Mein Sommer in Italien mit Thomas Sangster

Kapitel 19

Der Wein haute wirklich rein, besonders wenn man bedenkt dass es grundsätzlich bei solchen Verkostungen nur winzige Brotstücke und Käsewürfel gab. Thomas verkraftete das ganze augenscheinlich etwas besser als ich, denn während ich damit beschäftigt war nicht zu stolpern und nicht über jedes Wort zu kichern, amüsierte er sich köstlich über meine notwendigen Bemühungen.

Wir hatten wirklich Spaß zusammen, mit ihm konnte ich mein ödes Leben vergessen und ich war auch kein Stück mehr bekümmert was morgen sein würde. Sonst plane ich alles weit im voraus, durch Thomas lebte ich in den Tag hinein, was mir früher wie unmöglich und schlecht erschien war jetzt absolut perfekt. Ich erlebte Dinge, fühlte Gefühle die ich vorher nicht so richtig kannte oder nur dachte zu kennen. Und auch wenn man es nie genau wusste, war ich mir ziemlich sicher dass er zumindest so ähnlich empfand.

"Hey Charlie warte kurz hier, okay? Ich frage mal den Kellner wo man noch hingehen könnte." sagte Thomas gab mir einen Kuss auf die Wange und richtete sich vom Tisch auf um sich den nächstbesten Kellner zu schnappen und sich versuchte sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Ich musste grinsen. Er hätte auch einfach mich fragen können ob ich übersetze, aber ich schätze das ist so ein Männerding.

Zufrieden trank ich den letzen Schluck Wasser, ich war gesättigt von einer verdammt guten Pizza und mein Kopf war schon wieder etwas klarer als heute Mittag. Brot und Käse waren einfach nicht so aufnahmefähig.

Ich sah aus dem Fenster, doch viel war durch die Spiegelung der Lichter nicht zu erkennen, dennoch fühlte ich mich seltsam. Irgendwie ... wie beobachtet. Mag sein dass es daran liegt, dass ich nicht wirklich erkennen konnte was draußen vor sich ging aber es war doch etwas alarmierend. Ich verwarf den Gedanken wieder als Thomas neben mir auftauchte.

"Der Kellner sagt es gibt hier ganz in der Nähe einen netten Club mit Live Musik. Hast du Lust?" fragte er begeistert. Wie konnte man da nein sagen?

Wir machten uns auf den Weg zu diesem Club und tatsächlich kamen wir ohne weitere Probleme an der gesuchten Adresse an, ich war ehrlich überrascht dass Thomas die Wegbeschreibung auf halb Italienisch verstanden hatte. Und beeindruckend war es auch.

Ich hatte schnelle Bässe und eine wilde Partymeute erwartet, zu meiner Überraschung allerdings war es mehr wie eine Art Pub. Draußen standen ein paar Leute die sich unterhielten und aus dem inneren drang angenehme Musik, die zum tanzen einlud. "Ich bin begeistert"

"Du warst noch garnicht drin" gluckste Thomas belustigt. "Das brauche ich auch nicht um zu wissen, dass es mir gefällt" erwiderte ich und zog Thomas hinter mir mit durch die offene Holztür. Wobei ich wieder dieses seltsame Gefühl empfand, dass mir im Nacken saß und mich für den Bruchteil einer Sekunde anspannen ließ. Alkohol hat manchmal komische Wirkungen.

Die Tanzfläche war riesig, die Stimmung geladen von guter Laune und Gelassenheit. Die Leute hier wussten wirklich wie man lebt, es war wirklich die beste Entscheidung meines Lebens hier her zukommen.

Thomas und ich tanzten und lachten, bis wir beide völlig außer Atem waren. Er konnte sich wirklich gut bewegen, aber das wusste ich ja schon... irgendwie. Röte sprang mir ins Gesicht, als ich an diese Nacht dachte und automatisch war ich mir absolut sicher, dass Thomas Gedanken lesen konnte denn er sah mich verschmitzt an bevor er mich ein weiteres mal herumwirbelte und mich dann fest an seine Brust zog.

"Und jetzt für unseren besonderen Gast und seine wunderschöne Begleitung eine Runde aufs Haus!" sagte der Barkeeper freudig, reichte uns zwei bunte Cocktails und zwinkerte Thomas zu. Ich sah ihn fragend an. "Was meint er? Kennt ihr euch?" hakte ich grinsend nach.

"Ich ... nein. Nicht wirklich, nein. Ich habe vorhin nur kurz mit ihm gesprochen und wir haben uns gut verstanden." stockte Thomas und lächelte. "Achso" gab ich zurück und nahm einen Schluck.

Irgendwas stimmte hier nicht. Thomas war mir, seitdem wir reingekommen waren nicht von der Seite gewichen.