Jimin
Ehe ich auch nur den Hauch einer Chance gehabt hatte, zu beteuern, dass es mir gut ging, hatte mich Jaemin auch schon in das Krankenzimmer, von dessen Existenz ich bisher nichteinmal wusste, geschleift.
Hätte ich mich in einem weniger energielosen Zustand befunden, hätte ich mich sicherlich gründlicher umgesehen, doch momentan beinhaltete es für mich genug Anstrengung, überhaupt meine Augen offen zu halten.
Zusätzlich zu dieser Müdigkeit war ich auch noch so endlos verwirrt.
Wer gehörte jetzt zu Jungkook und wer nicht, wem konnte ich trauen?
Und vorallem warum tat er so, als hätte es unsere Vergangenheit nie gegeben?
"Und du bist?", ertönte eine recht gereizt klingende Stimme, die vermutlich der schulischen Krankenschwester gehörte.
Stumpf wandte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der diese Frage erklungen war, weitete meine Augen aber mitten in der Bewegung, sobald ich realisierte, um wen es sich bei der Sprecherin handelte.
Auch in ihrem Gesicht war für einen Moment der typische 'Aha'-Ausdruck der Erkenntnis zu sehen, welcher aber gebauso schnell wieder verflog, wie er gekommen war.
"S- sie?"
"Ja, was denkst du denn? Von irgendwas muss ich schließlich auch noch leben können. Außerdem habe ich bereits erwähnt, dass ich mich nicht unbedingt in dem Alter sehe, in dem man gesiezt werden möchte."
"Entschuldigen S- ich meine, Verzeihung."
"Wie auch immer. Warum bist du denn überhaupt zur Schule gegangen, wenn du die wahrscheinlich letzten drei Nächte durchgefeiert hast?"
"Ich habe nicht gefeiert, ich-"
"Dann eben gezockt, läuft aber auf dasselbe hinaus."
"Also eigentlich habe ich nur schlecht geschlafen..."
"Schlecht ist ein bisschen untertrieben, findest du nicht? Wenn du zu meinen Tanzstunden auch in diesem Zustand erscheinst, kannst du gleich wieder gehen."
Die Tanzstunden. Eine Tatsache, die ich die letzten zwei Tage so gut wie nur möglich verdrängt hatte und die Erkenntnis darüber schlug jetzt mit voller Wucht auf mich ein.
Ich wollte nicht, ich konnte nicht und doch gab es für mich keine Wahl.
Zu groß war die Angst davor, was die Frau, deren Name mir nach wie vor nicht bekannt war, andernfalls mit mir anstellen würde. Sie wirkte jedenfalls nicht unbedingt wie eine besonders feinfühlige Person, obgleich das von mir durchaus sehr ungerecht und voreingenommen war. Riskieren wollte ich es dennoch nicht.
"Komm, mach jetzt, dass du nach Hause kommst, du schläfst ja schon hier fast ein.", riss mich ihre Stimme wieder zurück in die Realität und ich bemerkte erst jetzt, dass ich inmitten meiner Gedanken vermutlich vergessen hatte, ihr noch eine Antwort zu geben und somit noch müder erscheinen musste, als ich es eigentlich war.
"Aber ich kann mich doch nicht einfach abmelden?", gab ich verwirrt zu bedenken, als mir bewusst wurde, was sie gerade von mir gefordert hatte.
Daraufhin verdrehte die Schwarzhaarige nur ihre Augen, offensichtlich bereits mehrals nur genervt von meiner Anwesenheit.
"Du natürlich nicht, aber deine Eltern und ich sowieso."
"Ich- Meine Eltern können mich nicht abmelden, weil-"
Doch anscheinend hatte sie weder die Geduld, mir wirklich zuzuhören, noch tatsächlich verstanden, was ich hatte sagen wollen, denn sie kramte einen Schlüsselbund aus ihrer Hosentasche, trennte einen der Schlüssel ab, hielt mir diesen entgegen und meinte:
"Dann pass auf: Ich kann dich jetzt unmöglich hier lassen, das siehst du doch auch selbst ein. Erinnerst du dich an das Tanzgebäude von vorgestern? Das hier sind meine Schlüssel. Es gibt dahinter eine Art Ruheraum, in dem du dich erstmal schlafen legen kannst. Einen Kühlschrank gibt es auch, solltest eu Hunger bekommen. Ich schätze dich nicht unbedingt als eine Person ein, die etwas mitgehen lassen würde, aber ich sage es sicherheitshalber trotzdem: Ich habe Sicherheitskameras und einen Zweitschlüssel."
Mehr als nur perplex starrte ich auf besagten Schlüssel und das für gefühlte Stunden, ehe ich verarbeitet hatte, was sie von mir verlangte.
"Nun geh schon, ich werde dafür sorgen, dass du als krank gemeldet bist. Ich hoffe mal, den Weg findest du allein, andernfalls kann ich dir da auch nicht helfen."
Mit diesen Worten öffnete sie die Tür, die, wie ich feststellen musste, direkt neben dem Sekretariat hinaus auf den Schulflur führte und bedeutete mir, den Raum zu verlassen.
Ehe ich mich versah, war die schwarzhaarige Frau schon davongeeilt und so blieb ich mutterseelenallein in dem verlassenen Gang zurück.
Wenigstens war es mir von hier aus ein Leichtes, den Weg Richtung Ausgang zu finden und ich war meinem Schicksal zutiefst dankbar, dass das Krankenzimmer so zentral lag.
Sobald ich die bedrückenden, eine gewisse Ehrfurcht hervorrufenden Gemäuer des Schulgebäudes verlassen hatte, prasselte die zuvor abgehaltene Hitze erbarmungslos auf mich ein.
Ich versuchte, einfach dem Weg zu folgen, der mich sonst zu meiner Wohnung führte, aber das stellte sich als äußerst schwierig heraus, wenn man seine Augen kaum offenhalten konnte.
Auch, wenn ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich dies zustande gebracht hatte, da ich durchgängig das Gefühl verspürte, im Halbschlaf durch die Straßen zu irren, stand ich irgendwann tatsächlich vor dem teils gläsernen Gebäude, vor welchem ich der Frau, deren Namen ich noch immer nicht kannte, zum ersten Mal begegnet war.
Nur wo war nun die richtige Tür, zu welcher der Schlüssel in meiner Hand passte?
Auf gut Glück versuchte ich es zuerst bei der großen, gläsernen Haupteingangstür, da diese mir am nächsten lag und tatsächlich: Sie ließ sich öffnen.
Erleichtert, dass die Zeit der Spannung, in welcher ich Angst gehabt hatte, mich zu verlaufen oder die Tür nicht zu finden, jetzt vorüber war, betrat ich die hellen, unerwartet sauberen Räumlichkeiten.
Der Tanzsaal war schnell gefunden und wäre ich nicht so todmüde gewesen, hätte es mich in den Fingerspitzen gejuckt, mal eben für mich selbst etwas zu trainieren, denn die Ausstattung war wirklich nicht ohne.
Genau wie die Trainerin und scheinbar auch Teilzeit-Schulkrankenschwester es beschrieben hatte, gab es direkt hinter dem Saal einen kleinen Raum mit zwei, drei Sofas, die allesamt in einem gräulichen Ton gehalten waren und noch recht neu wirkten, einem Flachbildschirm, welcher an der Wand befestigt war und von dem aus eine Menge Kabel Richtung Boden führten, und zum krönenden Abschluss einem Minikühlschrank, der allerdings tatsächlich die Definition von 'Mini' repräsentierte.
All das hatte zwar alles seinen Reiz, aber das Einzige, wonach mein energieloser Körper noch verlangte, war Schlaf.
Zufrieden rollte ich mich mit einem der duftenden Kissen zusammen, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir vernahm.
"Jimin? Was machst du denn hier?"
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Heyyy,
nach dem letzten Kapitel hatte ich wirklich geglaubt, unzufriedener könnte ich mit mir gar nicht sein, aber schlimmer geht anscheinend immer. :')
Achja, bevor ich es vergesse: Ich liebe Sumi.
Man liest sich!
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Past~Jikook
FanficDie Vergangenheit vergisst und vergibt nie. Den einen prägt sie fürs Leben und lässt tiefe Narben zurück. An dem anderen zieht sie vorbei, entrinnt seinem Bewusstsein. Was geschieht, wenn diese zwei Menschen aufeinander treffen? Die Vergangenheit ve...