴏɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt