25. Kapitel- In der Leichenhalle

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Rowan starrte auf den anderen Jungen und schüttelte den Kopf. „Was machst du denn hier?" Sein Blick wanderte zu dem Schlüssel, der um Jordans Zeigefinger kreiste.

„Sehen, ob ich George finden kann, was sonst?" Er grinste.

„George?" Rowan hob die Augenbrauen.

„Oder Charles meinetwegen." Jordan verdrehte die Augen und schob ihn zur Seite.

Rowan ließ sich widerstandslos wegschieben. Hatte Clara nicht gesagt, Jordan sei daran beteiligt? „Ich dachte, du hängst da mit drin?" Er fuhr sich durch die Haare und beobachtete, wie Jordan einen Schlüssel nach dem anderen durchprobierte.

„Tu ich aber nicht", knurrte er. „Das will ich ja beweisen – aha!" Die Türklinke ließ sich herunterdrücken und Jordan zog die Tür auf. „Na bitte!"

„Also beweist du, dass du nichts damit zu tun hast, indem du etwas damit zu tun hast?" Er zog die Augenbrauen zusammen. „Super Plan."

Jordan warf ihm einen bösen Blick zu. „Kommst du jetzt oder willst du hier warten?"

Jetzt war Rowan dran damit, die Augen zu verdrehen, und folgte dem anderen durch die Tür, bevor Jordan sie wieder zuzog und den Schlüssel in die Tasche gleiten ließ. „Warum hast du einen Schlüssel?", fragte Rowan nun mit gedämpfter Stimme, um niemanden auf sie aufmerksam zu machen. Er traute ihm nicht. Vor allem nicht, wenn er daran dachte, warum Clara ihn nicht mehr mochte. Was, wenn er auf Weisung von Jakes hier war, um ihn aufzuhalten oder gar irgendwo um die Ecke zu bringen?

„Ausgeliehen...", antwortete Jordan, dessen Gesicht im Halbdunkel des Flurs, in dem sie nun standen, kaum zu erkennen war. Aber seine Zähne blitzten und daran erkannte Rowan, dass er noch immer grinste.

Erneut verdrehte er die Augen und sah sich, so gut es ging, um. Neben ihnen stand ein Wagen voller schmutziger Wäsche und ein paar Kisten stapelten sich an der Wand. Ansonsten erstreckte sich vor ihnen ein Flur mit Betonboden, der weiter hinten auf einen anderen Flur zu treffen schien. Langsam setzte er sich in Bewegung. „Weißt du zufällig auch, wo du suchen musst?", zischte er dem anderen zu.

„Du ja offenbar auch nicht", zischte Jordan zurück und sie schlichen nebeneinander den Flur hinunter. Sie mochten einander nicht besonders. Rowan, weil er daran dachte, dass Jordan mal mit Clara zusammen gewesen war und sie zu dieser Sekte geschleppt hatte, und Jordan, weil er es nicht ertragen konnte, ersetzt worden zu sein, auch wenn er nicht wirklich mit Sicherheit sagen konnte, wie die Beiden zueinander standen.

„Woher weißt du überhaupt, dass du im Krankenhaus suchen musst?", flüsterte Rowan, während er vorsichtig die erste Tür aufdrücke und in ein weiteres Wäschelager sah. Die Wagen standen so eng, dass man höchstens in ihnen jemanden verstecken konnte, aber besonders plausibel erschien ihm das nicht und so schlich er weiter den langsam besser erleuchteten Flur hinab, der durch das Licht des nächsten Flures ein wenig mit erhellt wurde.

„Hab das Telefonat mitgehört und diesen Jakes gesucht." Jordan zuckte mit den Schultern, als sei es das Normalste der Welt, fremde Telefone abzuhören. „Da der eben hier aus dem Keller kam, nehme ich mal stark an, dass George hier ist."

„Und woher weißt du, dass er im Keller war?" Sie erreichten den nächsten Flur und gingen nach links, weil nach rechts nach einer Tür Schluss war, hinter der sich nichts als eine Abstellkammer befand.

„Weil ich im Foyer stand und gewartet habe, du Idiot." Jordan schüttelte den Kopf. „Bisschen zurückgeblieben bist du aber schon, oder?"

„Ich bin wenigstens nicht Teil irgendwelcher Sekten!", gab Rowan zurück, während sie eine Tür nach der anderen öffneten, stets lauschend, ob ihnen jemand entgegenkam. Eine unerträgliche Anspannung lag ihm auf der Brust, die Jordan nicht zu teilen schien.

Allegiance- Possenspiel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt