Jimin
Nur allzu offensichtlich ruhelos durch den Versuch, die mich zurzeit von Grund auf erfüllende Nervosität mit ständiger Bewegung zu kompensieren, wanderte ein Blick stetig umher zwischen der schlichten, nicht sonderlich geschmackvoll grauen Wohnungstür und meinem sicherheitshalber mit dem dazugehörigen Ladekabel ausgerüsteten Mobiltelefon, das auf dem ebenfalls recht minimalistisch gehaltenen Couchtisch Platz fand; in der unvermeidbar mit Anspannung verbundenen Erwartung, jeden Moment ein Lebenszeichen meiner Familie zu erhalten.
Relativ spät nämlich war es mir am gestrigen Abend noch gegönnt gewesen, darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, dass meine Mutter Yugyeom abschließend noch mitgeteilt hatte, es läge in ihrem Interesse, unser auf Samstag angelegtes Treffen um einen Tag zu verschieben.
Dementsprechend blieb mir nicht sonderlich viel Zeit, mich mental mit jenem kürzlich anstehenden Ereignis auseinanderzusetzen, was zur Folge trug, dass meine momentane Verfassung so ziemlich zu wünschen übrig ließ. Dabei sollte man doch im Regelfall der Annahme sein, es gäbe keinerlei Grund, eine solche Unruhe gegenüber einem simplen Familientreffen zu hegen und wenn ich wirklich ehrlich mit mir war, so wirkte diese Reaktion selbst für jemanden wie mich in irgendeiner Weise übertrieben.
Der schrille, wohnungseigene Klingelton, welcher ohne jegliche Zweifel nicht unbedingt kurierend gegenüber meiner Schreckhaftigkeit wirkte, den zu ändern aber ebenso sicher nicht im Bereich meiner Macht lag, kündigte nun final das Eintreffen meiner erwarteten Besucher an, die diesen Weg von nicht unbedingt von kurzer Strecke unnötigerweise auf sich genommen hatten, nur weil meiner Erbärmlichkeit, für die meine Erzeuger unglücklicherweise das Sorgerecht übernehmen mussten, nichteinmal zuzutrauen war, den Alltag selbstständig zu meistern.
"Jiminie, es tut mir so leid, dass wir über die Woche kaum telefoniert haben.", warf mir meine Mutter sogleich anstelle von einer Begrüßung entgegen, während sie zielstrebig direkt die Couch ansteuerte und sich mit einem wohligen Seufzer auf jene fallen ließ.
Für mich bestand nicht im Geringsten ein Grund, ihr gegenüber auch nur den leisesten Anflug von Zorn zu verspüren, da mir nur allzu sehr bewusst war, dass sie bereits an unzähligen Stellen in meinem bisherigen, kein bisschen rühmlichen Lebenslauf in der Lage gewesen wäre, mich letztlich aus der Familie zu verbannen, doch obwohl kein gerechtfertigter Grund für diese Entscheidung existierte, machte sie sich- ebenso wie Jihyun und mein Vater- selbst jetzt noch die Mühe, sich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen.
"Und, wie war die Party?", richtete Jihyun, der, auf Krücken gestützt, darauf bemüht war, sein rechtes, im Übrigen eingegipstes Bein möglichst nicht zu belasten, seine Frage mit einem feinen, eher scherzhaft angedachten Hauch von Neid an mich und ging zeitgleich dem Versuch nach, sich gründlichst an diesem einzig und allein für ihn unbekannten Ort umzusehen.
Auch meine Mutter schien reges Interesse an jenem Thema zu finden, wie man aus ihrer Mimik problemlos herauslesen konnte, sobald es zur Sprache kam und musterte mich, ihre Neugier weiterhin offen nach außen tragend.
"Naja, also es war eben...Jun-...Junhos Geburtstagsfeier und er hat einen Haufen Geschenke erhalten und alle haben getanzt. Wir waren im Studio von Sumi, der Leiterin der Tanzgruppe, daher bat sich die Möglichkeit. Und ansonsten...das Übliche eben, Wahrheit oder Pflicht und so, ihr wisst schon.", brachte ich eher schlecht als recht ein paar karge Informationen über die Lippen, haarscharf davon abweichend, Jungkooks Namen zu nennen.
"Kein Alkohol?", hakte mein Vater nach, einen beinahe enttäuschten Unterton anwendend, wofür er von allen Seiten ein paar irritierte Blicke einfing und daraufhin ein "War doch nur Spaß." ergänzte.
Der weibliche Part meiner Eltern hingegen wirkte an einem ganz anderen Punkt interessiert zu sein: "Du tanzt wieder?"
Dem kleinen Lächeln, das anschließend den Weg in ihr Gesicht fand, nach zu urteilen, deutete sie diesen Punkt vermutlich als einen enormen Fortschritt bezüglich meiner sozialen Aktivitäten, aber in Wirklichkeit barg es letztendlich nur ein weiteres Risiko, jemandem auf die Nerven zu gehen.
Nichtsdestotrotz erfüllte mich nicht unbedingt das Bedürfnis, ihre Freude darüber auf diese Art niederzuschmettern und so diente mir lediglich ein dümmliches "Ja...also, eh...ja." zur Antwort, für welches ich mich am Liebsten noch im selben Moment geohrfeigt hätte.
In Jihyuns Gesicht machte sich ein schwerzudeutender Ausdruck, wahrscheinlich noch am Treffendsten mit dem Begriff 'Pedoblick' beschrieben, breit, ehe er, beabsichtigt eine verschwörerische Stimmlage nutzend, "Und wie sah es mit hübschen Mädchen aus?" in den Raum stellte.
Für den ersten Moment war es mir schlichtweg nicht möglich, wahrheitsgemäß auf seine Frage zu antworten, nicht etwa, weil ich nicht dazu gewillt war, sondern aus dem simplen Grund, dass ich an eine solche Sache bisher nicht einen einzigen Gedanken verschwendet hatte.
"Nisa und ihre Freundinnen sind recht hübsch, schätze ich.", erwiderte ich schließlich, nachdem wenige, dennoch unangenehme Atemzüge des Schweigens verstrichen waren und es entsprach nichteinmal einer Lüge, aber etwas wie Liebe würde ich diesen Menschen wohl nie in der Lage sein, zuzuschreiben.
Um genau zu sein, so pflegte ich es eher, Anderen einen gewissen Respekt entgegenzubringen, anstatt ihnen die Last meiner Liebe aufzubürden, da auf diese Weise zumindest die minimale Chance gegeben war, von ihnen ignoriert und nicht schikaniert zu werden, obwohl es sich hierbei vielmehr um ausgesprochen unangebrachtes Wunschdenken meinerseits handelte.
"Schätzt du?" Das unglaublich charmante Lachen Jihyuns, welchem schon das ein oder andere Mädchen seines Jahrgangs nachgeschwärmt hatte, erfüllte die kleine Wohnung für einige Augenblicke und unvermeidlich machte sich das Gefühl in mir breit, die Welt wäre soeben um ein ganzes Stück lebendiger und farbenfroher geworden, wie ein jedes Mal, wenn er jenes hören ließ. "Du musst doch wissen, ob du jemanden hübsch findest, oder nicht!"
"Dir fehlt in dem Punkt einfach die nötige Erfahrung", schüttelte mein Vater den Kopf und setzte den selben, wichtigtuerischen Ausdruck auf, wie er es bei jedem beliebigen Ratespiel tat, wenn er uns seine offensichtlich falsche Antwort glaubhaft zu übermitteln versuchte, "Wenn deine Mutter morgens gerade erst aufgewacht ist zum Beispiel, dann wage ich es durchaus auch mal, diesen Punkt anzuzweifeln."
Seine Frau zeigte sich zunächst scherzhaft schockiert über diese Ansprache, erwiderte aber lässig: "Dann sei froh, dass du nach dem Autowaschen noch nie in den Spiegel gesehen hast."
An dieser Stelle wurde mir bewusst, dass ich durchaus zugänglich für die Emotion der Liebe war. Ich liebte meine Familie.
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Heyyy,
ich...naja, ich werde jetzt mal nichts zu dem Kapitel sagen, da ich beschlossen habe, nicht mehr die Wirkung eines pseudodepressiven Fishing-for-compliments-Kleinkind zu machen.
Stattdessen würde ich lieber anbringen, dass ich das Bts-Comeback wirklich gerne mag. Zugegebenermaßen hat mich das Musikvideo im ersten Moment auch ein wenig überfordert, aber nach dieser Erklärung ergibt es definitiv Sinn. ^^
Man liest sich!
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Past~Jikook
FanfictionDie Vergangenheit vergisst und vergibt nie. Den einen prägt sie fürs Leben und lässt tiefe Narben zurück. An dem anderen zieht sie vorbei, entrinnt seinem Bewusstsein. Was geschieht, wenn diese zwei Menschen aufeinander treffen? Die Vergangenheit ve...