Jungkook
Noch nicht wirklich in der Lage, mit klaren Sinnen die Umgebung oder gar das Fehlen meiner Zimmergenossen Nisa und Yasmin zu erfassen, was ohne jegliche Zweifel dieser, in meiner Sicht, unmenschlichen Uhrzeit von acht Uhr siebenundfünfzig zuzuschreiben war, schlurfte ich zu der gegenüberliegenden, an den wirklich ausgesprochen schwach belichteten Gang grenzenden Tür, um bei einem der Betreuer- vorzugsweise Hyunwoo- wenigstens ein paar Reste des bereits vergangenen Frühstücks zu erbetteln, an die ich im Normalfall über die zwei, sich momentan nicht in sichtbarer Nähe befindenden Mädchen gelangen würde.
Dass es jedoch nicht nur bei der ungewöhnlichen Abwesenheit der beiden bleiben würde, oder zumindest, dass die momentanen Begebenheiten sich als noch abnormaler gestalten würden, als ohnehin schon der Fall war, wäre mir in jenem Moment nicht im Geringsten in den Sinn gekommen; nicht zuletzt auch zurückführbar auf meinen nicht unbedingt geistigen Höchststand.
Ehe mir überhaupt nur der Hauch einer Chance verblieb, zumindest optisch die Lage zu erschließen, fand ich mich allerdings inmitten von grobem, leinenartigem und schätzungsweise braunem Stoff wieder, der sich mitsamt meiner eigenen Person kurz darauf in Bewegung setzte.
Für einen Augenblick befand ich mich in einem zu perplexen Zustand, um überhaupt auch nur irgendeine Reaktion zu zeigen, aber sobald jener verflog, gab es kein Halten für mich mehr, mir die Seele aus dem Leib zu schreien.
Besagter, verzweifelter Versuch meines sich noch immer im Halbschlaf befindenden Gehirns, dieser mehr als nur misslichen Lage auch nur in irgendeiner Weise zu entkommen, scheiterte an dem Punkt, an dem all die Töne, die ich von mir gab, schlichtweg auf keinerlei Gegenreaktion trafen.
Nebensächlich bekam ich durch die Geräuschkulisse ebenso mit, dass man mich wohl in das Innere eines Personenwagens verfrachtet hatte; das Ziel für mich ungewiss.
Würde es wirklich so enden? Mit einer Entführung?
Jetzt, wo ich dank der reichlichen Zeit einigermaßen zu Sinnen kam, erschien mir die vollständige Aktion, in welche ich unfreiwillig involviert war, einfach schleierhaft und unsinnig.
Welche Gewinne sollte ich schon bringen, ein Junge ohne Familie und ohne hohe Summen an Geld?
Allzu viel Zeit, insbesondere jene zum Nachdenken, blieb mir letztendlich wohl doch nicht, da nicht nur allein die quietschenden Bremsen des Wagens, in dem ich mich ohne weitere Zweifel befand, sondern auch die Tatsache, dass man mich kurz darauf wieder in schleifende Bewegung brachte, offensichtlich dafür sprachen, dass meine Entführer ihren Zielort weitesgehend erreicht hatten.
Ein Türknallen hinter mir verkörperte das letzte Geräusch, welches ich tatsächlich in der Lage war, als solches zu identifizieren, bevor der mit der Zeit immer unangenehmere Stoff um meinen Körper plötzlich an Straffheit verlor und mir das breit grinsende Gesicht eines Yugyeoms offenbarte.
"Was zum...?", waren meine ersten, den Umständen entsprechend intelligenten Worte an diesem Tage, die jedoch ohnehin in einem ohrenbetäubenden "Überraschung!" untergingen.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst...ich meine, hallo? Du hast mich gekidnappt!", wandte ich mich, nun allmählich den Hintergrund der Situation zu verstehen glaubend, an meinen besten Freund, der entgegen seiner hirnrissigen Tat nicht das geringste bisschen Reue zu verspüren schien.
"Ich weiß, voll die kreative Idee, oder? BamBam fand sie auch toll!", erklärte der Schwarzhaarige mir ungehalten und zu meinem Unverständnis sogar nahezu stolz.
Bei der Erwähnung des Thailänders ließ ich meine Augen letztendlich von meinem Gegenüber ab und konnte so erstmalig die Umgebung auf mich wirken lassen, bei der es sich um keine geringere als das Tanzstudio Sumis handelte, welches über und über mit Konfetti, Lichterketten und Luftballons verunstaltet worden war, inmitten derer zusätzlich noch jede Menge Menschen, unter ihnen Ramon, Nisa, Yoongi und viele mehr, Platz fanden.
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Past~Jikook
FanficDie Vergangenheit vergisst und vergibt nie. Den einen prägt sie fürs Leben und lässt tiefe Narben zurück. An dem anderen zieht sie vorbei, entrinnt seinem Bewusstsein. Was geschieht, wenn diese zwei Menschen aufeinander treffen? Die Vergangenheit ve...