Die Wochen zogen so schnell vorbei wie die Züge am Bahnhof.
Taddl freundete sich immer mehr mit Anita an. Sie war die einzige Person, die er an sich ranließ.
Alle anderen, auch die Ärzte, bekamen nur den eiskalten, schlecht gelaunten, aggressiven Taddl zu Gesicht.
Seitdem Taddl seit zwei Monaten keine Drogen mehr konsumiert hatte, drehte er jeden Tag ein bisschen mehr durch.
Die Musik war das einzige, was ihm half, bei Sinnen zu bleiben.
Seinen neuen Zimmergenossen hatte man verlegt, als Taddl eines nachts einen Wutausbruch bekommen hatte.
Jetzt sollte er aber wieder zurückkommen, da er mit niemandem sonst klarkam.Es war Donnerstag und es regnete.
Taddl hatte gerade keine Therapiestunden, deswegen war er auf sein Zimmer gegangen, um Musik zu hören.
Der Bass dröhnte in Taddl's Ohren und brachte sein Trommelfell in Schwingungen.
Auf einmal klopfte es an der Tür, viermal. Die Tür schwang auf und ein junger Mann, höchstens Anfang 20, betrat das Zimmer. Er trug eine weiße Maske, einen blau-schwarz gestreiften Kapuzenpulli, schwarze Sneaker und eine schwarze Hose. Sein braunes Haar hing ihm auf der linken Seite ins Gesicht.
,,Mein Name ist Manuel", stellte sich der Mann vor. ,,Ich bin Taddl", antwortete Taddl knapp, ohne die Kopfhörer aus den Ohren zu nehmen. Mittlerweile war er ziemlich gut im Lippen lesen geworden.
,,Ich war ja schon mal hier", sagte Manuel. ,,Jep", sagte Taddl, kurz angebunden.
Nach einer Weile schaltete Taddl seine Musik aus und begann ein Gespräch mit Manuel.
Wie er erfuhr, war Manuel mal YouTuber gewesen. Unter dem Namen GermanLet'sPlay hatte er auf seinem Let'sPlay-Channel Let'sPlays von sich veröffentlicht. Allerdings zeigte er dabei nie sein Gesicht. Doch seine Sozialphobie und Depression hatten ihm das Leben immer schwerer gemacht, bis seine Angstgefühle sogar seine Arbeit beeinträchtigte. Also gab er das Let'sPlayen auf und ließ sich in eine Klinik einweisen.
Und jetzt war er hier. Über seine Familie, wo er wohnte und was er nach der Klinik vorhabe, wollte er nicht sprechen.Taddl gab auch nicht zu viel über sich preis. Nur, dass er vier gute Freunde hatte, gerne Longboarden ging und wegen seiner Essstörung, Depression und Drogenabhängigkeit in der Klinik festsaß.
Danach hörte Taddl wieder Musik und Manuel vertiefte sich in ein Buch.
Anita kam vorbei. Die beiden quatschten noch ein bisschen, bevor Taddl zur nächsten Therapiestunde musste.
Es war die Therapiestunde, in welcher er mit Fr. von Lenzen über seine Essstörung redete. Yay, wie er es liebte. (Sarkasmus ist rauszuhören.)
Da Taddl aber jede Menge Fortschritte gemacht hatte, wurde aktuell darüber geredet, ihn zu entlassen.
Auch in den Therapiestunden beteuerte Taddl immer wieder, wie sehr ihm das alles helfen würde und so weiter und sofort. Natürlich meinte er das nicht ernst, aber er musste ja mitspielen. Einfach das sagen und tun, was von einem verlangt wird.Während der Mittagspause nahm eine Ärztin ihn beiseite und sprach mit ihm.
,,Herr Tjarks, wir würden sie dann am 29.04. entlassen. Das heißt, sie haben noch zwei Wochen", sagte die Ärztin und wartete auf Taddl's Reaktion. ,,Oh, das ist ja erfreulich zu hören. Vielen Dank", sagte er und versuchte, dies so beiläufig wie möglich zu sagen.
Als er wieder zu Anita ging, erzählte er ihr die Neuigkeiten. ,,Aww, dann sehen wir uns ja gar nicht mehr", sagte sie traurig. ,,Doch, doch. Ich hab' ja deine Nummer, ich komm' dich besuchen. Versprochen", sagte Taddl und nahm Anita's Hände in seine. Anita strich mit den Daumen über seine Handrücken und seufzte.
,,Ich hab' so Angst, dich zu verlieren", sagte sie und umarmte Taddl. ,,Keine Angst, ich hab' ja noch zwei Wochen. Und wir werden uns danach sehen, versprochen", sagte er und drückte Anita an sich. ,,Sicher?", murmelte sie in seine Halsbeuge. ,,Hundert pro", sagte er und vergrub sein Kinn in ihren inzwischen langen, gelockten Haaren.
Taddl's Haare waren geschnitten worden, aber immer noch lang und blau. Mittlerweile war es eher so ein babyblau.Am Abend quatschten die beiden noch auf Anita's Zimmer.
,,Hast du eigentlich in der Zeit, wo du hier warst, zugenommen?", fragte sie.
,,Ein bisschen. Vielleicht zwei, drei Kilo. Aber das geht schnell wieder runter, sobald ich hier raus bin", sagte er.
,,Und du? Hast du großartig zugenommen? Nee, oder?", fragte er sie. Anita antwortete: ,,Auch nur vier Kilo. Aber da ich zwei Wochen nach dir entlassen werde, ist das schnell wieder weg."Taddl schlief an diesem Abend mit gemischten Gefühlen ein.
Wieder in das alte Leben zurückkehren und alles wird wieder so wie vorher?
Oder was aus dem Leben machen? Keine Ahnung, mal sehen, war sein letzter Gedanke, bevor er einschlief.
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(Wortcount: 755 words)
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Depressed, tired and empty | Taddl FanFiction
FanficIn dieser Geschichte geht es um Taddl, welcher unter Depressionen leidet. Die Kapitel sind zwischen 300 und 600 Wörtern lang, es kann aber auch mehr sein. Kommt drauf an, wieviel Zeit ich zum Schreiben habe. Die ganze Geschichte ist in der Erzähler...