Die Sirenen dröhnten meinen Ohren. Es war so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten musste. Der Wind wehte durch meine braunen Haare. Die Äste der Büsche und Bäume an denen ich vorbeirannte, kratzen an meiner Haut. Sie schürften mir das Gesicht, die Arme und die Beine auf, doch ich verlangsamte meinen Schritt nicht. Ganz im Gegenteil, ich wurde nur noch schneller. Denn ich wusste nur zu gut, was mich erwarten würde, wenn ich anhielt. Ich spürte, wie neben mir jemand langsamer wurde. Freya. Ich streckte mein Arm nach ihr aus und zog sie mit. Doch weil ich mich zu ihr umgedreht hatte, stolperte ich über eine Wurzel. Meine Hände landeten im Dreck des Waldbodens. Der Schlamm vermischte sich mit dem Blut meiner Wunden, die mir die Äste zugefügt hatten. Ich wollte wieder aufstehen, doch ein zerrissener Teil meines T-Shirts verfing sich in einer Wurzel. Verzweifelt zog ich an meinem Oberteil, doch es ließ sich einfach nicht lösen. Die Sirenen wurde immer lauter und ich wusste, dass sie mich kriegen würden. Aber Freya hatte noch eine Chance.
"Los! Lauf, du kannst es schaffen, lass mich zurück." Ich schrie die Worte durch den Wind, doch sie hatte mich wohl verstanden.
"Ich lasse dich doch nicht zurück! Du bist meine beste Freundin. Ich verurteile dich doch nicht zu Tode!" Eine kleine Träne lief meine Wange entlang und landete im Schlamm.
"Du musst. Ich schaffe es nicht, du schon. Wenn du bleibst, stirbst du auch. Das würde ich mir nicht verzeihen. Das hier war noch nicht einmal deine Schuld, du hast es für mich getan. Und wenn du jemals meine Freundin warst, dann geh und versteck dich." Statt sofort zu verschwinden ließ Freya sich die Zeit, mich noch einmal zu drücken.
"Du musst nicht sterben, du bist stark, Quinn, ich weiß, du wirst es schaffen." Mit diesen Worten stand sie auf und lief durch den Wald davon.
Ich zitterte am ganzen Körper in dieser Samstagnacht. Ich schlang die Arme um meinen Körper und musste keine zwei Minuten warten, bis Taschenlampen in mein Gesicht leuchteten.
"Quinn Montgomery, Sie sind verhaftet." Ich schaute auf, doch wegen den Taschenlampen, die mir ins Gesicht geleuchtet wurden, senkte ich den Blick wieder.
"Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet. Sie haben das Recht auf einen Verteidiger." Als ich keine Anstalten machte aufzustehen, kamen eine Frau und ein Mann auf mich zu und zogen mich auf die Füße. Ich war immer noch wie erstarrt und ließ mich von ihnen in den Wagen schleifen. Ich saß auf der Rückbank und krallte meine langen Fingernägel in die Gitterstäbe, die mich von dem vorderen Bereich des Autos trennten. Ich glaubte, dass die beiden Männer, die vorne saßen etwas zu mir sagten, doch ich hörte nur mit halbem Ohr hin. Ich war viel zu sehr mit der Tatsache beschäftigt, dass ich hier nicht mehr lebend rauskommen würde.
Die Fahrt zog sich unendlich lange. Ich starrte einfach nur aus dem Fenster, sah die Lichter der Stadt, wie sie blitzten und blinkten, in dieser dunklen Nacht. Ich konnte hier im Auto viel mehr erkennen, als im Wald, wo die einzige Lichtquelle der Mond gewesen war.
Mit beiden Händen schob ich meine Brille zurecht. Die Polizisten hatten mir Handschellen angelegt, als ich im Wagen saß. Naja, eigentlich wusste ich nicht ganz, wann ich sie bekommen hatte, ich war zu aufgewühlt gewesen, aber ich vermutete es. Aber jetzt, in diesem Moment, als ich die Stadt anschaute, sah ich viel mehr in ihr, als nur das Blinken der Lichter. Ich sah meine Welt, mein Leben, meine Heimat. Und das alles würde ich nie wieder sehen. Nun wurde aus der einen Träne im Wald ein ganzer Fluss und ich konnte nicht mehr aufhören, nicht einmal als der Wagen wieder anhielt.
Ich wurde aus dem Auto gezerrt und auf das Polizeigebäude zugeschoben. Meine Augen waren verquollen und rot und endlich versiegten die Tränen. Gerade in dem Moment, als ich hinter mir eine weitere Autotür zuschlagen hörte, wandte ich mich im Griff der Polizisten und konnte meinen Kopf gerade so weit drehen, dass ich sah, wie weitere Männer ein Mädchen mit blondem langen Haaren, zierlicher Figur und dem größtem Herzen dieser Welt hinter sich her schleppten.
DU LIEST GERADE
Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018
Science FictionQuinn Montgomery lebt im Jahre 2467. Bei einem gescheiterten Versuch ihrer Mutter zu helfen, kommt sie nicht etwa ins Gefängnis, nein, sie kommt zu der Testreihe für eine Expedition in die Vergangenheit. Mit einem neuen futuristischen Style werden s...