Ein weiterer Anfall

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„Xavier! Aufwachen!"

Brummend wälze ich mich auf die andere Seite. Ein Stupsen in die Seite lässt mich fauchend hochfahren. Xayr liegt grinsen neben mir. Sein Schweif wedelt vor meinem Gesicht herum und ich schlage brummend nach ihm. Ein Stachel schnellt aus dem Fellbüschel am Ende hervor und ich zucke zurück, Xayr lacht leise.

„Na komm du Schlafmütze, hoch mit dir!", meint er und steht auf. Ich seufze leise und stehe auf, strecke mich.

Er grinst und meint dann: „Du musst dich noch fertig machen, nicht wahr? Ich glaube das ist eine gute Gelegenheit dir das richtige Schminken beizubringen."

Ich nicke und Xayr ist schon im Rollstuhl und auf dem Weg zum Bad.

„Xayr..! Jetzt warte doch mal auf mich...!", rief ich ihm nach und tapste hinter ihm her ins Bad. Xayr mustert mittlerweile meine Schminksachen und grinst. „So...ich zeige es dir nur einmal, ja? Es gibt ja auch Menschen, die sich so schminken und diese sind bekanntlich keine Sexdämonen. Und da wir keine Menschen umbringen wollen, haben wir unsere ganz eigene Technik."

Er hielt mir einen Stift hin und meinte dann: „Du benutzt ganz normal den Kajalstift und tust dann nochmal dass hier oben drüber. Dasselbe machst du dann auch beim Eyeliner."

Ich nicke und mache alles so, wie er es mir erklärt hat. Xayr mustert mein Ergebnis und nickt. „Gut.", meint er und ich runzle die Stirn, mustere dann den Stift. „Was genau ist das eigentlich?", frage ich ihn. Er lächelt und antwortetet mir: „Das willst du lieber nicht wissen."

Ich nicke schwach und style mir meine Haare neu. Xayr ist schon fertig als ich mir die Zähne putze. „Kein Frühstück...?", fragt er mich und ich schüttle den Kopf. „Nein...meistens esse ich vor dem Unterricht noch was oder danach. Morgens bekomme ich nie etwas runter."

Er lachte leise und rollt mit dem Rollstuhl aus dem Bad. Kurz darauf höre ich es rumpeln und ein lautes Fluchen hallt durch das Haus.

„Alles okay...?"

„Ja, ich hab nur die-"

Er bricht mitten im Satz ab...stille.

„Xayr?"

Keine Antwort.

Ich renne zur Treppe und sehe einen sich krümmenden Xayr. „XAYR!!!", ich renne die Treppe hinab und zu ihm. Er sieht mich an und wimmert, krümmt sich erneut. Ohne Frage...ein Anfall. Ich renne die Treppe wieder hoch, suche wie verzweifelt mein Handy und die Visitenkarte des Heilers. Dann wähle ich die Nummer und renne wieder zu Xayr, nehme seine Hand und schreie ins Handy, als jemand abnimmt: „Xayr hat einen Anfall!!"

„Wow Jungchen...kein Grund so zu schreien...", der Heiler beruhigt mich und versichert mir, dass er in ein paar Minuten da sein wird. Mit einem Team von Heilern.

Ich lege zitternd auf und sehe auf Xayr hinab. Dieser lächelt schwach, ehe er sich erneut verkrampft und laut schreit. Ich erinnere mich an die Worte von Xayr.

„Ein weiterer Anfall sorgt vielleicht dafür, dass ich meine Beine nicht mehr bewegen kann, also querschnittsgelähmt bin."

Ich zittere und Xayr hebt meine Hand plötzlich fest, hört sich auf zu krümmen und sieht aus seinen Augen zu mir auf, lächelt schwach. Dann schließen sich seine Augen.

„Xayr...!"

Das Heilerteam trifft ein paar Minuten später ein, sie trennen mich von Xayr und ich bin wie betäubt, sehe zu, wie sie ihn auf eine Trage hieven und wegbringen. Der Heiler aus dem Krankenhaus tippt mir auf die Schulter. „Rekrut...?", ich reagiere nicht, fühle mich wie in Watte eingepackt und weiß nicht wo oben und unten ist. Plötzlich höre ich Rays Stimme. „Ist gut, nein sie brauchen ihn nicht auch noch ins Krankenhaus bringen. Er steht nur unter Schock. Gehen sie und kümmern sich um Xayr!"

Ein blonder Wuschelkopf taucht vor meinem Gesicht auf und ich wimmere, werfe mich dann in Rays ausgebreitete Arme. „Schh...ist ja gut.", flüstert er mir beruhigend zu und streicht mir beruhigend über den Rücken. Ich schluchze und dann kommen die Tränen.

Ray hebt mich die ganze Zeit über in den Armen, spricht beruhigend auf mich ein und tröstet mich. Ich zittere und schluchze.

Ein paar Stunden später sitzen wir beide auf der Couch, meine Mutter hat bei der Schule angerufen und mich für den heutigen Tag entschuldigt. Ray sitzt neben mir und eine Decke liegt über meinen Schultern, eine Tasse heißer Schokolade steht vor mir und dampft gemütlich vor sich hin. „Das Krankenhaus hat sich noch nicht gemeldet...sonst hätte Marvin mir schon längst geschrieben...", meint er und legt dann sanft den Arm um mich. „Ich kenne das Gefühl Xavier...machtlos zu sein und nichts tun zu können.", sagt er dann noch und ich lehne mich schniefend gegen ihn.

„Warum...bist du überhaupt zu den Paladin gegangen...?", frage ich ihn dann.

Ray seufzt leise und holt tief Luft. „Die Geschichte könnte etwas länger sein.", meinte er und ich nickte. „Wir...haben ja Zeit.", sagte ich und Ray lächelte. „Ja...Miss Ambroisé? Wären sie so nett mir auch eine heiße Schokolade zu machen?"

Meine Mutter nickt und lächelt. Ray lehnt sich auf dem Sofa zurück und beginnt dann zu erzählen.

Life of an InccubusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt