Fear the irascible mother

973 51 4
                                    

Das Bankett ein großes Fest zu nennen war die Untertreibung des Jahrhunderts. Im dritten Stock des palastartigen Gebäudes war der Innengarten gebaut: Ein riesiger Raum mit Wolkentapete, grünem Gras und vielen Blumen. Zur Feier wurde der Garten entsprechend geschmückt; Noch nie hattest du eine so lange Festtafel gesehen. Zwei lange Reihen an Tischen wurden aufgestellt, so dass genügend Platz für alle Mitglieder der Familie war. Bildschöne Laternen aus buntem Papier hingen von der Decke, verteilten ein angenehm warmes Licht im Raum und die weißen Blumen schimmerten wie Perlmutt im sanften Licht.
Dein Kleid war zu eng geschnitten für deinen Geschmack und die Schuhe hatten zu hohe Absätze, brachten dich hin und wieder zum Stolpern. Nicht nur du trugst ein elegantes Outfit, auch viele andere Mitglieder der Familie hatten sich in Schale geworfen. Anscheinend war eine Geburt der größte Anlass zum Feiern.
Galette fing dich am Eingang ab, machte dir ein Kompliment zu deinem Kleid und bugsierte dich auch sofort zu der kleinen Gruppe Frauen, die sich unterhielten. Es wurde getratscht, sich gegenseitig auf den neusten Stand gebracht, auch du. Sie bezogen dich mit ein, unterhielten sich angeregt mit dir und ein Lächeln konntest du dir schließlich nicht mehr verkneifen. In der Gesellschaft der Damen fühltest du dich recht wohl, beinahe schon gut aufgehoben. Doch da dies eine offizielle Feier war durftest du dir nicht deinen Platz neben einer der weiblichen Mitglieder aussuchen, sondern musstest dich neben deinen Ehemann setzen. 


»Ich würde lieber neben Chiffon sitzen.«, murmeltest du ein wenig zu laut und bekamst dafür einen kalten Blick von Katakuri zugeworfen.

»Du bist meine Frau, wir sitzen nebeneinander.«
»Eher Mitbewohnerin.«, korrigierst du ihn säuerlich, nun in seine Richtung. »Wenn man bedenkt, dass wir uns so gut wie nie sehen. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde.«
Er schnaubte nur gereizt und nippte an seinem Tee. Verstohlen sahst du aus dem Augenwinkel zu ihm herüber, schon etwas neugierig was er unter dem Schal verbarg. Chiffon hatte dir erzählt, dass er das Accessoire nie ablegte und kaum jemand wusste wie er darunter aussah, mit Ausnahme von den ältesten der Familie. Doch die brachen ihr Schweigen nicht, hielten es wohl für unangebracht darüber zu tratschen.
»Ich habe viel zu erledigen.« Was, versuchte er sich etwa vor dir zu rechtfertigen? Wieso denn das?
»Das weiß ich. Das Mehl. Der Weizen.« Okay, nun zogst du ihn einfach nur auf. Du solltest dich etwas bedeckter halten. Von deinem Schlafzimmer aus sahst du die goldenen Weizenfelder von Flour Island und auf einer Karte hattest du den Aufbau der Felder studiert. Es waren fünf große Weizenfelder über ganz Flour Island verteilt und die Gesamtfläche war riesig – immerhin musste auch viel Mehl produziert werden. Die Felder waren vor etwa 25 Jahren angelegt worden und inzwischen hatte sich die Begebenheiten der Insel ein wenig verändert – es war sinnvoller die Felder umzulegen, in sieben Felder aufzuteilen und das Bewässerungssystem zu verändern. Wenn du Katakuri deine Idee richtig verkaufen konntest, würdest du endlich nicht mehr auf die Kinder aufpassen müssen und noch dazu konntest du dann auf Flour Island bleiben, konntest von Zuhause aus arbeiten.
Vor allem mussten du dich dann nicht mehr mit diesem kleinen Monster namens Pudding herumschlagen.
»Katakuri.« Letztendlich drehtest du dich zu ihm und sahst ihn an, immerhin wolltest du ja etwas von ihm. Er sollte dich in der Produktion des Mehls einsetzen, immerhin hattest du einige gute Ideen. »Ich möchte dich um etwas bitten.«
»Auf einmal so freundlich, hm?«, stellte er fest und du konntest schwören, dass sein Unterton selbstgefälliger war als sonst. Anscheinend würde er das hier genießen.
»Ich habe viel Zeit in der Bibliothek verbracht.«
»Ich weiß.«
»Und da habe ich viel recherchiert und schließlich habe ich den Entschluss gefasst, dass deine Art die Weizenfelder zu leiten ineffizient ist.«
Okay, das kam vielleicht etwas falsch raus. Der kalte Blick bestätigte dir, dass du dich wohl zu direkt ausgedrückt hattest. Okay, das konntest du sicher noch retten!
»Jedenfalls- Ich möchte beim Anbau des Weizens helfen.«
»Nein.« Nein? Einfach nur 'Nein'?
»Warum nicht?«, fragtest du sofort, doch Katakuri blieb dir eine Antwort schuldig. Er drehte sich weg, begann eine kurz angebundene Unterhaltung mit Oven. War er etwa beleidigt?!
Wenn man Katakuri unvoreingenommen betrachtete, dann war er ein recht simpler Mann. Seine Bewegungen waren stets kontrolliert und absolut perfekt. Er war der ruhige Typ, sehr wortkarg und wenn er etwas sagte, war es auf den Punkt gebracht. Anfangs hatte seine Ausstrahlung dich sehr eingeschüchtert und sogar verängstigt, doch nach beinahe drei Monaten Ehe begannst du ihn einschätzen zu können. Sicher, es wäre dumm sich offen mit ihm anzulegen; Katakuri war eines der ranghöchsten Mitglieder der Familie, Ehemann hin oder her. Wenn du dich offen gegen seine Wünsche zur Wehr setztest, würde es früher oder später ernsthafte Konsequenzen für dich geben. Es grenzte eh schon an ein Wunder, dass du mit der Beihilfe zu Lola's Flucht davon gekommen warst. Dein Ziel, endlich etwas Sinnvolles zu machen, trieb dich an und du würdest so schnell nicht aufgeben. Mit einem 'Nein' hattest du natürlich gerechnet und doch versetzte es dir einen Dämpfer. 

The Taste of CopperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt