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Isaac fluchte, genau wie sein Vater. Sie hatten Quinn in der Menge verloren. Warum lief sie denn auch einfach weg? Sie war doch sicher bei ihnen. Klar, sein Vater hatte ihr eine über die Rübe gegeben, aber es war notwendig und das würde sie auch irgendwann verstehen.

Zu zweit drückten sie sich durch die Leute hindurch. Wenn Isaac Quinn nicht sofort von hier wegbrachte, dann würde sie mit ihrem Verhalten auffallen. Da war er sich sehr sicher. Man würde sie wieder einsperren und diesmal konnte sein Vater ihm nicht mehr helfen. Man würde ihr kein Wort glauben. Dank seines Vaters hatte Isaac schon mehr als genug Frauen brennen gesehen, denen man nicht glauben wollte. Denn manche von ihnen hatten sogar bereits einen kleinen Bauch. Sie wurden trotzdem allesamt verurteilt.

Isaac war fast vorne angekommen, als er sie schreien hörte.

Verdammt, verdammt, verdammt! Jetzt schubste er die Menschen einfach nur noch unachtsam zu Seite und bedeckte die am Boden liegende Quinn mit seinem Körper. Einige schauten neugierig zu ihnen, doch dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorne.

Quinn hatte aufgehört zu schreien, stattdessen wollte sie aufstehen. Ihre Augen schockgeweitet, ließ sie sich nicht von Isaac beruhigen. Es war eher so, als würde sie ihn gar nicht wahrnehmen, all ihre Gedanken waren auf der Bühne. Sie riss sich so plötzlich von ihm los, dass er sie beinahe nicht mehr erwischt hätte. Aber auch nur beinahe. Sie wollte auf die Bühne. Das war verrückt, damit würde sie sich nur selbst umbringen.

"Lass mich los! Ich muss ihnen helfen!" Tränen rannen unaufhörlich ihre blassen Wangen hinunter. Isaac wusste, dass sie es ihm nicht mehr verzeihen würde, aber er konnte sie nicht sterben lassen, denn das würde sie, wenn sie da hoch ginge. Sie konnte sich nicht von ihm losreißen, deshalb schrie sie Isaac ins Gesicht.

"Das kannst du nicht machen! Ich muss ihnen helfen. Hör auf damit. Ich hasse dich, ICH HASSE DICH! Schau sie dir an, du sollst sie dir genau anschauen! Damit du niemals vergisst wie sie ausgesehen haben und dass du schuld daran bist, dass sie alle sterben!" Sie schrie ihm die Worte ins Gesicht. Es traf ihn wie ein Schlag, trotzdem ließ er sie nicht los. Aber er sah hin.

Isaac sah in die angsterfüllten, tränengefüllen, verzweifelten und hoffnungslosen Gesichter von Aidan, Ruby, Freya und vier Weiteren. Alle standen sie gefesselt um einen einzigen riesigen Scheiterhaufen herum mit fast kahlgeschorenen Haaren. Isaac prägte sich ihre Gesichter ein, zumindest dieser Bitte von Quinn musste er nachkommen. Er gab den Schuldgefühlen freien Eintritt in seine Gedanken und er wusste, dass sein Handeln egoistisch war, aber er konnte einfach nicht anders.

Quinn wand sich noch immer in seinen Armen. Sie konnte nicht zuschauen, sie schluchzte und weinte nur noch vor sich hin.

Der Bannrichter trat auf die Bühne, den Gerichtsschreiber und den Scharfrichter im Gefolge.

Der Bannrichter hielt wie immer seine Rede darüber, dass sich diese Angeklagten mit Satan verbündetet hatten und bestraft werden mussten. Die Menge jubelte wie üblich zu. Er gab dem Scharfrichter ein Zeichen in Form eines Nickens und dieser zündete den Scheiterhaufen an.

Quinns Freunde, Isaacs Freunde, fingen an zu schreien, sodass Quinns verzweifelter Schrei darin unterging. Sie startete noch einen letzten Versuch nach vorne zu rennen, aber Isaac hielt sie einfach zu fest in den Armen. Es wäre sowieso zu spät gewesen. Das Feuer breitete sich aus.

"Neinnnn", schluchzte sie ununterbrochen. Sie schaute nur noch auf den Boden, solange bis auch die Schreie ihrer Freunde verstummten.

Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt