Kapitel 3

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Geschockt von dem Vorfall drehte ich mich schnell um und sah das total verstörte Mädchen auf dem Boden sitzen und laut schluchzend. Hatte sie etwa?

Ich hockte mich neben sie und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sie schlang ihre Arme um mich und fing an bitterlich zu weinen. "Shshsh, alles gut. Er ist bestimmt nicht tot" fing ich an doch sie unterbrach mich und sagte verheult: "soll er doch verecken!" Ich hätte alles erwartet, aber nicht mit diesem Satz. Ich wollte fragen, was sie meinte, doch ich ließ es lieber und hielt sie einfach weiter in den Armen. Ich strich ihr beruhigend über die roten Haare, die zu einem gepflochteten Zopf zusammengesteckt waren. Sie klammerte sich an mein T-Shirt und weinte dies. Ich hatte noch nie jemanden so erbitterlich weinen hören.

Irgendwann, nach einer langen Weile löste sie sich von mir und schaute zu mir hoch. Das musste die junge Frau auch, denn sie war bestimmt ein einhalb Köpfe kleiner als ich. Sie starrte traurig in meine Augen. Auch ich schaute sie an und erstarrte bei dem Anblick ihrer Augen. Sie waren Eisblau, wenn nicht sogar ein manchen Stellen weiß. Ich hatte noch nie solche Augen gesehen, sie fastzinierten mich.

"Danke." Dieses kleiner Wort riss mich aus der Trance und brachte mich dazu, der Frau richtig ins Gesicht zu gucken. "Ähm, was?" Sie schaute mich lächelnd an, doch ihre Augen strahlten immer noch Trauer aus. "Danke, das du mich gerettet hast." Erst war ich noch ein bisschen verwirrt. War das für sie nicht selbst verständlich gewesen? Hat sie gedacht, ich hätte sie einfach da liegen gelassen? "Öh...natürlich! Das-" Die ersten Wassertropfen von oben unterbrachen mich. Die dunklen Wolken waren derzeit schwarz geworden und es würde jeden Moment anfangen, wie aus Eimern zu gießen. "Ah, verdammt! Es wird gleich regnen!", rief ich in den ersten Donner hinein, welcher sie zucken ließ und ängstlich gen Himmel schauen. "Was machen wir jetzt?", rief auch sie. Der Regen wurde mehr und durchnässte unsere Kalmotten. "Du kannst mit zu mir erstmal. Ich werde dich nicht hier lassen!" Ohne auf ihre Antwort zu warten, schnappte ich mir ihre Hand und zog sie um die nächste Ecke. Als wir uns zwischen zwei Mülltonnen quetschen mussten, zuckte sie einmal kurz zusammen und sog die Luft scharf ein. Sie war wohl doch mehr verletzt als gedacht. Zu Hause würde ich mir das direkt angucken.

Nach ungefähr zwei Minuten, waren woir vor der Haustür des Wohnhauses. Schnell suchte ich meinen Schlüssel in meiner Hosentasche und als ich ihn endlich fand und die Tür hektisch aufschloss, zuckte der erste Blitz über den Himmel. Gerade als der zweite Blitz den Himmel erhellte, stieß ich die Tür hinter mir und der Frau zu. Der Frau...ich musste unbedingt ihren Namen herausfinden. Ich drehte mich um zur Treppe, wo sie schon auf der ersten Stufe stand. "Wir müssen in den dritten Stock,...?" Sie schaute mich fragend an, schaute dann ab er kurz auf ihre Hände und sagte dann leise. "Fanny, und du?" "Jakob, aber nenn mich Jako!" Ich lächelte sie an, doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Sie sah schüchtern auf den Boden und ging vor mir die Treppenstufen hoch.

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