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Joyce Montgomery wachte aus ihrem Halbschlaf auf. Sie war vor dem Fernseher eingeschlafen, schon wieder. Ein Hustenanfall überkam sie. Schnell griff sie nach einem der dutzenden Taschentücher, die um sie herum lagen. Joyce hustete und als sie wieder aufschaute, sah sie einen weiteren Blutfleck in dem Tuch. Wie sehr sie das hasste. Sie war so schwach, wann hatte sie das letzte Mal etwas gegessen? Sie glaubte, dass es an dem Tag gewesen war, an dem Quinn festgenommen wurde. Sie hatte Joyce eine warme Suppe zubereitet. Bis zu diesem Moment war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie auf ihre Tochter angewiesen war. Sie wollte gerade etwas essen gehen, doch dann wurde sie von einem Geräusch aus dem Fernseher aufmerksam gemacht.

Es war ein Schrei. Irgendjemand schrie auf vollem Halse. Joyce ging näher an das Hologramm um die Aufnahme, desjenigen Häftlings zu vergrößern, der so schrie.

Ein Junge, vielleicht 17 Jahre alt, wurde von zwei kräftigen Männern auf einen erhöhten Bereich des Außenhofes gezerrt. Dieser schrie unablässig, wehrte sich mit aller Kraft, aber vergeblich. Der Junge hatte kahl geschorenes Haar, man konnte nur noch wage den roten Farbschimmer seiner einstigen Haarpracht erkennen. Das, was wohl früher mal eine enge Röhrenjeans gewesen sein sollte, hing nur noch in Fetzen von ihm herab, genauso wie das T-Shirt. Überall an seinem Körper klebte Blut. Der Ursprung dessen kam von seinen Fingern, welche seltsam verformt waren. An einigen Fingern fehlte auch der Nagel. Joyce konnte es nicht richtig erkennen, aber sie glaubte sogar zu sehen, dass ihm ein Finger vollständig fehlte.

Die Schreie erschütterten Joyce bis ins Mark, sodass sie eine Gänsehaut bekam, doch sie konnte nicht anders, sie musste es sich ansehen. Und sei es nur, um die Regierung für das, was sie getan hatte noch mehr zu hassen.

Der Junge wurde auf die Knie gezwungen, sein Gesicht zeigte zu Boden und nun schluchzte er nur noch vor sich hin. Um ihn herum standen nun zwei weitere Männer, einer sehr groß und kräftig, der andere sehr dünn, doch er strahlte großes Selbstbewusstsein aus. Er schien auch der mächtigere von den Beiden zu sein. Mehrere Minuten lang geschah nichts, außer dass hunderte von Dorfbewohnern aus ihren Wohnungen drängten und sich um den Schauplatz versammelten, um ja nichts zu verpassen.

Einige waren still und warteten gespannt, bis es begann. Andere hingegen schrien laut 'Hexe', oder 'verbrennt ihn'.

Der dünne Mann trat vor und fing an zu sprechen. Sofort wurde es still.

"Robin Achenbach, das Gericht hat bereits über dich geurteilt. Du sollst jetzt und hier, am 13. Juni 1692 auf dem Scheiterhaufen brennen!" Es ertönten mehrere Jubelschreie aus dem Publikum, sodass der Mann eine kurze Pause einlegen musste.

"Zu Recht sollst du sterben. Wir müssen Gott ehren. Das können wir nicht, solange wir zulassen, dass ein Hexer, ein Handlanger Satans, noch lebt." Der Mann zeigte anklagend mit dem Finger auf Robin.

"Dieser junge Bursche hat zugegeben sich gegen Gott verschworen und sich mit Satan verbündet zu haben, dafür soll er seine gerechte Strafe erhalten!" Nun waren die Dorfbewohner völlig aus dem Häuschen. Sie schrien und jubelten, riefen dem armen Jungen grausame Dinge zu, einige bewarfen ihn sogar mit kleineren Steinen. Robin Achenbach ließ all das über sich ergehen, man hörte nur weiterhin seine Schluchzer. Der dünne Mann wies die Männer, die Robin hergebracht hatten mit einer Handbewegung an, dass sie ihn an einen Stab fesselten, welcher in mitten eines Holzstapels aufragte. Der Scheiterhaufen.

Joyce hatte diesen vorher gar nicht gesehen, weil zu viele Menschen davor gestanden hatten, doch jetzt war er groß auf dem Schirm zu erkennen.

Der Junge stand nun mitten darin, doch er zeigte keine Regung mehr. Er hatte aufgegeben. Der dünne Mann nickte nun dem Mann ihm gegenüber zu und sagte noch zuletzt:

Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt