Es war dunkel. Ich drehte mich im Kreis, aber da war nichts außer Schwärze. Dann sah ich es, direkt vor mir: Ein weißes helles Licht, erst ganz klein, dann wurde es immer größer. Dann wurden es immer mehr. Um mir herum wuchsen viele kleine Lichter heran, manche größer als andere und bunte Farben explodierten wie ein Feuerwerk.
Ich wollte nach den Lichtern greifen, doch plötzlich waren sie alle unendlich weit weg, sodass sie nur noch ganz klein im Hintergrund schimmerten. Wie schimmernde Luft. Auch die Farben waren weg.
Obwohl das Schimmern wunderschön aussah, wusste ich instinktiv, dass es böse ist. Ich musste es loswerden. Ich rannte, rannte so lange, bis ich von der Schwärze fast erdrückt wurde.
Ich sah sie erst, als es schon zu spät war. Rote lodernde Flammen stiegen empor. Ich wollte ausweichen, aber überall wo ich auch hinrannte, stiegen neue Flammen auf. Bald konnte ich mich nicht mehr bewegen, weil das Feuer einen engen Kreis um mich zog und jede meiner Bewegungen sorgte dafür, dass die Flammen weitere Teile meines Fleisches in Asche verwandelte. Ich verbrannte.
Der aufkommende Qualm fraß sich in meine Kehle und ich bekam keine Luft mehr. Ich schrie nach Hilfe, ich schrie bis ich keine Stimme mehr hatte, bis ich nur noch ein Krächzen herausbrachte.
Dann endlich hörte ich Stimmen, doch die Stimmen wollten mir nicht helfen, nein, sie schrien mir ihren Hass gegenüber und jubelten bei jedem Schmerzenslaut, den ich von mir gab.
Verbrennt die Hexe! Ihre Rufe wurden immer leiser und leiser, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte, weil ich mich nicht mehr in meinem Körper befand. Meine Seele schwebte über der verkohlten Leiche, die einmal ich gewesen war und stieg immer höher. Solange bis ich wieder die hübschen Lichter und die Farben erreichte. Es war vorbei, nun war ich sicher. Bei den Sternen war ich sicher.
Ich wurde von einem Grashalm geweckt, welcher meine Nase gekitzelt hatte. Ich versuchte das Niesen zu unterdrücken um die anderen nicht zu wecken.
Ich wollte nach diesem Albtraum nicht wieder einschlafen und es war schon hell, deshalb schaute ich mich im Lager um.
Wir lagen alle um die nicht entzündete Feuerstelle herum. Ich musste schmunzeln, als ich sah, dass Freya Jeremys Bauch als Kissen benutzte und Jeremy einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte. Ich fand die Stimmung der Beiden am Abend schon seltsam, wusste aber nicht was genau. Ich hatte mir vorgenommen Freya noch danach zu fragen, hatte es aber vergessen. Jetzt wusste ich es sowieso.
Es war toll, die Beiden so zu sehen und dass selbst in einer Situation wie die unsere, noch etwas Schönes entstehen konnte. Ich freute mich für meine beste Freundin, denn bisher hatte sie nie Glück in Sachen Beziehung.
Die friedvolle Stimmung wurde jedoch gleich wieder zerstört, als ich ein Rascheln hinter mir im Wald hörte. Ich drehte mich alarmierend um, aber da war nichts. Trotzdem war ich nun wachsamer.
Halt, da war es wieder. Von wo kam es? Ich stand auf und ging in die Richtung von der ich dachte, dass dort das Rascheln herkam. Ich trat vorsichtig durch mit Moos bedeckte Steine und mied den überblätterten Waldboden, um so leise wie möglich zu sein. Das hätten wir gestern auch schon so machen sollen.
Die Vögel zwitscherten. Ich sah in den Bäumen überall Vogelnester. Sie sahen so wunderschön aus, ich verstand nicht, warum man sie in der Zukunft als Schönheitsmakel betrachtete. Ich sah zum ersten Mal Eines, da sie in unserer Welt sofort beseitigt wurden. Nester waren nur in extra für Vögel angefertigte Türme erlaubt.
Seit ich hier war, sah ich meine Welt so anders. Sie war abscheulich. Selbst in den Wäldern mussten alle größeren Bäume einen Mindestabstand von einem Meter voneinander haben, sonst drohten Bußgelder für den Besitzer des Grundstückes. Dies war nur ein Beispiel von vielen die ich hätte nennen können. Andere würden die Vergangenheit vielleicht als dreckig, hässlich und unaufgeräumt betrachten, aber für mich war es wie eine andere Welt. Eine Welt, in der es noch so viel zu entdecken und zu erforschen gab.
Natürlich drohten hier eine Menge Gefahren mehr, als im Jahre 2467, aber andererseits gab es in der Zukunft auch Gefahren die es hier nicht gab, wie beispielsweise ein Atomkrieg oder so was. Die Welt stand immer im Gleichgewicht. Wenn eine Gefahr bezwungen war, kam dafür eine andere.
Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich nicht merkte wie sich jemand von hinten an mich heranschlich, mit der einen Hand meine Arme am Körper festhielt und mit der anderen Hand meinen Mund zuhielt. Trotzdem versuchte ich reflexartig zu schreien und mich aus dem Klammergriff zu befreien, erfolglos. Ich hörte jedoch nicht auf mich zu wehren, so einfach würde ich nicht aufgeben.
Der Fremde hielt mich weiterhin fest. Für einen kurzen Augenblick lang entfernte er seine Hand von meinem Mund, aber der Moment war zu kurz um zu schreien, denn er hielt mir bereits ein Messer an die Kehle.
"Schrei und du bist tot.", raunte die männliche Stimme mir in mein Ohr. Sofort hörte ich auf herumzuzapplen, denn ich spürte, dass ich mir durch diese Bewegung bereits einen kleinen Schnitt zugezogen hatte.
"Braves Mädchen." Ich zitterte unkontrolliert am ganzen Körper und der Mann führte mich durch den Wald, immer noch mit der Klinge am Hals.
Es war dumm von mir zu denken, ich hätte eine Chance gehabt um zu überleben. Dieser Mann würde mich entweder selbst umbringen oder der Stadt ausliefern, die mich ebenfalls umbringen würden. Ich hätte bei den anderen bleiben sollen, dann hätte er nicht angreifen können. So wie ich das sah, war der Mann alleine, aber vielleicht irrte ich mich auch und wo auch immer er mich hinbrachte war noch jemand.
Ich wurde weiter nach vorne gedrängt, bis ich eine kleine Hütte zwischen zwei Eichen sah. Wir steuerten darauf zu.
Der Mann ließ einen meiner Arme aus seinem Klammergriff und drückte mir ein metallenes Etwas in die Hand. Er forderte mich auf, die Tür aufzuschließen, damit er mich nicht loslassen musste um es selbst zu tun.
Ich rieb mit dem Stück Metall über die Stelle an der Tür, welches der Scanner sein musste, doch es passierte nichts.
"Was tust du denn da, Mädchen? Aufsperren sollst du, habe ich doch gesagt." Das Messer drückte nun noch etwas fester auf meine Kehle, sodass ich ein leichtes Brennen spürte. Ich wurde immer nervöser und hektischer. Ich rieb das Metallstück immer wieder über den Scanner, aber es geschah einfach nichts. Verdammt, warum ging das denn nicht?
"Ich weiß nicht wie", stammelte ich und das was-auch-immer-ich-da-in-der-Hand-hatte fiel zu Boden.
"Verdammt!", fluchte der Fremde und wir gingen langsam zusammen auf den Boden zu, um das Etwas aufzuheben. Als ich es wieder in den Händen hatte und ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sollte ich erneut versuchen aufzumachen. Verstand dieser Mann denn nicht, dass ich nicht wusste, wie diese scheiß Tür aufging? Ich versuchte, ihm das zu vermitteln.
"Mr., bitte, ich weiß nicht, was ich tun muss oder was Sie mir da gegeben haben. Wo ist denn hier der Scanner?" Es herrschte einige Sekunden Stille.
"Hey, ich weiß ja nicht was für ein Spiel du mit mir treiben willst, aber du nimmst jetzt diesen Schlüssel, steckst ihn in das Schlüsselloch, drehst ihn um und drehst den Kauf um!" Ich war mir zwar nicht ganz sicher, was diese ganzen Fremdwörter bedeuteten, aber ich konnte es mir zumindest denken und so setzte ich die Forderungen um und die Tür ging auf. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, aber der Mann drängte mich auch schon herein.
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Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018
Science FictionQuinn Montgomery lebt im Jahre 2467. Bei einem gescheiterten Versuch ihrer Mutter zu helfen, kommt sie nicht etwa ins Gefängnis, nein, sie kommt zu der Testreihe für eine Expedition in die Vergangenheit. Mit einem neuen futuristischen Style werden s...