27 | Geheimnisse

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Hermine stand wie erstarrt vor der Tür und konnte sich nicht rühren. Ihre Gedanken rasten. Was um Merlins Bart war hier los?

Im Inneren des Klassenraumes war kein weiteres Wort zu hören und Hermine konnte nicht nur noch in letzter Sekunde hinter einer Säule neben der Tür verstecken, bevor die Tür aufflog und Eileen hinaus eilte. Das Gesicht rot vor Wut und die Stirn in Falten gelegt.

Nach wenigen Minuten verließ auch Severus den Raum, die Miene wie aus Stein.
Hermine traute sich nicht aus ihrem Versteck hervorzukommen, er würde toben, wenn er wüsste, dass sie das Gespräch mitangehört hatte.

Einen Moment lang stand sie noch wie versteinert da und ihr Gehirm schien die neuen Informationen zu verarbeiten. Doch was sollte sie jetzt tun? Sie musste nachdenken. In Ruhe. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass sie noch zwei Stunden bis zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde hatte und so verzog sie sich in die Bibliothek, der einzige Ort an dem sie ungestört nachdenken konnte. Doch auf dem Weg dorthin kam ihr noch etwas in den Sinn, was sie gleich dort recherchieren konnte.

Hermine durchforstete einige Regale mit Zaubertrankbüchern aller Art, doch fand nicht was sie suchte.
Der Gedanke in ihrem Kopf, den sie eigentlich um jeden Preis verdrängen wollte, wuchs stetig an Bedeutung. Und so schlug sie schlussendlich doch den Weg in die verbotene Abteilung ein.
Dort nahm sie wieder einige Regale unter die Lupe, bis sie etwas fand.
'Heilmittel gegen Schwarzmagische Zauber' stand auf dem Einband, der schon durch die Berührungen ihrer Hände weiter zerfledderte. Hermine schlug es vorsichtig auf und atmete erleichtert auf, als kein Schutzzauber ausgelöst wurde.
Sie blätterte schnell die Seiten durch doch fand nichts konkretes. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend klappte sie das Buch zu und stellte es zurück ins Regal.
Dann fiel ihr Blick auf ein Buch, welches nicht ganz in das Regal zurückgestellt wurde und etwas herausguckte. Hermine nahm es behutsam an sich und besah sich den Titel. Ihre Augen wurden groß. Es war derselbe Titel wie der des Buches, welches in Severus Labor gelegen hatte.

Hermine schlug es auf und überflog die Texte, Zeichnungen, Formeln und Brauanleitungen. Die Worte und Schriftzüge triefen beinahe vor schwarzer Magie und sandten der jungen Frau einen Schauer über den Rücken.
Sie schreckte hoch, als sie ein Geräuscht hörte und stellte das Buch wieder zurück in das Regal. So schnell sie konnte ergriff sie die Flucht und fühlte sich erst wieder sicher, nachdem sie in ihren Räumen angekommen war.
Viel hatte sie nicht verstehen können, doch eines hatte sie noch lesen können, bevor sie das Buch zugeklappt hatte. 'Cruciatus Fluch'

* * *

Eileen deutete mit ihrem Zauberstab auf die Notizen an der Tafel und sah in die Gesichter der vielen Schüler, ihrer Klasse. "Schreiben Sie das bitte mit, Sie werden es nächste Stunde brauchen wenn--"
Die Stimme der Hexe erstarb mitten im Satz, als sich ein furchtbarer Schmerz von ihrer Brust in alle Teile ihres Körpers ausbreitete. Mit den Augen halb geschlossen tastete sie nach dem Schreibtisch, um sich abzustützen.
"Professor, ist alles in Ordnung?", fragte einer der Schüler in der erten Reihe.
"Schnell, holen Sie Professor Snape!", keuchte sie angestrengt aus.
Zwei Mädchen sprangen auf und waren so schnell aus der Tür, dass die anderen kaum mitbekamen was vor sich ging.
Auf dem Weg zu den Kerkern stießen die beiden Schülerinnen plötzlich mit Minerva zusammem, die alles andere als erfreut darüber war.
"Miss Charity, passen Sie das nächste Mal auf wo Sie hinlaufen."

"Entschuldigen Sie, Professor McGonagall. Professor Prince geht es nicht gut."
Minervas Gesicht wandelte sich schlagartig in Besorgnis und fragend sah sie auf die Kinder herab. "Wie meinen Sie das?"

"Sie scheint furchtbare Schmerzen zu haben."

Erschrocken zog die Schulleiterin die Luft ein und sagte mit einem strengen Kommandoton: "Miss Burns, gehen Sie und holen Sie Professor Snape und Madame Pomfrey. Miss Charity, Sie folgen mir."
Louisa Burns lief weiter Richtung Kerker, während Minerva und Viola Charity zurück zum Klassenraum rannten. Das Mädchen war ganz überrascht wie schnell die Schulleiterin laufen konnte, sie war schließlich nicht mehr die jüngste.

Im Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste, waren die Schmerzen für Eileen kaum noch auszuhalten. Schwer atmend hielt sie sich am Tisch fest und hoffte, dass bald jemand kommen würde. Doch es schien eine Ewigkeit zu dauern und nach einer Weile verließen sie die Kräfte. Von Schmerzen betäubt brach sie zusammen und wurde bewusstlos.
Viele Schüler waren jetzt aufgesprungen und umringten die Lehrerin mit besorgten Gesichtern. In dem Moment schlug die Tür auf und Minerva stürzte herein.
"Alle aus dem Weg!", rief sie laut und sofort machten ihr alle Platz.
Minerva kniete sich neben die bewusstlose Frau und tastete nach ihrem Puls. "Eileen? Kannst du mich hören?"
Doch egal was sie auch versuchte, sie zeigte keinerlei Reaktion.

Unterdessen hatte Louisa den Klassenraum von Professor Snape erreicht. Sie riss die Tür auf und stolperte herein ohne irgendwelche Anstalten zu machen anzuklopfen. Alle Augen der Schüler und die von Professor Snape richteten sich auf sie und durchbohrten sie förmlich.
"Miss Burns, was fällt ihnen ein?!", polterte Snape wütend los und ließ ihr keine Zeit zu erklären.
"Professor, hören Sie bitte, Professor Prince hat Schmerzen!"
Die Erklärung reichte ihm vollkommen und sein Ärger war augenblicklich vergessen.
"Der Unterricht ist beendet! Hausaufgabe: im Buch Seite 146 bis 160 lesen!", rief er noch schnell beim hinausgehen und schlug die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Es dauerte nicht lange Poppy aus dem Krankenflügel zu holen und schon bald waren alle drei beim Klassenraum angekommen.
Die Schüler waren in der Zwischenzeit von Minerva weggeschickt worden und Severus und Poppy eilten zu der Frau am Boden und knieten sich neben sie.
Poppy tastete nach ihrem Puls und spürte unter ihren Fingern ein langsames, jedoch immernoch deutliches Pochen.
Severus tätschelte behutsam ihre Wange. "Komm schon Mum. Wach auf..."
Poppy ließ ihre Hand in Eileens Umhangtaschen gleiten, doch fand nichts.
"Minerva, geh in ihre Räume und hol die Tabletten."
Diese nickte, stand auf und eilte sofort zur Tür.
"Sie sind in dem kleinen Schrank neben dem Bett!", rief Severus noch und sah wie sie durch die weit geöffnete Tür verschwand.

Er wandte sich nun wieder seiner Mutter zu, deren Haut so bleich wie die des Dunklen Lords war. "Glaubst du, dass die Tabletten helfen?", fragte Severus mit einem besorgten Blick zu der Heilerin.

"Ich habe keine Ahnung. Sie hatte schon lange keinen so geftigen Anfall mehr", murmelte Poppy schulterzuckend und sah auf, als Minerva mit einer kleinen weißen Dose in der Hand und Hermine im Schlepptau zurückkehrte.

"Minerva hat mir erzählt was passiert ist", erklärte sie schnell und hockte sich neben Severus.
Poppy zog eine kleine Phiole aus ihrer Umhangtasche und löste eine der Tabletten darin. Dann hob sie Eileens Kopf an und ließ sie die Flüssigkeit schlucken.
Es dauerte keine zehn Sekunden bis die Frau wieder zu Bewusstsein kam.
Alle atmeten erleichtert auf und Severus half seiner Mutter sich aufzurichten. Schnell führte er sie zu einem Stuhl und sah sie aus besorgten Augen an.

"Geht es wieder?", fragte er und drückte Eileens Hand sanft.
Sie nickte langsam.

"Severus, sie muss in den Krankenflügel", sagte Poppy ernst und Severus stimmte mit einem nicken zu.

"Nein, es...es geht mir gut", protestierte Eileen augenblicklich.

"Keine Widerrede!", knurrte Severus wütend und stützte seine Mutter, um ihr auf die Beine zu helfen.
Vor Erschöpfung gab Eileen den Protest auf.

* * *

Poppy hatte Eileen etwas zum schlafen gegeben, die Ruhe sollte ihr gut tun. Sie war recht zufrieden, dass es so glimpflich abgelaufen war, doch Severus machte ein furchtbar wütendes Gesicht. Er stand am Bett seiner Mutter und sah zeitweise auf sie hinab und dann wieder aus dem Fenster, die Augenbrauen dicht zusammengezogen und die Miene hart wie Stein. Hermine war die ganze Zeit bei ihm geblieben und beobachtete ihn schon eine geraume Zeit, bis sie es nicht mehr aushielt und nun endlich Klarheit brauchte. Hermine ging auf Severus zu, der immernoch den Blick auf seine schlafende Mutter gerichtet hatte. Er sah kurz auf um ihr in die Augen zu blicken und begegnete ihrem bohrenden und zugleich erschrockenen Blick.
"Severus", hauchte sie scharf. "Was zum Teufel ist hier los?"

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