Kapitel 22

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Noch immer in Schockstarre spürte ich wie mein Handy vibrierte. 

Ich konnte nicht reagieren, denn meine Gedanken überschlugen sich förmlich und bereiteten mir höllische Kopfschmerzen. Affäre. X-beliebig. Seitensprung. Verlobung. 

Mein Körper war wie versteinert und alles was ich zustande brachte war meine zittrige Atmung und die Übelkeit, die sich brennend in mir verbreitete. Was zum Teufel? 

"Was ist das?" krächzte ich in mein Handy nachdem Emily schon zum vierten mal versuchte mich anzurufen. 

"Das steht überall im Netz. Charlie du bist sogar in den Nachrichten." Emily klang verunsichert.

"Was? Mom und Dad die..." setzte ich an, doch konnte einfach nicht weitersprechen, zu groß war die Panik vor der Antwort. "Ja. Sie haben es gesehen aber sie sind nicht sauer. Naja Mom schon irgendwie, aber du kennst sie sie ist auch sauer wenn ich keinen Untersetzter benutze..." die Ablenkungsversuche prallten an meinen rasenden Gedanken einfach ab. 

"Em sie bezeichnen mich als billigen Seitensprung und ... eine Verlobung?! Das wusste ich doch nicht ... ich kann..." ein schluchzen entfloh meiner Kehle und ich musste mich an der Wand abstützen um nicht zusammenzuklappen. 

"Charlie beruhig dich! Die schreiben doch nur Mist... du weißt doch dass solche Klatschblätter nur das schreiben was ihnen in den Kram passt." versuchte sie mich zu beschwichtigen und zu einem kleinen Teil glaubte ich ihr wirklich. Doch der viel größere Teil in mir fühlte sich hintergangen. 

"Ich muss auflegen Em." und bevor sie etwas erwidern konnte kappte ich die Leitung. Die Stille empfing mich und ich hörte wie etwas in mir zerbrach. Er hatte mich belogen und hinters Licht geführt. Warum? Ich hatte ihn so oft gefragt was er machte und spürte dass er nicht darüber sprechen wollte, aber niemals hätte ich gedacht dass er weltbekannt war. Mir kamen die Tränen. Alles in mir zog sich schmerzhaft zusammen. Ich hatte Gefühle für ihn entwickelt, dass war nun deutlich spürbar, doch wie sollte ich nun damit umgehen? 

Ich fasste einen Entschluss, der mir zwar wehtat aber es war vernünftig. Zittrig wischte ich mir die Tränen von den Wangen und richtete mich wieder auf. Die Zeit mit Thomas war wunderschön gewesen, doch ich wusste es von beginn an; es war ein Sommerflirt. Ich hatte es gefühlt in den Momenten als ich an Zuhause dachte. Natürlich. Es musste irgendwann enden, nur hatte ich nicht damit gerechnet dass es so schnell enden würde. Ich würde mich jetzt bestimmt nicht verkriechen und weinen. Ich bin erwachsen, allein bin ich nach Italien gekommen um ein Abenteuer zu erleben und allein würde ich auch wieder gehen. 

"Alles okay?" fragte Thomas hinter mir. Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihm ins Gesicht. Die Haare standen ihm in alle Richtungen vom Kopf ab und er musterte mich wachsam. "Hast du geweint? Charlie was ist passiert?" fragte er sanft und kam auf mich zu, doch ich hob schützend die Hände um ihn daran zu hindern mir noch näher zu kommen. 

"Du bist verlobt?" krächzte ich. Zu meiner unendlichen Verletztheit gesellte sich nun auch Wut. Wut darüber dass meine Stimme brach und ich war auch wütend auf ihn. 

"Was? Nein bin ich nicht." beharrte er, doch sein besorgter Blick verwandelte sich in Verwirrung. 

"Naja wie soll ich dir dass glauben, wo du mir noch nicht mal erzählt hast dass du weltberühmt bist?" fragte ich verbittert und verfluchte mich dafür dass ich einfach nicht unbeteiligt klang. Ich wollte nicht dass er sah wie verletzt ich wirklich war.

Einen Moment sah er mich einfach nur an, unendlich traurig. Sein Blick war so intensiv, dass es mich nicht überrascht hätte wenn ich in ihm ertrunken wäre. "Es tut mir leid Charlie" seufzte er und ich sah deutlich wie er vor mir zusammensackte, doch alles was er tat war sich das Haar zu raufen und sich gegenüber von mir gegen die Wand zu legen. 

"Warum hast du mich angelogen?" fragte ich und versuchte mit aller Kraft meine Wut aus der Stimme zu halten, doch versagte kläglich. "Eigentlich habe ich dich nicht angelogen. Ich habe es dir nur verschwiegen." sagte er und sah mich noch immer entschuldigend an. Mir klappte der Mund auf. Im Ernst?! 

Mit einem Mal packte mich wieder diese brennende Wut und ich wirbelte herum. Ich wollte weg von hier. Weg von ihm. "Nein warte Charlie! Bitte." das flehen in seiner Stimme entging mir nicht als ich seine Finger um mein Handgelenk spürte explodierte etwas in mir.

"Ist das dein Ernst?! Denkst du wirklich das macht es besser oder auch nur leichter? Thomas die bezeichnen mich als einen billigen Seitensprung die deine Verlobung mit Jane gefährdet! Für die bin ich nichts weiter als die nächst beste Schlampe, die du im Urlaub aufgerissen hast!" fluchte ich mit erhobener Stimme und rasender Wut die in meiner Brust pulsierte. 

"Für mich bist du weder ein Seitensprung noch eine Schlampe! Charlie glaub das doch nicht! Du hast doch gesehen wie das mit Jane geendet hat ... du weißt es doch besser!" er klang verzweifelt und er erreichte einen Teil in mir. Etwas von meiner Wut ebbte ab. Aber nur ein winziger Teil, die Enttäuschung überwog alles andere. 

"Ja das habe ich, aber dennoch hast du mir einen so wichtigen Teil von dir verheimlicht. Thomas die haben Bilder von uns ... von mir und sie zerreissen sich das Maul über mich!" meine Stimme brach und ein Schluchzen brach aus mir hervor. Ich blickte zu ihm auf und sah wie sich etwas in seinem Blick veränderte, seine Gesichtszüge wurden hart und er wandte sich von mir ab. Ich konnte sehen wie sich alles in ihm anspannte und seine Atmung immer schwerer wurde. 

"Fuck!" brüllte er. Ich zuckte zusammen als seine Fast mit einem lauten Knall die Wand traf, an der er eben noch gelehnt hatte und sich nun eine tiefe Delle abzeichnete. 

"Warum?" flüsterte ich verzweifelt. 

"Weil ich eine Auszeit brauchte. Ich wollte dich nicht belügen, aber ich fand es einfach schön dass du mich nicht als den Filmstar gesehen hast den alle anderen sehen, okay?" er drehte sich wieder zu mir um und die Schuldgefühle, die ich in seinen Augen sehen konnte waren fast greifbar. 

"Also bin ich eine Ablenkung von deinem richtigen Leben?" meine Stimme hatte jede Wärme verloren. Er schwieg, dass war Antwort genug. 


Mein Sommer in Italien mit Thomas SangsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt