Taddl wurde am nächsten morgen von einer Ärztin geweckt.
Murrend stand er auf, duschte schnell und zog sich um. Danach hatte er noch 20 Minuten, bis er zu seiner ersten Therapiestunde gehen musste. Heute würde er auch seinen neuen Zimmergenossen kennen lernen. Wie er wohl so drauf war?
Bei seiner Therapiestunde gab es Müsli mit Milch zum Frühstück. Dies musste in einer bestimmten Zeit gegessen werden. Wenn Taddl Fortschritte machte, durfte er sich sein Essen irgendwann selbst zusammenstellen.
Taddl hatte sich fest vorgenommen, hier wieder rauszukommen. Also spielte er mit, indem er einfach das tat, was von ihm verlangt wurde.
Nach einer weiteren Therapiestunde, der Kunsttherapie, hatte Taddl eine halbe Stunde lang Pause. Na ja, es war eigentlich keine wirkliche Pause, sondern eine Gruppensitzung.
Die Gruppen wurden nicht verändert. Nervös betrat Taddl den Raum.
Wen er zuerst sah, war das Mädchen von vor einer Woche.Taddl war froh, denn so konnte er mit ihr leichter in Kontakt kommen.
Eine gewisse Fr. Zietlanger leitete das ganze. ,,So, willkommen zur offenen Therapiestunde", begrüßte sie die rund 10 Patienten im Raum. ,,Wir starten mit einer Vorstellungsrunde, bestehend aus Name, Alter und der Erkrankung", erklärte Fr. Zietlanger, bevor sie rechts neben sich zeigte. Das sollte signalisieren, dass es in diese Richtung losging.
Taddl hatte sich den letzten freien Platz neben dem Mädchen von vor einer Woche geschnappt, also war er nach ihr dran. ,,Mein Name ist Anita, ich bin 20 Jahre alt und leide an der Essstörung Magersucht", sagte das Mädchen leise, aber mit fester Stimme. Dann war Taddl an der Reihe. ,,Ich heiße Thaddeus, aber alle nennen mich Taddl, ich bin 23 Jahre alt und leide an der Essstörung Magersucht, bin depressiv und drogenabhängig", sagte Taddl so gelangweilt wie möglich. Keiner sollte ihm ansehen, wie nah ihm das eigentlich ging.Nachdem die Gruppentherapie vorbei war, kam Anita auf Taddl zu. ,,Und, in welchem Gang ist dein Zimmer?", fragte sie ihn. ,,Auf Gang 8, hinterstes Zimmer", sagte Taddl und fragte: ,,Und wo ist deins?".
,,Auch auf Gang 8, allerdings das zweite Zimmer", sagte sie. ,,Hast du auch die Therapiestunde bei Fr. von Lenzen?", fragte er. ,,Yup, ich bin glaub' ich nach dir dran", sagte sie, bevor sie fragte: ,,Wo wohnst du eigentlich?".
,,In Köln. Direkt neben meinem besten Freund in einem Haus", sagte Taddl. ,,Und du?", fragte er sie.
,,Ich wohne in Berlin in einer Wohnung. Ich bin mit Steven Schuto und Fabian Rieck befreundet. Ich wohne mit Steven in einer Wohnung", erzählte sie. ,,Die beiden sind aber besser als die SpaceFrogs bekannt", fügte sie noch hinzu.
,,Ah, die SpaceFrogs! Die sind cool", sagte Taddl und lächelte.,,Bist du eigentlich nur wegen deiner Essstörung hier?", fragte Taddl Anita, als sie in Richtung ihrer Zimmer gingen. Jetzt hatten sie eine Stunde Zeit, sich auf ihren Zimmern aufzuhalten. ,,Yup, nur deswegen. Klar, depressive Verstimmungen gehen mit dem Selbsthass einher, aber chronisch depressiv bin ich nicht", sagte sie.
,,Und du? Hast du sonst noch eine Erkrankung?", fragte sie ihn und schaute ihm direkt in die Augen. Ihre nussbraunen Augen suchten Halt in Taddl's eisblauen Augen. ,,Nope, ich bin eigentlich primär wegen dem Drogenkonsum hier. Aber da ich mit dem Essen Probleme habe und depressiv bin, haben die das gleich mit ins Programm aufgenommen. Die haben mir übrigens meinen Stoff weggenommen", erzählte Taddl.
,,Was hast du denn so genommen? Und wenn du's mir nicht sagen willst, ist das völlig okay", sagte Anita und lächelte.
,,LSD, DXM, Meskalin, Magic Mushrooms und PMA", sagte Taddl etwas leiser, damit dies niemand hörte.
Dann fragte er: ,,Hast du schon mal Drogen genommen? Und du musst auf diese Frage nicht antworten, wenn du nicht willst." ,,Schon ok. Ich habe nur einmal in meinem Leben Engelstrompete konsumiert. Über ein paar Wochen hinweg, bis ich Probleme mit meinem Herz bekommen habe. Danach habe ich aufgehört", erzählte Anita.Danach sprachen sie noch über allgemeine Dinge.
,,Fest steht: ich will hier raus. Mir fehlen meine Freunde....und mein Stoff, wenn ich ehrlich bin", sagte Taddl und kratzte sich am Hinterkopf. ,,Ich kann halt hier dem ganzen Essen nicht ausweichen. Deswegen will ich auch hier raus, aber meine ach so tollen Eltern mussten mich ja zwangseinweisen", sagte Anita mit einem Hauch Sarkasmus in der Stimme.
Die beiden merkten schnell, dass sie viel gemeinsam hatten. Sie beide hörten gerne Musik, die ausschließlich aus Beats bestand, hassten es zu essen, liebten es zu zeichnen und zu malen und sie beide liebten Tiere, insbesondere Hunde.Am Abend, vor der Nachtruhe, kam Taddl zu Anita in's Zimmer. Anita zeigte ihm ein paar Bilder von ihrer Familie, ein paar Bilder von zuhause und, was sie alles mitgebracht hatte. Zeichnungen, die noch nicht fertig koloriert waren, durfte Taddl auch sehen. ,,Ich zeichne eigentlich ausschließlich. Kolorieren mache ich seltener", erzählte sie.
Taddl sah, dass sie auch ein Fan von nicht realen Sachen war. ,,Morgen zeige dir mal meine Bilder", sagte Taddl zu Anita. ,,Kolorierst du eher oder zeichnest du nur?", fragte Anita. Taddl antwortete: ,,Ich koloriere auch."
Danach quatschten die zwei noch über Dinge wie Liebe und Beziehungen.
,,Da mir die Essstörung die Pubertät kaputtgemacht hat, bin ich nicht nur Jungfrau, sondern auch unfruchtbar", sagte Anita betrübt. ,,Da ich aber sowieso keine Kinder zur Welt bringen wollte, ist das schon ok", sagte sie.
Dann fügte sie noch hinzu: ,,Die Essstörung raubt dir dein komplettes Selbstbewusstsein. Sie macht dich so unsicher, dass du es dich sowieso niemals trauen würdest, dich vor deinem Partner auszuziehen. Geschweige denn, dass er dich nackt sieht und anfasst. Man kann an nichts anderes mehr denken, als: ,,Crap! Jetzt sieht er, wie dick ich bin! Er wird mich so abstoßend finden, HILFE!!". Man spürt keine Lust, sondern pure Panik", erzählte sie.
,,Ist dir das widerfahren?", fragte Taddl. ,,Yup, mit meinem zweiten und letzten Freund. Es waren aber sowieso nur kurze Beziehungen, da diese an meiner Essstörung zerbrochen sind", sagte sie.
,,Keine Sorge, ich hatte bisher auch nur zwei Beziehungen, welche durch meine Depression kaputtgegangen sind", sagte Taddl und umarmte Anita.
,,Du, ich gehe dann besser mal, bevor jemand uns erwischt. Hier hast du meine Handynummer, dann können wir noch schreiben", sagte Taddl und Anita schrieb seine Nummer ab und speicherte sie ein.
,,Wie heißt du mit Nachnamen? Ich speichere die Leute immer mit Nachnamen ein", sagte sie.
,,Tjarks. Und keine Sorge, das mache ich auch", antwortete er. Nachdem Anita ihm eine WhatsApp Nachricht geschickt hatte, speicherte Taddl sie noch ein. Anhand von Taddl's Blick wusste Anita, was Taddl wissen wollte.
,,Mein Nachname ist Uba. Ist'n südafrikanischer Nachname, also bitte nicht wundern", sagte sie und Taddl schmunzelte.
,,Dein Nachname klingt wie das englische Wort "Uber"", sagte Taddl und Anita lächelte. ,,Ich weiß", sagte sie.
,,Ich gehe dann mal zu Bett. Nacht Anita", verabschiedete sich Taddl. ,,Gute Nacht, Taddl", sagte Anita, bevor sie die Tür schloss.Taddl konnte aber nicht schlafen, da er unter Entzugserscheinungen litt. Er sah Dinge aus den vergangenen Räuschen, hörte Stimmen und sah dreidimensionale Tiere.
Auch der 2012-Taddl mit seinem dunklen Ebenbild war wieder da.
Taddl saß auf dem Bett, den Kopf hektisch drehend, manisch lachend und weinend. Er sang eine Melodie.
Irgendwann packte ihn die Müdigkeit, und er fiel in einen traumlosen Schlaf, ohne sich vorher nochmal die Person angesehen zu haben, mit der er sich jetzt ein Zimmer teilte. Alles, was er gesehen hatte, war eine weiße Maske gewesen.
Merkwürdig.
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(Wortcount: 1215 words)
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Depressed, tired and empty | Taddl FanFiction
FanficIn dieser Geschichte geht es um Taddl, welcher unter Depressionen leidet. Die Kapitel sind zwischen 300 und 600 Wörtern lang, es kann aber auch mehr sein. Kommt drauf an, wieviel Zeit ich zum Schreiben habe. Die ganze Geschichte ist in der Erzähler...