Joyce Montgomery sprintete durch die Straßen von Salem. Sie hatte kein Hovercar mehr, denn sie durfte sowieso nicht mehr fahren, seit sie krank geworden war. Eigentlich sollte sie auch nicht so durch die Gegend rennen, aber das war ihr in diesem Moment egal. Denn es ging um das Leben ihrer Tochter.
Als sie sah, dass Quinn in den Verhörraum gezerrt wurde, hatte sie ihren Fernseher sofort ausgeschaltet und war losgerannt. Sie wusste, was ihrer Tochter nun blühen würde, denn sie hatte es bereits bei anderen Häftlingen gesehen. Sie musste das stoppen, egal wie und für welchen Preis.
Joyce kam schwer atmend an der Polizeiwache an. Ein Husten überfiel sie, aber sie hatte in ihrer Eile keine Taschentücher mitgenommen. Das war ihr egal und sie hustete in ihren Ärmel ihres weißen Nachthemdes. Es störte sie nicht, dass es jetzt rote Flecken hatte, denn nur Quinn war im Augenblick wichtig.
Sie musste diesen Kennedy finden. Joyce hatte gesehen, dass er der einzige gewesen war, der sich für ihre Tochter eingesetzt hatte. Sie hat alles gesehen, denn sie stand schon seit Tagen nicht mehr vom Sofa auf. Sie war Tag und Nacht vor dem Fernseher. Außer dann, wenn sie für einige Minuten einschlief, um nur nach kurzer Zeit wegen einem Hustenanfall wieder geweckt zu werden.
Kennedy hatte nach diesem Zwischenfall seinen Job trotzdem nicht verloren, das wusste sie von einer ehemaligen Arbeitskollegin. Schließlich hatte Joyce selbst einmal bei der Polizei gearbeitet.
Joyce stürmte in das Gebäude und steuerte sofort auf den Mann hinter der Glasscheibe zu. Der Polizist hatte gar keine Chance etwas zu sagen, da schrie sie ihm auch schon entgegen:
"Sie müssen meine Tochter zurückschicken! Sonst wird sie gefoltert. Wollen Sie das? Sie heißt Quinn Montgomery." Der Mann hinter der Scheibe, auf dessen Namenschild Shaun stand, verdrehte die Augen. Joyce wusste allerdings nicht warum er das tat.
"Tut mir leid, ich bin nicht befugt, dies zu tun."
"Dann schicken Sie mich zu jemandem, der befugt ist!" Shaun musterte mich ganz genau.
"Tut mir leid, aber das kann ich nicht tun. Sie werden nichts daran ändern können, was mit den Testpersonen passiert." Alleine schon, wie dieser Polizist Testpersonen sagte, widerte Joyce an. Das hörte sich an, als wären sie nichts weiter als Versuchskaninchen. Aber sie sind auch Menschen, sie haben Rechte, sie haben Gefühle.
"Wollen Sie etwa, dass das diesen Jugendlichen passiert? Verdammt noch mal, Sie sind Polizist! Sie sollten Menschen helfen, statt ihnen Leid anzutun. Kein Mensch, egal wie böse er auch ist, hat so etwas verdient!" Shaun starrte sie einen Moment lang an, dann drückte er auf einen Knopf. Keine zwei Sekunden später, erschienen in der Tür links von ihr zwei Securitymänner. Sie packten Joyce an den Armen, hoben sie hoch und trugen sie wieder hinaus. Sie schrie und versuchte sich zu wehren, was natürlich nicht klappte. Die Männer setzten sie wieder auf der Straße ab und gingen wieder in das Gebäude. Nicht schnell genug rannte Joyce ihnen hinterher. Die Tür war verschlossen. Stundenlang klopfte sie weinend an der Tür und schrie immer wieder dasselbe:
"Helft meiner Tochter, helft Quinn!"
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Ich saß auf einem einfachen Holzstuhl, gefesselt an Armen und Beinen. Es war genau wie damals in Isaacs Hütte und doch war wieder alles ganz anders.
Ich war gefasst und blickte mit festem Blick dem Mann entgegen, der mir gegenüberstand. Er wandte mir den Rücken zu, aber ich wusste, dass es der Mann war, der uns alle aus dem Kerker rausgeholt hatte. Er machte mir Angst, trotzdem schaute ich konsequent ihn an, denn ich wollte mir die ganzen Foltergeräte, die in dem Raum waren, nicht genauer anschauen. Eher wollte ich sie ignorieren, so tun, als wären sie gar nicht da. Wenn ich stark genug daran glauben würde, dass diese ganzen Geräte gar nicht existierten, vielleicht würden sie dann einfach verschwinden. Aber das taten sie natürlich nicht.
Der Mann drehte sich zu mir um, im Augenwinkel konnte ich noch zwei weitere Männer ausmachen, einer welche eine Schreibfeder und eine Schriftrolle in der Hand hielt, der andere saß einfach nur auf einem Stuhl. Der Schreiber schenkte mir wenig Beachtung, er schien sich nur dafür zu interessieren so schnell wie möglich wieder nach Hause zu können. Seine einzige Aufgabe war wohl, alles was hier passierte zu notieren.
Der erste Mann, der nun vor mir stand, begann mir viele Fragen zu stellen.
"Wie ist Ihr Name?"
"Quinn Montgomery."
"Wie ist Ihr Stand in der Gesellschaft?" Wie war mein Stand in der Gesellschaft? Keine Ahnung! Ich kam noch nicht einmal von hier! Aber ich hatte wohl keine großen Überlebenschancen wenn ich mich als Straßenkind bezeichnete.
"Bürger."
"Sind Sie verheiratet und wie viele Kinder haben Sie?" Ich musste lügen, sonst würde ich brennen.
"Ich bin verheiratet und ich habe zwei Kinder." In diesem Zeitalter war es so weit ich wusste gar nicht ungewöhnlich, wenn man in meinem Alter bereits viele Kinder hatte.
"Glauben Sie, dass Christus für Sie gestorben ist und auch, dass Sie durch die Taufe in seinen Gnadenbund aufgenommen worden sind?" Was stellte dieser Mann bitte für Fragen? Das war doch alles so lächerlich, aber ich durfte es mir nicht anmerken lassen.
"Nein."
"Haben Sie sich dessen ungeachtet auf einen Pakt mit dem Teufel eingelassen und Hexerei betrieben?"
"Nein!" Mein Tonfall war unbeabsichtigt etwas höher geraten, doch der Mann ignorierte dies.
Er stellte einfach weitere Fragen, zum Beispiel wie ich nur von Gottes Weg abkommen konnte, wie lange ich bereits Satans Verbündete sei, ob ich mich ihm schriftlich oder mündlich mit Leib und Seele ergeben habe, wie der Teufel hieß, und wie oft ich in der Woche mit diesem Unzucht getrieben habe, ob er mir eine Salbe gegeben habe, wie oft ich diese benutzte und wo sie sei, wo, wie und wann der Teufel und ich eine Zeremonie abgehalten haben, ob noch andere dort waren, wie diese abgelaufen ist, wen sie dort verhexten und Schaden zufügten, Namen derer, die auch dort waren, was Satan mir versprochen habe und ob er das Versprechen gehalten hatte, wie das Mal aussah, welches der Teufel mir gegeben habe, ob ich je für meine Taten Reue gespürt habe und Gott um die Vergebung meiner Sünden bitten wollte und was ich glaubte als Strafe verdient zu haben.
Ich bekam noch viele weitere Fragen gestellt, jede lächerlicher als die Nächste und ich blockte jede einzelne ab, leugnete, dass ich so etwas wie eine Hexe war oder mich mit Satan verbündet hätte. Doch der Mann fragte mich weiter, als ob er nicht verstanden hatte, dass ich nichts zugeben würde.
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Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018
Ciencia FicciónQuinn Montgomery lebt im Jahre 2467. Bei einem gescheiterten Versuch ihrer Mutter zu helfen, kommt sie nicht etwa ins Gefängnis, nein, sie kommt zu der Testreihe für eine Expedition in die Vergangenheit. Mit einem neuen futuristischen Style werden s...