Kapitel 1

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Die Luft hier ist soviel schöner als in Iowa. Es roch nicht ständig nach Mais oder Kühen. Hier lag der Meeresduft und der Geruch von Freiheit.

Ich war froh endlich hier zu sein, zwar vermisste ich meine Mom und meinen Dad und Emily meine kleine Schwester, aber ich habe mich nie besser gefühlt. Die Leute hier hatten allesamt ein Lächeln auf den Lippen. Sehnsüchtig sah ich auf das Wasser hinaus, bevor ich in die Hotellobby trat, dessen Gebäude mein erstes Ziel auf der Liste war.

"Charlotte Baker. Ich habe eine Reservierung" erklärte ich dem Mann an der Rezeption, nachdem er endlich sein Telefonat beendet hatte.

"Miss Baker! Wurden sie denn nicht kontaktiert? Es gab einen Fehler bei der Reservierung, wir sind leider schon ausgebucht." näselte der braun gebrannte Elton John Verschnitt.

Auf die folgenden Worte war ich nicht stolz und auch er war nicht sonderlich begeistert. Ich konnte und wollte mich einfach nicht beruhigen. Wie kann jemand nur so .... ach ich hab schon genug beleidigende Worte laut ausgesprochen.

Wütend stampfte ich aus dieser verdammten Lobby und trat wieder in die gleißende Sonne. Verzweifelt suchte ich nach einer Lösung, wie es nun weiter gehen sollte. Aber mir fiel beim besten Willen nichts ein.

Erst ging mein Gepäck am Flughafen verloren, was allein schon ein Alptraum war und jetzt das. Mittlerweile kam mir der ganze Quatsch wie eine einzige Schnapsidee vor und ich spielte mit dem Gedanken einfach nach Hause zu fahren und in Iowa zu versauern. Ich kramte in meiner Handtasche nach meinem Handy. Die Nummer meiner Mom war gewählt doch etwas hielt mich davon ab sie anzurufen. Ich bin gegangen um ihnen was zu beweisen und mir selbst auch.

Ich steckte es zurück in meine Tasche und machte mich auf den Weg ein anderes Hotel zu suchen. Irgendwo wird es schon einen Platz für mich geben...

***

Der Tag war eine einzige Flaute. Nirgends waren noch Zimmer frei, ich war am verzweifeln. Mein Weg führte mich am spätem Abend in ein kleines Restaurant auf einer Erhebung. Von der Terrasse aus konnte ich über das Wasser sehen, welches friedlich vor sich hinschwappte.

Meine einzige Möglichkeit war es diese Nacht durchzustehen und morgen zum Flughafen zu fahren. Mein Kampfgeist ist soeben abgestorben.

Verloren stocherte ich in meinem Eis herum, als ich einen Schrei vernahm.

"Tut mir leid, aber ich kann das nichtmehr. Du machst es mir einfach unmöglich dich zu lieben!" kreischte eine junge dunkelhaarige Frau und sprang von ihrem Tisch auf. Harte Worte.

Ich reckte den Kopf und erblickte einen Mann, etwa in meinem Alter der ihr stumm hinterher sah. Er wirkte völlig ungerührt und doch irgendwie verletzt. Seine blonden Haare strich er sich zurück und ich konnte sein markantes Gesicht erkennen. Seine Haut war blass und seine Gesichtszüge fast wie versteinert.

Er tat mir unfassbar leid. Sein Tag war deutlich schlimmer als meiner. Kurzerhand stand ich auf, aber nicht ohne fast den Stuhl umzuwerfen.

Mit festen Griff um meine Handtasche ging ich zu dem verlassenden Typen. Vor dem Tisch blieb ich kurz stehen. Er sah zu mir auf, seine Augen dunkel wie die Nacht und mit verwirrtem Gesichtsausdruck.

"Darf ich mich setzen?" fragte ich. Er nickte und ich setzte mich ihm gegenüber. Erst wusste ich nicht was ich jetzt machen sollte, immerhin war die ganze Situation schon komisch genug also kann es ja eigentlich nur besser werden.

"Harten Tag gehabt, was?" okay ich habe mich geirrt. Die richtigen Worte waren noch nie meine Stärke.

Er sah mich an, lehnte sich vor und stütze sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab. Dann plötzlich grinste er breit und nickte.

"Wie heißt du?" er musterte mich auf eine Art und weise, als würde ihn die Frage verwirren.

"Thomas." er hielt mir seine Hand über den Tisch hinweg entgegen "und du?"

"Charlie" ich schmunzelte und reichte ihm ebenfalls die Hand. Für einen Moment schien es der normalste und schönste Moment zu sein, den ich je erlebt hatte.

Mein Sommer in Italien mit Thomas SangsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt