Fiona saß mit nach vorne gebeugtem Kopf in dem Hexenstuhl. So zumindest nannten sie diesen Folterapperat. Seit Tagen saß sie nun schon darin, am Anfang hatte sie kontinuierlich geschrien, aber irgendwann versagte ihre Stimme. Trotzdem hieß das nicht, dass sie den Schmerz nicht noch genauso schlimm spürte wie in den ersten Sekunden. Fiona konnte sich inzwischen keine schlimmere Foltermethode ausmalen, aber sie musste standhalft bleiben, wenn sie das nicht tat, würde sie sterben. Sie klammerte sich an diesen Gedanken, obwohl sie wusste, dass sie keinen weiteren Tag in diesem Stuhl des Grauens überleben würde.
Die hunderten von Spitzen aus Holz, die sich sowohl an der Rückenlehne als auch auf dem Sitz befanden, bohrten sich tief in ihr Fleisch. Es sickerte so viel Blut aus den Wunden, dass sie wohl bald verbluten würde. Aber sie hatte sich geschworen, nichts zu gestehen, was sie nicht getan hatte. Sie war keine Hexe, das mussten diese Menschen doch endlich verstehen! Aber egal, wie standhalft Fiona blieb, gerade das sahen die Männer im Raum nur noch mehr als Satans Werk an. Das war doch so lächerlich. Verdammt!
Nach so langer Zeit in dem Stuhl wurde man langsam verrückt, das war ihr selbst klar. Der gewaltigen Schmerzen nur allzu bewusst, fing sie manchmal einfach ohne Grund an zu lachen, was nicht wirklich zur Schmerzverringerung beitrug. Von außen betrachtet sah das wohl total irre aus. Vielleicht konnte sie nun doch verstehen, warum man dachte, sie habe sich mit dem Teufel verbündet. Aber sie musste selbst zugeben, dass sie verrückt geworden war. Aber war das nicht verständlich? Schließlich hatte sie auch eine Menge Blut verloren. Manchmal sah Fiona auch Dinge. Dinge, von denen sie wusste, dass sie eigentlich gar nicht da waren, weil sie nicht existierten, wie z.B. eine Maus, die in Sekundenschnelle zu einem Einhorn heranwuchs.
"Naaaaaaaa? Ihr da innn drr Zukunft, macht euch diss Spaß mir zuzuschaue? Isch findss auf jenne Full sauuu lustisch, hmmm." Fiona grinste in die schimmernde Luft hinein.
"Ihr müscht alle in deer Ölle brennen!" Es war ihr egal, was der Richter, der Beisitzer und der Protokolleur über sie dachten, sie würde ohnehin sterben. Denn diese eine Sache, nämlich die, dass alle, die vor ihren Fernsehern saßen und das hier mitverfolgten, verdammt waren, das wollte sie unbedingt vor ihrem Tod noch loswerden. Sie würde all denen, die die Idee zu diesem Höllenprojekt vorgeschlagen oder gar unterstützt hatten, nicht die Genugtuung geben, dass man in Fionas Augen sah, wie gebrochen sie wirklich war. Ja, sie würde sterben, aber nicht auf dem Scheiterhaufen wie sie es wollten, sondern hier auf dem Hexenstuhl und das mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen.
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Ich lag auf dem Holztisch, nackt und mit gesenktem Blick voller Scham. Die Fesseln wurden entfernt und ich wurde aufgefordert mir mein Kleid wieder überzuziehen. Wortlos zog ich es wieder an. Ich wollte die letzten Minuten einfach vergessen. Es war schon schlimm genug, dass mich ein fremder Mann auszog, um mich nach irgendwelchen Malen zu untersuchen, aber war es wirklich nötig, dass er mich dabei auch noch überall anfasste? Es widerte mich an. Es war als wollte er sichergehen, dass sich auch ja kein noch so winziges Muttermal – seiner Meinung nach ein Teufelsmal - in einer kleinen Falte versteckte. Natürlich hatte ich mich versucht dagegen zu wehren, aber wie sollte das funktionieren mit fixierten Armen und Beinen?
Aber jetzt war es vorbei und ich wollte auch nicht mehr darüber nachdenken, es war ja nicht so, als hätte mich der Mann vergewaltigt. Obwohl es sich ein bisschen so angefühlt hatte.
Als ich angezogen war, wurde ich wieder auf dem Stuhl festgebunden. Ich ließ es geschehen. Der Mann trat vor mich und hatte plötzlich einen seltsam aussehenden Apparat in der Hand. Ich sah eine Zwinge. Die beiden Backen an dem Gerät waren mit einem Gewinde mit Schrauben verbunden.
"Das hier ist die Daumenschraube. Da werden deine Finger hineingelegt und man kann dieses Gerät immer weiter zusammenziehen, im äußersten Fall bis die Finger zerquetscht werden und die Knochen brechen. Wir haben sie erst kürzlich angewandt, bei einem eurer...Satansanhänger. Wie hieß der Bursche noch mal? Ronald? Nein Robin...oder so ähnlich." Robin Achenbach, ich erinnerte mich an ihn. Ich hatte mich kurz vor der Reise ein wenig mit ihm unterhalten, er war nett. Jetzt war er wahrscheinlich tot. Der Mann zeigte auf eine Konstruktion aus einer Menge Holz, sodass ich nicht sagen konnte, welcher Teil wozu gehörte oder für was es war. Aber eines stand fest. Es war nichts Gutes.
"Das ist die Streckbank, daran wird man mit Armen und Beinen gefesselt und das Seil wird immer stärker angezogen, bis die Arme ausgekugelt werden." So ging es weiter, der Mann erklärte mir die Funktionen der verschiedensten Foltergeräte in diesem Raum. Ich wollte eigentlich nichts davon wissen, aber es war wohl so beabsichtigt, dass er mich damit einschüchterte bevor er sie bei mir verwendete. Er wollte, dass ich gestand. Gestand, eine Hexe zu sein, aber das würde ich niemals zugeben, selbst wenn es mein Leben retten würde. Aber das tat es sowieso nicht, also spielte es gar keine Rolle. Ich fand, es war nicht nötig, dass man mich bemitleidete - nicht, dass das jemand getan hätte - aber ich war der Meinung, dass es eher diese Männer hier sind, die bemitleidet werden sollten.
Er erklärte mir noch den Zug. Dabei wurden einem die Hände am Rücken zusammengebunden und dort mit einem Seilzug in die Höhe gezogen. Zur Verschärfung wurden Gewichte an die Füße gebunden.
Der Hexenstuhl hatte am Sitz und am Rücken lauter scharfe Kanten und Spitzen aus Holz. Er war für eine Art von Dauerfolter gedacht. Diese Folter zielte neben den Schmerzen auch auf Schlafentzug ab. Die Kanten und Spitzen aus Holz bohrten sich bei den fest an den Stuhl Gefesselten tief ins Fleisch. Oft bekam man dabei Halluzinationen.
Ansonsten gab es noch Dinge wie die Zungenschraube oder die Mundbirne.
"So, aber ich würde vorschlagen, dass wir erst einmal klein anfangen, damit, dass ich dir heißen Wachs auf die Haut träufele. Oder hast du bereits jetzt das Verlangen, etwas zu gestehen?"
"Sicher nicht.", antwortete ich mit knirschenden Zähnen.
"Nun denn..." Er ging herüber zu den Kerzen, welche bereits die ganze Zeit über brannten und nahm eine in die Hand. Der Mann kam wieder zu mir und ergoss ohne zu zögern das flüssige Kerzenwachs über meine Beine.
Es geschah wie in Zeitlupe. Ich sah genau, wie er die Kerze kippte, wie das Wachs, welches schon eine Weile der Hitze der Flamme ausgesetzt gewesen war und deshalb bereits flüssig war, über den Rand floss, wie das Wachs, das sogar etwas brannte, fiel, und wie es sich großflächig auf meinen Beinen verteilte. Ich fing in der Sekunde an zu schreien, in der das Wachs Brandblasen auf meinen Beinen verursachte.
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Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018
Ciencia FicciónQuinn Montgomery lebt im Jahre 2467. Bei einem gescheiterten Versuch ihrer Mutter zu helfen, kommt sie nicht etwa ins Gefängnis, nein, sie kommt zu der Testreihe für eine Expedition in die Vergangenheit. Mit einem neuen futuristischen Style werden s...