3.Kapitel- zerfleischende Wucht

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Hohoho, es ist Nikolaus! Im Stiefel ist ein Überraschungskapitel! Enjoy :)

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Dienstagmorgen, als der Wecker klingelte, drehte Clara sich stöhnend noch einmal um. Sie war viel zu spät zu Bett gegangen. Nach dem Abendessen hatte sie sich auf ihr Zimmer begeben und stundenlang im Web nach Rowan gesucht. Schließlich hatte sie dank seines Nachnamens recht schnell mehr über Marcus Cabrel herausgefunden. Mr. Cabrel hatte schon in jungen Jahren ein Imperium aufgebaut namens „Cabrel's Industries". Sie produzierten Medikamente und hatten eine besonders große und berühmte Abteilung für Narkose- und legale Betäubungsmittel. Ansonsten gab es zahlreiche weitere Vermerke über Mr. Cabrel online. Offensichtlich hatte er, anders als Rowan, sehr wohl ein umfassendes Privatleben. Er war Mitglied in zahllosen Wohltätigkeitsorganisationen und stellvertretender Vorsitzender einer Gesellschaft, die sich mit der Förderung und Ehrung medizinischer Erfolge beschäftigte. Natürlich tauchte er – als einer der wohl einflussreichsten und wohlhabendsten Männer der Stadt – bei jeder größeren Veranstaltung auf, was auch der Grund war, warum Clara der Name so bekannt vorgekommen war. Auch wenn sie noch nicht lange hier lebte, war er schon häufiger in der Zeitung erschienen. Ebenso wie die Männer, mit denen er zu tun zu haben schien. Bis tief in die Nacht hatte sie alte Zeitungsartikel und Beiträge der Organisationen gelesen in der Hoffnung, irgendwo eine Spur von Rowan oder wenigstens von einem Adoptivkind zwischen den Zeilen zu finden – vergeblich. Es blieb dabei: Außerhalb der Schule und der Kneipe am Samstagabend existierte Rowan nicht.

Jetzt schob sie die Beine aus dem Bett und tapste schläfrig zum Kleiderschrank. Ein Blick zur Uhr zwang sie zur Eile, aber noch war sie viel zu müde, um sich über die viel zu weit fortschreitende Zeit zu ärgern. Schlussendlich war sie gezwungen, ihren Toast im Gehen zu essen, um noch kurz vor knapp in der Klasse anzukommen. Obwohl sie nur unweit vor den Klingeln ankam, war sie noch vor Rowan da. Wie schon am Vortag kam er ziemlich perfekt mit dem Klingeln und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Sie seufzte. Hätte er zu ihr geschaut, hätte sie ihn gegrüßt, aber er starrte wieder nur stur auf seine Tischplatte. Seufzend packte sie ihre Sachen aus und versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren, ohne dass ihre Aufmerksamkeit zu Rowan wanderte, was nur mäßig gelang. Er lehnte sich noch immer nicht an, wie ihr auffiel, aber er hatte sein Wippen aufgegeben und offenbar einfach sofort die gebeugte Schonhaltung angenommen.

Dieses Mal folgte sie ihm nach der Schule zwar dicht, sprach ihn aber nicht an. Sie hatte sich keine Taktik überlegt, wie sie ihn ansprechen sollte. Während sie noch überlegte, ob sie ihn einfach erneut fragen sollte, was mit ihm los war oder warum er einfach kein Leben zu haben schien, lief sie direkt hinter ihm, sodass sie fast in ihn hineinrannte, als er abrupt stehen blieb. Einen kurzen Moment schloss er die Augen, was sie nicht sehen konnte, dann drehte er sich zu ihr um und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du bist nicht gut im unauffälligen Verfolgen." Er musterte sie. „Hatten wir uns nicht gestern geeinigt, dass du dich nicht weiter um mich scherst?"

Clara seufzte. „Es gibt einfach zu viele Dinge an dir, die nicht zusammenpassen. Dein Vater ist so präsent überall und du... dich gibt es nicht. Ich kann dich nicht online finden, du hast keine Hobbys, du hast kein Handy und niemand hat dich je irgendwo gesehen. Auf keiner der Veranstaltungen deines Vaters bist du dabei und obwohl er überall verbreitet, dass er in so vielen Wohltätigkeitsorganisationen ist, hat er nirgendwo ein Wort darüber verloren, dass er ein Kind adoptiert hat!" Forschend sah sie ihn an. Aus dem Gefühl heraus, sich verteidigen zu müssen, war das alles einfach aus ihr herausgeplatzt. Er war ein ganzes Stück blasser geworden.

„Du hast mich gestalkt?! Woher..." Fassungslosigkeit lag in seiner Stimme. „Warum machst du das?", jetzt mischten sich Verzweiflung und Wut hinzu. „Kannst du dich nicht einfach von mir fern halten? Hast du eine Ahnung, wie viel schwerer du das alles damit für mich machst?" Wie schon am Tag zuvor konnte sie sehen, wie seine Hände zitterten, bevor er sie in seinen Taschen versteckte. Seine Unbeholfenheit in der Situation war nicht zu übersehen.

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