Isaac stürmte durch das Dorf. Er war ja sowas von zu spät. Wie konnte ihm das nur passieren, dass er sich im Wald verlaufen hatte, gerade jetzt wo es um Leben und Tod ging? Wahrscheinlich war genau das der Grund. Er konnte nur an Quinn denken und vergaß dabei wohl einfach wo er in diesem Moment hinrannte, denn eigentlich kannte er den Wald besser als seine eigene Jackentasche. Wenn sie schon tot war, würde Isaac sich das niemals mehr verzeihen können.
Er steuerte direkt auf das große Gebäude in der Mitte der Stadt zu und knallte die Tür so fest gegen die Wand, sodass sie fast aus den Angeln flog. Er durfte keine Zeit verlieren. Es formten sich bereits Bilder in Isaacs Kopf, wie er Quinns kalte, verstümmelte Leiche in den Armen hielt, über ihre blassen Wangen strich und ihre weit geöffneten Augen schloss. Er wusste zwar, dass Quinn sehr stark war, jedoch wusste er auch, dass in dieser Woche einige Richter in die Stadt gekommen waren, die einen mehrwöchigen Ritt auf den Pferden hinter sich hatten und sich 'abreagieren' mussten. Erfahrungsgemäß überlebten nur knapp 10% der zum Verhör Vorgeladenen die Folter nach Ankunft neuer Richter.
Mal ganz abgesehen davon, dass gerade weil Quinn so stark war, vermutlich nicht überleben würde. Egal wie groß der Schmerz sein würde, sie würde kein Wort von dem sagen, was man von ihr hören wollte. Das sahen die Richter als ein weiteres Merkmal an, dass sie sich mit dem Teufel verschworen hatte.
Isaac wusste so viel davon, dass er ein Lied darüber hätte singen können und das, obwohl er kein Wort von all dem glaubte. Denn sein Vater, ja seine eigener Vater arbeitete in diesem Haus jeden einzelnen verdammten Tag als Beisitzer. Seine einzige Aufgabe war es diese ganzen schrecklichen Misshandlungen zu beobachten. Isaac missfiel der Beruf seines Vaters schon als er noch klein war. Als er dann alt genug war, wand er sich schließlich ganz von ihm ab und baute sich die kleine Hütte im Wald. Er jagte sein Essen im Wald und musste nur ins Dorf um am Brunnen Wasser holen zu gehen. Isaac tat in seinem Leben nicht viel, aber er war vollkommen zufrieden damit. Zumindest solange, bis Quinn in sein Leben trat. Er wusste genau, dass er sie niemals wieder vergessen konnte. Er wollte nicht daran denken, dass sie schon bald wieder weg sein würde.
Wenn sie denn überhaupt noch lebte. Das war im Moment das Wichtigste, um alles andere konnte er sich noch den Kopf zerbrechen, wenn es soweit war.
Isaac kam an der ersten Tür an, trat hindurch und sah verzweifelt in dem Flur mit den gefühlten eine Millionen Türen umher. Aus jeder zweiten Tür kam Geschrei, bei dem man denken konnte, dass derjenige gerade stirbt - was bei dem Großteil vermutlich auch der Fall war -.
Isaac ging zügig weiter, nachdem er an jeder Tür die Liste der Namen überflog, welche darin verhört worden waren. Er fragte sich woher man alle Namen derer kannte, die aus der Zukunft hierher kamen, doch er verwarf den Gedanken wieder. Das war im Moment vollkommen unwichtig.
Obwohl Issac bereits jetzt Schuldgefühle hatte, als er zögernd an Türen vorbei ging, an denen Namen wie Ruby oder Aidan standen, konnte er nicht anders. Er mochte sie, aber Quinn war ihm wichtiger als jeder andere.
Er lief an so vielen Türen vorbei, dass er schon nicht mehr glaubte, sie lebendig zu erreichen, als er dann endlich ihren Namen auf dem Papier vor sich sah. Isaac atmete erleichtert auf. Er hatte sie gefunden.
Dann hörte er, wie Quinn drinnen anfing zu schreien.
.
.
Ich schrie und presste meine Augen vor Schmerz zusammen, sodass ich erst spät realisierte, dass mich jemand an den Schultern rüttelte und meinen Namen schrie. Ich riss die Augen auf und musste erst einige Male blinzeln bis ich mir wirklich sicher war, Isaac vor mir zu haben und nicht irgendeine Halluzination hervorgerufen von meinen Schmerzen. Meine Beine schmerzten so stark, dass ich alles nur am Rande mitbekam. Isaac flüsterte mir etwas in mein Ohr.
"Alles wird gut, wir bekommen das wieder hin." Er hielt mich fest und ich klammerte mich an ihn. Er war mein Rettungsanker, ich konnte nicht nachdenken, nicht verstehen, was Isaac zu dem Beisitzer sagte. Sie hörten sich so vertraut an, aber ich konnte nicht denken...
Aber zwei kleine Sätze drangen dann doch zu mir hindurch.
"Sie ist schwanger von mir. Sie trägt auch dein Fleisch und Blut in sich!"
DU LIEST GERADE
Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018
Science FictionQuinn Montgomery lebt im Jahre 2467. Bei einem gescheiterten Versuch ihrer Mutter zu helfen, kommt sie nicht etwa ins Gefängnis, nein, sie kommt zu der Testreihe für eine Expedition in die Vergangenheit. Mit einem neuen futuristischen Style werden s...