6a

113 11 0
                                    

Es war ein Ohrring. Einer, mit einem unechten Diamanten. Reflexartig griff ich mir an mein Ohr und tatsächlich, einer fehlte. Ich strich mir die Harre hinter mein Ohr und ich sah wie Isaac darauf starrte.

"Mein Vater wollte, dass ich ihn verkaufe. Ein Diamant würde unsere Familie sofort reich machen. Ich wollte ihn aber behalten. Also hat mein Vater ihn mir weggenommen und einen Käufer gefunden. Er war weg, aber ich hab ihn mir irgendwann wieder zurückgestohlen."

"Das erklärt aber noch nicht, warum du mich für unsterblich hälst."

"Doch, natürlich tut es das. Du siehst noch haargenau aus wie damals, als ich dich gesehen habe. Du bist keinen Tag gealtert." Ich dachte über seine Worte nach. Alles was Isaac mir gesagt hatte, ergab Sinn. Ich wusste jedoch nichts darauf zu erwidern. Er würde mir niemals glauben und genau das sagte ich ihm auch.

"Ich schwöre dir bei Gott unserem Herrn, dass ich dir glauben werde. Ich mache nicht denselben Fehler wie all die, die mir damals nicht glaubten." Nun wartete Isaac gebannt auf eine Antwort. Aber wo sollte ich nur anfangen? Sollte ich direkt zur Sache kommen, oder zuerst die Vorgeschichte erzählen? Die Vorgeschichte ergab aber vermutlich wenig Sinn, wenn er rein gar nichts über meine Herkunft wusste. Also entschied ich, direkt auf den springenden Punkt zu kommen.

"Ich komme aus der Zukunft. Naja, eigentlich wir alle." Ich wartete auf eine Reaktion seinerseits, doch es kam keine. Er saß einfach da, schaute mich an, sagte aber nichts und verzog auch keine Miene. Glaubte er mir etwa doch nicht?

"Welches Jahr?", fragte er dann nach einer gefühlten Ewigkeit.

"2467." Isaac schluckte einmal schwer und schaute auf seine Hand, in welcher sich immer noch der Ohrring befand. Nach all den Jahren, die er ihn hatte, war er bereits etwas abgenutzt an den Ecken. Wie konnte man so denken, der Diamant wäre echt?

Er hob seinen Arm, entfernte den Stöpsel und zeigte auf mein Ohr.

"Darf ich?" Ich nickte stumm und er kam näher an mich heran, um mir den Ohrring wieder anzustecken. Dabei kam mir ein wunderbarer Duft von Kiefern entgegen.

Als Isaac fertig war, fuhr er mir durch mein Haar und wirbelte eine Strähne um seinen Finger.

"Haben in der Zukunft alle solche...farbenfrohen Haare?" Ich zuckte zurück. Das war dann doch etwas zu nahe. Er ließ mein Haar los und rückte etwas von mir ab. Es enttäuschte mich ein wenig, obwohl ich es doch eigentlich so gewollt hatte. Aber was war nur mit mir los? Ich durfte doch nicht einen Kerl anhimmeln, der mich entführt und geschlagen hat! Dabei wollte ich gerade nichts anderes, als mich in diesen stechend blauen Augen, in denen silberne Sprenkel schimmerten zu verlieren, durch dieses so verdammt weich aussehend schwarze Haar wuscheln und mich auf diese wohlgeformten L-.

Halt! Was dachte ich da eigentlich? Ich sollte lieber dafür sorgen, dass ich schnell verschwinden konnte. Freya und die anderen machten sich sicherlich schon riesige Sorgen.

"Die Leute in der Zukunft haben in den meisten Fällen die Haare wie du. Man hat uns nur für die Show die Haare gefärbt und uns tätowiert." Kaum, dass ich das ich das Wort 'Show' ausgesprochen hatte, kam die Erinnerung daran zurück, dass mir wohl gerade die ganze Welt zuschaute. Es war das Erste Mal, seit ich in der Vergangenheit war, dass ich an die Kameras dachte. Ich fühlte mich auf der Stelle unwohl und beobachtet. Ich schaute um mich herum und erst jetzt, da ich darauf achtete, sah ich das Schimmern, welches überall um mich herum war. Isaac spürte mein Unbehagen, denn er fragte:

"Was ist denn los?" Er schaute sich um, aber als er nichts entdecken konnte, sah er mich fragend an.

"Ach nichts." Ich konnte ihm nicht sagen, dass wir gefilmt wurden. Wenn er überhaupt verstehen würde was ein Film ist, dann würde er sich von mir entfernen. Warum fand ich diesen Gedanken nur so schrecklich?

Isaac wollte etwas sagen, doch ich übertönte seine Worte mit meinem plötzlichen Geschrei. Was zur Hölle war das für ein dickes schwarzes Ding auf meinem Arm? Es hat sich bewegt! Ich schrie noch mehr. Ich schüttelte mich um es los zu werden und es flog auf den Boden, wo es erneut in meine Richtung zu krabbeln schien.

"Bitte Isaac, bitte, mach das weg!!!" Es kam immer näher.

Nachdem Isaac den Schock meines plötzlichen Schreis überwunden hatte, fing er genüsslich an zu lachen. Er stand auf, ging zu diesem Ding und ließ es auf seinen Finger krabbeln. Ich bekam eine Gänsehaut. Er ging zum Fenster, öffnete es und ließ es raus.

Er kam zurück und hatte noch immer ein Grinsen im Gesicht.

"Beruhige dich mal. Wow, du zitterst ja. Das war doch nur eine kleine Spinne." Eine Spinne? Ich hatte schon Spinnen auf Bildern gesehen, aber sie galten als ausgerottet, weshalb ich noch nie eine gesehen hatte.

"Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe, aber bei uns gibt es keine Spinnen." Er lachte noch einmal und ließ das Thema dann fallen. Stattdessen fragte er mich:

"Hast du Hunger? Du hast bestimmt ewig nichts mehr gegessen." Bei der Erwähnung von Essen begann mein Magen laut zu knurren.

"Das werte ich mal als ein Ja."

.

.

.

Heyyy Leute💙💙💙, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Kommentiert und votet fleißig weiter.💙

Blue Witch #redroseaward2019 #magicheartaward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt