10~Trust

313 35 44
                                    

Jimin

"Jiminie...", hauchte jemand und für einen kurzen Moment war ich der Meinung, den heißen Atem dieser Person dicht an meinem Gesicht zu spüren.

Vorsichtig blinzelte ich, um die Lichtstrahlen der Umgebung zunächst nur spärlich auf meine Augen treffen zu lassen, da ich nicht wirklich sicher war, ob ich bereit dafür war, mich der Situation mit allen Sinnen hinzugeben.

Allerdings konnte ich vorerst nicht wirklich von Unwohlsein sprechen, vielmehr erschien mir alles sehr vernebelt, als würde ich das Umfeld durch einen Rausch erleben und gleichzeitig verspürte ich Geborgenheit, obgleich ich mir beinahe sicher war, dass ich mich nicht in den Armen meiner Mutter befand- Der einzige Ort, an dem ich dieses Gefühl normalerweise verspürte.

Nicht, dass die Beziehung zu meinen Bruder oder meinem Vater gar schlecht war, nur hatte ich immer schon eine besondere Bindung zu meiner Mutter verspürt, nicht zuletzt auch, weil sie die Einzige geblieben war, von der ich mich nicht gänzlich distanziert hatte.

Als sich aus der zuvor noch recht verschwommenen Sicht meinerseits schließlich ein Bild geformt hatte, landete ich direkt in zwei braunen Augen, die zu niemandem Geringeren gehörten als Jeon Jungkook.

Doch andererseits wirkte er überhaupt nicht wie Jungkook, nicht wie der Jungkook, den ich kannte.

Er trug nicht den sonst so kalten, selbstgefälligen Ausdruck in den Augen und generell erschien er so viel...wärmer.

Es wirkte beinahe so, als hätte es all die Beleidigungen, die Angst und die Vorwürfe nie gegeben, als wäre ich nur aus einem grässlichen Albtraum erwacht, ja ich fühlte mich tatsächlich wohl in seiner Nähe, als wäre irgendwas Unbekanntes in mir drin komplett sicher, dass von ihm keinerlei Gefahr ausging.

War das Vertrauen?

Ich hatte keinerlei Ahnung, wo ich mich tatsächlich befand, doch der Raum wirkte ein wenig, wie ein kleiner, aber liebevoll eingerichteter Schuppen, irgendwo abseits all des Lärms und der Abgase.

Ein beinahe magischer, geschützter Rückzugsort, wie er in jedem Kinderbuch zu finden war.

Durch das verstaubte, teils auch verschmierte Fenster hinter der schäbigen Couch, auf der wir lagen, drangen sanfte Sonnenstrahlen herein, die das Ganze in ein goldenes Licht tauchten.

Fasziniert von dem Beobachten dieser wirklich bildschönen Umgebung, dem ich noch tagelang hätte nachgehen können, hätte ich beinahe Jungkook vergessen, den ich in der momentanen Lage mehr oder weniger als Kissen missbrauchte.

Seine Existenz wurde mir erst wieder bewusst, als seine Stimme, so sanft und unbeschwert wie ein leichter Frühlingswind, die Worte "Ich wollte dich noch was fragen..." hauchte.

Unwillkürlich beschleunigte sich mein Herzschlag nahezu um das Tausendfache und meine Brust schnürte sich seltsamerweise zu, sodass ich glaubte, gleich ersticken zu müssen.

Nicht, dass ich plötzlich Angst gegenüber des Braunhaarigen empfand, sondern vielmehr machte sich in meinem Körper diese Nervosität vor einer großen Verkündigung breit, obgleich es nur seine Worte waren, die dieses Gefühl in mir auslösten.

Die so ungewöhnlich warmen, braunen Augen suchten offensichtlich die meinen und obwohl ich Anderen wirklich noch nie in die Augen sehen konnte, nahm ich all meine Selbstbeherrschung zusammen und begegnete seinem Blick.

"Frag ruhig." Auch, wenn ich es vielleicht anders vorgehabt hatte, so klang meine Stimme keinesfalls so bestimmt, wie sie hätte sein sollen. Vermutlich machte ich eher den Eindruck eines verschreckten Rehs.

Die Sonnenstrahlen, die den Raum zuvor noch sanft beschienen hatten, wurden durch eine vorbeiziehende Wolke gebrochen, was eigentlich weder eine Seltenheit, noch besonders besorgniserregend war, aber ich konnte dennoch nicht verhindern, dass sich ein gewisses Unbehagen in mir ausbreitete.

Dieses wurde noch zusätzlich bestärkt, als seine Augen allmählich wieder den dunklen, kalten Ausdruck annahmen, der mich so oft bis in meine Träume verfolgt hatte.

"Bekommst du eigentlich Höhenangst, wenn du auf dem Bauch liegst?"

Es tat weh.

Mehr, als es sonst immer geschmerzt hatte.

Es war, als würden sich seine Worte wie spitze Dolche tief in meine Brust bohren. Aber ich war unsterblich. Sie würden mich immer und immer wieder diese Todesqualen erleiden lassen können und doch war ich gezwungen, in diesem Gefängnis namens Leben zu verweilen.

Dennoch war es diesmal schlimmer als je zuvor und ich kannte auch den Grund dafür: Ich hatte ihm vertraut.

Der plötzlich so unheilvoll erscheinende Raum verblasste allmählich vor meinen Augen, bis vollkommene Schwärze ihn ersetzte und ich die Augen aufschlug.

Erst nach wiederholtem Blinzeln, stellte ich zwei Dinge fest: Ich hatte geträumt und ich heulte.

Nicht gerade sanft wischte ich mit dem Handrücken über meine verklebten Augen und angelte anschließend mein Handy vom Nachttisch, dessen grelle Bildschirmhelligkeit in meinem momentanen Zustand kaum auszuhalten war.

Nachdem sich meine brennenden Augen schließlich beruhigt hatten, konnte ich auf der Anzeige die Uhrzeit 05:03 Uhr erkennen.
Na toll...zu früh, um aufzustehen und zu spät, um wieder einzuschlafen.

So hatte ich also reichlich Zeit um nachzudenken und sofort wieder bei meinem Traum zu landen.
Würde das meine Zukunft sein?

Es erinnerte mich ein klein wenig an meinen ehemaligen besten Freund Jinyoung, welcher sich als Letzter von mir abgewandt hatte.
Nämlich erst dann, als Jaebum ins Spiel kam.

Jungkook oder Jackson hatten mich größtenteils nur mit Worten verletzt, aber Jaebum war nie ein großer Freund von Gesprächen gewesen, vielmehr ließ er seine Fäuste für sich sprechen.

Ich fragte mich, was aus Jinyoung geworden war. War er nun glücklich?

Mit Sicherheit war er das, schließlich musste er sich nicht mehr mit mir rumschlagen.

Resigniert über diese Erkenntnis, entwich mir ein Seufzen, bis ich schließlich entschied, dass ich genug Zeit meines Lebens damit verbracht hatte, untätig auf dem Bett zu liegen und mich selbst zu bemitleiden, statt wirklich etwas zu ändern, auch wenn es inzwischen gerade mal 05:30 Uhr war.

Barfuß, wie ich war, tappste ich zu dem großen Fenster, welches sich am anderen Ende des Raumes befand und zog vorsichtig die schweren Gardinen beiseite.

Eine Welle von Licht überflutete mich, zwar zunächst auch nicht wirklich angenehm, aber allemal besser als das grelle Leuchten meines Handydisplays zuvor.

Die Straße, auf die ich nun blicken konnte, lag ruhig und verlassen da, lediglich eine einzige Person im schwarzen Mantel eilte über den Bordstein, ganz anders als in dem Wohngebiet meiner Eltern, wo Straßenlärm ein stetiger Begleiter war.

Aber irgendwie vermisste ich diesen sogar. Stille hatte so etwas Bedrohliches, Bloßstellendes an sich, da man durch jedes kleinste Geräusch auf sich aufmerksam gemacht fühlte, selbst wenn man eigentlich allein war.

......................................................................

Heyyy,

do you smell the drama? I know, es geht wirklich seeeehr langsam voran, aber ich gebe mein Bestes. ;-;

Und ja, ich baue sehr gerne Träume mit ein, da sie die Ängste der Protagonisten gut auf den Punkt bringen können, meiner Meinung nach.

Ich möchte dieses Kapitel Kai2Kid widmen, da sie ein wundervoller Mensch ist. Bitte verbreitet den #NisaYouArePerfect und stellt einfach keine Fragen, danke.♡

Man liest sich!

Past~JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt